Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Soldaten sei der Brotbeutel des Gegners. In diesem Augenblick sah er, wie sich drüben ein Mann umwandte und das Gewehr gegen ihn anschlug. Der Qualm des Schusses fuhr aus dem Lauf, sein Pferd machte einen krampfhaften Satz, steckte dann den Kopf zwischen die Vorderbeine und überschlug sich. Hornblower fühlte, wie er durch die Luft flog, war jedoch infolge seiner Erregung nicht im geringsten erschrocken und wurde erst durch den krachenden Aufprall, mit dem sein Flug ein Ende fand, aufs peinlichste überrascht. Die gewaltige Erschütterung nahm ihm den Atem und schien ihm alle Knochen zerschlagen zu haben, dennoch arbeitete sein immer wacher Geist so klar wie je. Er hörte und fühlte, wie der Flankenangriff, den er eingeleitet hatte, mit Hurra über ihn hinwegging und alles vor sich herfegte. Erst als er sich langsam erhob, merkte er plötzlich, wie schwach und mitgenommen er war. Er konnte sich kaum im Gleichgewicht halten, und als er ein paar Schritte vorwärts humpelte, um seinen Säbel aufzuheben, der ihm dort zwischen zwei Gefallenen aus dem Staub entgegenblitzte, da drohten seine Beine unter ihm nachzugeben. Unvermittelt überkam ihn ein Gefühl der Verlassenheit, aber noch ehe es sich seiner bemächtigen konnte, schlug auch schon eine Woge menschlicher Herzlichkeit und Kameradschaft über ihm zusammen. Essen und sein Stab stießen ein begeistertes Freudengeschrei aus und überhäuften ihn mit Glückwünschen, von denen er kein Wort verstand, während er, seinen Säbel in der Hand, mit zerschundenen Gliedern und zerrissener Uniform vor ihnen stand. Einer der Offiziere sprang von seinem Gaul, und Hornblower sah sich von vielen Händen in den Sattel gehoben. Dann trabten sie an, und die Pferde suchten sich achtsam ihren Weg zwischen den Toten und Verwundeten hindurch. Der Weg führte sie über das von der Beschießung zerrissene und gemarterte Land bis nach vorn zu den Brustwehren. Unter regellosem Musketenfeuer wurden die letzten Reste der Sturmtruppen gerade durch die offene Bresche zurückgejagt. Als der Reitertrupp den eigenen Befestigungen näher kam, eröffneten die Geschütze des geschlagenen Gegners wieder ihr Feuer, und ein paar ihrer Schüsse heulten ihnen dicht über die Köpfe weg. Da verhielt Essen als vernünftiger Mann seinen Gaul und zog sich im Schritt aus dem Feuerbereich zurück.
    »Diesen Augenblick werde ich nie vergessen«, sagte er und blickte nachdenklich über den Schauplatz des Gefechtes.
    Hornblower hatte nach wie vor einen völlig klaren Kopf. Er konnte sich vorstellen, wie hart dieser Rückschlag für den Belagerer sein mußte. Nach all den schweren, vorbereitenden Kämpfen hatte er seine Sappen endlich bis zu den Wällen der Verteidiger vorgetrieben, hatte eine Bresche geschossen und zuletzt den entscheidenden Sturm unternommen, der Dünamünde zu Fall bringen sollte. Da sah er sich im letzten Augenblick wieder auf seine Ausgangsstellungen zurückgeworfen, obwohl die Bresche schon in seiner Hand gewesen war. Er wußte, wie schwer es jetzt für Macdonald sein würde, seine Leute zu einer Wiederholung dieses Angriffs zu bewegen, ein blutiger Rückschlag wie dieser nahm dem Soldaten alle Angriffslust und Einsatzfreudigkeit. Auch im günstigsten Fall mußte Macdonald bis zum nächsten Angriff erhebliche Zeit verstreichen lassen. Er mußte sein hämmerndes Feuer noch tagelang fortsetzen und seine Sappen und Parallelgräben vervielfältigen, ehe er einen neuen Sturm wagen konnte. Vielleicht wies der Ort auch diesen ab. Vielleicht kam nun wirklich der letzte vergebliche Versuch, wurde dem Eroberer endgültig Halt geboten. Hornblower fühlte sich zu erleuchteter Schau erhoben. Er dachte an die Nachricht von Massenas Rückzug vor Lissabon - damit hatte es im Süden angefangen, hatte es dort begonnen, im Gebälk des napoleonischen Reiches zu knistern, heute stand Wellington in Madrid und bedrohte von dort aus Frankreich selbst. Vielleicht gebot Riga dem Eroberer im Norden Halt, blieb diese zerschossene und einmal vergeblich gestürmte Bresche für immer der nördlichste Punkt, den die Soldaten Bonapartes erreichten. Jedenfalls - Hornblowers Pulse schlugen rascher - hatte er mit seinem Flankenangriff, dem überraschenden Ansturm einiger hundert im Toben der Schlacht zusammengeraffter Männer, einen entscheidenden Schlag gegen Bonapartes ausschweifende Welteroberungspläne geführt. Das war ein Verdienst, das ihm niemand nehmen konnte, und in der Times nahm es sich bestimmt glänzend aus, wenn

Weitere Kostenlose Bücher