Hornblower 08 - Der Kommodore
er seinen Schreibtisch und holte Tinte und Feder heraus. Dem Bericht war wenig hinzuzufügen. Er las die letzten Worte: Ich darf mir erlauben, Korvettenkapitän William Vickery und Leutnant Percival Mound sowohl wegen ihres ausgezeichneten persönlichen Verhaltens, als auch wegen ihrer beruflichen Tüchtigkeit der besonderen Aufmerksamkeit Ihrer Lordschaften zu empfehlen. Dann begann er einen neuen Satz: Ich nehme die Entsendung der Clam nach England zum Anlaß, dieses Schreiben zu übermitteln. In Übereinstimmung mit dem Vorschlag Seiner Exzellenz Lord Cathcarts werde ich mich mit dem Rest meines Verbandes sofort nach Riga begeben, um dort den russischen Streitkräften alle mögliche Unterstützung zuteil werden zu lassen. Einen Augenblick dachte er daran, noch eine der üblichen Formeln hinzuzufügen, zum Beispiel: Ich hoffe, daß dieses Vorgehen die Billigung Ihrer Lordschaften finden wird oder etwas Ähnliches. Aber er ließ seine Absicht gleich wieder fallen, denn das wären doch nur leere und nichtssagende Worte gewesen. Er tauchte seine Feder ein und schrieb dann einfach: Ich habe die Ehre zu sein Ihr gehorsamer Diener Horatio Hornblower, Kapitän zur See und Kommodore.
Während er das Schreiben zusammenfaltete, rief er nach Brown. Dann schrieb er die Adresse: Edward Nepean Esq., Sekretär der bevollmächtigten Lords der Admiralität. Brown brachte ihm Kerze und Siegellack, er versiegelte seinen Brief mit Sorgfalt und legte ihn beiseite. Jetzt nahm er einen neuen Bogen und begann wieder zu schreiben:
H.M.S. Nonsuch, Ostsee
Meine liebe Frau,
Der Kutter wartet auf die Post nach England, deshalb kann ich den Briefen, die ich Dir in Erwartung einer solchen Gelegenheit schon früher geschrieben habe, nur diese wenigen Zeilen hinzufügen. Ich bin bei bester Gesundheit, und meine Unternehmungen haben bis jetzt einen günstigen Verlauf genommen. Soeben hat mich die große Nachricht vom Ausbruch des Krieges zwischen Bonaparte und Rußland erreicht. Ich hoffe, daß dieser Schritt Bonapartes sich zuletzt als sein größter Fehler erweisen wird, für die nähere Zukunft sehe ich allerdings nur langwierige und verlustreiche Kämpfe voraus. Leider wird es mir durch diese Umstände fürs erste nicht vergönnt sein, Deine liebe Nähe zu genießen, wenigstens so lange nicht, bis das Eis in den Häfen weitere Operationen in diesen Gewässern verbietet.
Ich nehme als gewiß an, daß Du wohlauf und guter Dinge bist, und daß die Anstrengungen der Londoner Season Dir nicht allzuviel anhaben konnten. Vor allem beruhigt mich der Gedanke, Dich wieder in der guten Luft von Smallbridge zu wissen, die bald wieder Rosen auf Deine Wangen zaubern wird, so daß auch die Launen der Schneiderinnen und Putzmacherinnen Deine Gesundheit und Deinen Seelenfrieden nicht mehr über Gebühr beeinträchtigen werden.
Ich hoffe auch, daß Richard so brav und gehorsam ist, wie es sich gehört, und daß seine Zähnchen auch weiterhin ohne größere Störungen und Schwierigkeiten durchbrechen. Wie schön wäre es, wenn er schon so groß wäre, daß er mir selbst schreiben könnte, besonders, wenn er mir dann über Dich berichtete - nur ein Brief von Dir selbst könnte mir noch mehr Freude machen. Ich denke, daß auch uns bald Post aus England erreichen wird, und freue mich schon jetzt darauf, von Dir nur Gutes zu hören.
Wenn Du Deinen Bruder, Lord Wellesley, siehst, dann bestelle ihm bitte meinen ergebensten Gruß. Dir allein aber gehört meine ganze Liebe.
Dein getreuer Mann Horatio
Wychwood nahm die Briefe, die ihm Hornblower gab, und schrieb auf Bushs Schreibtisch mit Bushs Feder eine Empfangsbescheinigung dafür. Dann streckte er ihm die Hand hin.
»Leben Sie wohl, Sir«, sagte er, zögerte einen Augenblick und fügte dann mit hastigen, verlegenen Worten hinzu: »Gott allein weiß, wie dieser Krieg ausgehen wird. Ich fürchte, die Russen werden geschlagen. Aber Sie haben mehr als irgendein anderer dazu beigetragen, den Krieg zum Ausbruch zu bringen.
Sie haben wahrhaftig Ihre Pflicht getan, Sir.«
»Ich danke Ihnen«, sagte Hornblower.
Erregt und verstört stand er auf dem Achterdeck der Nonsuch während über ihm zum Abschiedsgruß für die Clam die Kriegsflagge gedippt wurde, und beobachtete den Kutter, der jetzt seine Reise nach England antrat. Er sah ihm nach, bis er aus der Sicht verschwand. Inzwischen hatte auch die Nonsuch wieder vollgebraßt, um Riga anzusteuern, wo ihn gewiß neue, unbekannte Abenteuer erwarteten. Er wußte ganz
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