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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Kanonenboote kamen in großem Abstand hinterher. Unter den heutigen Windverhältnissen war sogar die schwerfällige Nonsuch imstande, sie auszusegeln. Allenthalben herrschte tiefster Friede. Auf dem Vorschiff überholte eine Gruppe von Seeleuten unter Anleitung des Segelmachers ein Großsegel, auf dem Mitteldeck holte eine andere Gruppe einen sogenannten ›Bären‹an Deck hin und her. Ein›Bär‹ ist eine riesige, mit Sand beschwerte Kokosmatte, er taugt noch besser zum Scheuern der Decksplanken als Sand und Steine. Auf dem Achterdeck hielt der Steuermann Unterricht in Navigation, seine Maaten und Fähnriche standen mit ihren Sextanten in der Hand im Halbkreis um ihn herum. Hornblower trat nahe genug heran, um hören zu können, wie ein Fähnrich - noch ein Kind vor dem Stimmbruch - seine Antwort auf die Frage herunterleierte, die soeben auf ihn abgefeuert worden war.
    »Die Parallaxe ist der Winkel zwischen einer Linie vom Gestirn zum Erdmittelpunkt und einer Linie... und einer Linie... einer Linie...« Der Fähnrich hatte plötzlich zu seinem Schrecken bemerkt, daß der Kommodore hinter ihm stand. Seine Stimme begann zu zittern und erstarb dann völlig. Bis zu diesem Punkt hatte er Nories Leitfaden der Navigation wortwörtlich aufgesagt.
    Es war übrigens der junge Gerard, der Neffe des Zweiten Offiziers der Sutherland. Hornblower hatte ihn seinem Onkel zuliebe an Bord genommen, der immer noch in einem französischen Gefängnis saß. Der Steuermann runzelte seine Brauen. »Los, weiter, Mr. Gerard«, sagte er.
    Hornblower sah im Geist den jungen Gerard schon vor sich, wie er, über ein Geschützrohr gebeugt, mit Hilfe eines geschmeidigen Stockes wenigstens darüber belehrt wurde, daß man Nories Leitfaden unbedingt auswendig können müsse. Da ihm der Junge leid tat, griff er eilends ein. zwischen einer Linie vom Erdmittelpunkt zum Gestirn«, sagte er über Gerards Schulter hinweg, »und einer Linie vom Auge des Beobachters zum Mittelpunkt des Gestirns. Ist das richtig, Mr. Tooth?«
    »Ganz richtig«, sagte der Steuermann.
    »Ich glaube, Mr. Gerard hat es gewußt, nicht wahr, mein Junge?«
    »Ja. Jawohl, Sir.«
    »Das dachte ich mir, ich war auch in deinem Alter, als ich diesen Satz lernte.«
    Hornblower nahm seinen Spaziergang wieder auf und hoffte, daß er Gerards mageres Hinterteil vor einer unsanften Behandlung bewahrt hatte. Daraus, daß der Fähnrich der Wache aufgeregt nach Tafel und Griffel rannte, entnahm er, daß auf einem Schiff des Verbandes ein Signal wehte. Zwei Minuten später trat der Fähnrich mit der Meldung in der Hand grüßend auf ihn zu. »Lotus an Kommodore: ›Land in Sicht in Süd‹ .«
    Das war wohl Pissen, das an der Südseite der Einfahrt zum Rigaischen Meerbusen lag.
    »Antworten Sie: ›Drehen Sie bei und erwarten Sie Kommodore‹ « Wenn es nicht so diesig wäre, müßte die Insel Ösel im Norden aus dem Topp gerade noch zu erkennen sein. In diesem Augenblick überschritten sie also die Schwelle zu neuen Abenteuern. Einige siebzig Meilen weiter, im innersten Winkel der Bucht, lag die Stadt Riga und erzitterte wahrscheinlich gerade in diesem Augenblick bereits unter dem Angriff der Armeen Bonapartes. Er aber brauchte bei dieser bloßen Andeutung einer Brise gewiß noch mehrere Tage, ehe er die Stadt erreichte. Die Tatsache, daß sie nun erneut in die russischen Hoheitsgewässer einliefen, brachte nicht die geringste Störung in das ruhige Gleichmaß des Bordlebens.
    Alles und jedes nahm nach wie vor seinen planmäßigen Verlauf, und doch wurde Hornblower von einer dunklen Ahnung gepackt, als ob mancher, der jetzt mit ihm in diese Bucht einlief, nie mehr herauskommen sollte - wer wußte es, vielleicht kam keiner davon. Obgleich die Sonne heiß vom strahlenden Himmel auf ihn herunterbrannte, konnte er sich nur schwer von einem Frösteln befreien, das ihn bei all diesen düsteren Vorahnungen plötzlich befiel. Also auch er selbst - war es nicht ein seltsamer Gedanke, daß er ausgerechnet hier begraben sein sollte?
    Irgendwer, die Russen, die Schweden oder die Finnen, hatte den Schiffahrtsweg durch die trügerischen Untiefen der Bucht von Riga gut ausgebojt. Obwohl das Geschwader für die Nacht ankern mußte, erlaubte es ein leichtes Auffrischen und Ausschießen des Windes, bis zum Abend des folgenden Tages das innerste Ende der Bucht zu erreichen. Am Mittag trafen sie einen Lotsen, einen Mann mit einem riesigen Vollbart, der selbst bei dieser glühenden Hitze Seestiefel und eine

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