Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
dicke, warme Jacke trug. Als Hornblower ihn mit Fragen über den Kriegsverlauf zu bestürmen begann, blinzelte er ihn an wie eine Eule. Ja, man hatte preußische und französische Kavalleriepatrouillen gesehen, die gegen Riga vorgingen. Und was den Hauptkampf betraf, da erzählte man sich von einer wütenden Schlacht bei Smolensk, und die Leute erwarteten allgemein, daß Bonaparte dort geschlagen würde. In Riga sehe es so aus, als träfe man Vorbereitungen für eine Belagerung - jedenfalls sei eine Unmenge Soldaten dort. Gestern sei er mit seinem Kutter ausgelaufen, da habe man überall Aufrufe angeschlagen, in denen das Volk aufgefordert wurde, bis zum letzten Mann zu kämpfen. Aber niemand könne sich im Ernst vorstellen, daß die Franzosen die Stadt wirklich angreifen würden.
    Hornblower wandte sich zuletzt ungeduldig ab. Das war auch wieder so ein ahnungsloser Zivilist, der nichts von dem wußte, was wirklich vorging, und den Ernst der Lage keineswegs begriffen hatte. Livland, das in vergangenen Jahrhunderten ständig der Kampfplatz Nordeuropas gewesen war, hatte während der letzten drei Generationen keinen Gegner im Lande gesehen und alle Überlieferungen von früheren feindlichen Einfällen vergessen. Hornblower dachte nicht daran, mit seinem Geschwader in die Düna (seltsame Namen hatten diese Russen!) einzulaufen, wenn die geringste Gefahr bestand, daß ihm der Rückweg abgeschnitten wurde. Er starrte durch sein Glas nach dem flachen grünen Ufer hinüber, das nun endlich auch von Deck aus zu sehen war. Fast genau hinter dem Geschwader ruhte die Sonne in einem feurigen Wolkenbett auf dem Horizont, aber es blieb immer noch mindestens zwei Stunden hell. Die Nonsuch näherte sich leise und stetig ihrem Ziel, Riga.
    Da trat Busch auf ihn zu und hob grüßend die Hand an den Hut.
    »Verzeihung, Sir, hören Sie es auch? Sollte das Geschützfeuer sein?« Hornblower lauschte angespannt zum Land hinüber. »Ja, weiß Gott, das ist Geschützfeuer!« sagte er.
    Ein ganz schwaches, leises Brummen drang vom fernen Ufer gegen den Wind bis hierher.
    »Die Froschfresser sind uns zuvorgekommen«, sagte Bush.
    »Halten Sie sich bitte klar zum Ankern«, sagte Hornblower.
    Langsam kroch die Nonsuch voran und glitt mit drei bis vier Knoten Fahrt dem Lande zu. Das Wasser ringsum war jetzt graugelb von dem Schlick, den der mächtige Strom zum Meer beförderte. Die Mündung der Düna war nur noch eine bis zwei Meilen entfernt. Nach den starken Frühjahrsregen und der Schneeschmelze führte sie bestimmt Hochwasser. Ein durch Tonnen bezeichneter Mittelgrund erlaubte Hornblower die genaue Bestimmung seines Schiffsortes. Danach gelangte er allmählich in den Bereich weittragender Geschütze, die an jenem flachen grünen Strand stehen mochten. Steuerbord vorn kam jetzt eine Kirche in Sicht, die in der gelben Flut zu stehen schien, ihr Zwiebelturm war von einem goldenen Kreuz gekrönt, das sogar auf diese Entfernung in der roten Glut des Sonnenunterganges leuchtete. Das war sicher der Ort Dünamünde am linken Stromufer. War er in französischer Hand, dann war das Einlaufen in die Mündung gefährlich und, wenn sie bereits schwere Geschütze aufgefahren hatten, unmöglich.
    Vielleicht war es schon soweit.
    »Kapitän Bush«, sagte Hornblower, »ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie jetzt zu Anker gingen.«
    Die Kette rasselte durch die Klüse, und die Nonsuch törnte in den Wind, während die Leute in die Toppen enterten, um die Segel festzumachen. Als eben die anderen Schiffe heranschlossen und gleichfalls ihr Ankermanöver vorbereiteten, beschlich Hornblower das Gefühl, übereilt gehandelt zu haben, am meisten bedauerte er, daß die Dunkelheit einbrach, ehe er Verbindung mit Land aufgenommen hatte.
    »Lassen Sie mein Chefboot klarmachen«, befahl er. »Kapitän Bush, ich werde mich auf Harvey einschiffen. Während meiner Abwesenheit übernehmen Sie die Führung des Verbandes.«
    Mound stand an Deck und empfing ihn grüßend, als er sich über das niedrige Schanzkleid der Harvey schwang. »Los, Mr. Mound, vollgebraßt! Wir wollen mit Kurs auf die Kirche da drüben näher ans Ufer heran. Sorgen Sie für einen guten Lotgast.«
    Das Kanonenboot glitt wie ein Schatten über das glatte Wasser, sein Anker war gekattet und klar zum Fallen. Der Himmel war auch jetzt noch hell genug, denn hier auf 57 Grad nördlicher Breite sank die Sonne um diese Zeit kurz vor der Sonnenwende nur noch wenig unter den Horizont. »Der Mond geht in einer Stunde

Weitere Kostenlose Bücher