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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Hornblower miteinander redeten, hatten zwei der Gefangenen ihrem verwundeten Kameraden den Ärmel aufgeschnitten und seinen Arm verbunden. Nun saßen sie alle im Wassergang, wo sie nicht störten, während die Harvey langsam zum Ankerplatz der Nonsuch zurückkreuzte.
    »Auf Riemen!« kommandierte Brown, und die Chefbootsbesatzung hörte auf zu pullen. »Bug!«

18. Kapitel
    Der Bugmann legte seinen Riemen ins Boot und griff nach dem Bootshaken, während Brown mit dem Chefboot in der wirbelnden Strömung der mächtigen Düna sauber an der Pier längsseit schor. Eine neugierige Schar von Rigensern beobachtete das Manöver und gaffte offenen Mundes, als Hornblower die steinernen Stufen zur Straße emporeilte, Epauletten, Ordensstern und Säbel glitzerten in der brennenden Sonne. Jenseits der Schuppenreihe am Quai vermutete er einen breiten, von spitzgiebligen, mittelalterlichen Häusern umstandenen Platz, aber er hatte keine Zeit, sich mit diesen ersten Eindrücken von der Stadt Riga zu befassen. Da stand schon die übliche Ehrenwache, die er begrüßen mußte, an ihrer Spitze der übliche Offizier und neben ihm die wohlbeleibte Gestalt des Gouverneurs, General Baron von Essen. »Die Stadt Riga heißt Sie willkommen«, sagte Essen. Er war ein Balte, ein Abkömmling jener deutschen Ritter, die Livland vor Jahrhunderten den Heiden entrissen hatten. Das Französisch, das er sprach, erinnerte in seiner explosiven Art etwas an den Dialekt der Elsässer. Ein offener Wagen mit zwei feurigen, unablässig tänzelnden Pferden erwartete sie. Der Gouverneur half Hornblower beim Einsteigen und setzte sich dann neben ihn. »Unser Weg ist nur ganz kurz«, sagte er, »aber wir wollen doch die Gelegenheit benutzen, uns dem Volke zu zeigen.«
    Der Wagen holperte und schwankte ganz fürchterlich durch die mit Katzenköpfen gepflasterten Straßen, Hornblower rutschte zweimal, nach besonders heftigen Stößen, der Dreimaster aufs Ohr, so daß er ihn mit einem raschen Griff wieder zurechtsetzen mußte, aber er brachte es doch fertig, aufrecht und mit gleichmütigem Gesicht sitzenzubleiben, während sie durch enge, menschenerfüllte Straßen rasten und von allen Leuten mit höchster Neugier angestarrt wurden. Es konnte nicht schaden, wenn die Einwohner der belagerten Stadt einen britischen Seeoffizier in voller Uniform zu Gesicht bekamen, sein Anblick bot ihnen die Gewähr, daß Riga in dieser Stunde der Prüfung nicht ohne Freunde war.
    »Das Haus der Ritterschaft«, erklärte Essen, als der Kutscher vor einem schönen alten Gebäude anhielt, das von einer Postenkette bewacht war. Im Haus empfingen sie Offiziere in Uniform, einige wenige Zivilisten in Schwarz und viele, viele Frauen in großen Toiletten. Einige der Offiziere hatte Hornblower schon am Morgen bei der Besprechung in Dünamünde kennengelernt; Essen beeilte sich, ihn mit den übrigen Anwesenden bekannt zu machen, soweit es sich um Leute von Rang und Bedeutung handelte. »Seine Exzellenz, der Herr Statthalter von Livland«, sagte Essen, »und Gräfin...«
    »Ich habe bereits das große Vergnügen gehabt, Frau Gräfin kennenzulernen«, unterbrach ihn Hornblower.
    »Der Kommodore war mein Tischherr bei einem Diner in Peterhof«, erklärte die Gräfin.
    Sie war so schön und so lebenslustig wie je, während sie, die Hand auf dem Arm ihres Gatten, vor ihm stand, nur ihr Blick war vielleicht nicht ganz so schwül, wie er damals gewesen war.
    Mit höflicher Gleichgültigkeit neigte sie vor Hornblower den Kopf, Ihr Mann war groß und knochig und alles andere als jung, von der Oberlippe hing ihm ein dünner Schnurrbart herab, und seine Kurzsichtigkeit zwang ihn dazu, ein Monokel zu tragen.
    Lächerlich, daß ihn diese Begegnung verlegen machte, und doch war es so, aber er durfte sich um Gottes willen nichts anmerken lassen. Der Statthalter mit seiner Vogelnase sah ihn womöglich noch gleichgültiger an als seine Frau. Die meisten anderen Leute waren begeistert, einen englischen Seeoffizier kennenzulernen, der Statthalter allein bemühte sich gar nicht, zu verbergen, daß er, der unmittelbare Stellvertreter des Zaren und ständige Gast in den kaiserlichen Palästen, diesen provinziellen Empfang langweilig fand und daß auch der Ehrengast in seinen Augen nur irgendein kleiner Niemand war. Hornblower war jetzt mit der Etikette bei offiziellen russischen Festessen vertraut, vor allem wußte er, daß die Tische mit den Hors d'oeuvres nur einen vorbereitenden Imbiß boten. Wieder bekam er

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