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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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daß er in den steifen, preußischen Paradeschritt gefallen war, den er so lange beibehielt, bis sie am anderen Flügel der Spanier angelangt waren. Das machte eben die militärische Erziehung, für Bülow war es undenkbar, eine solche Ehrenbezeigung anders als im Paradeschritt entgegenzunehmen und zu erwidern. Und doch war ihm darüber offensichtlich nicht entgangen, daß es mit dieser Truppe eine besondere Bewandtnis hatte. Seine Augen quollen ihm von all den Fragen, die er nicht auszusprechen wagte, förmlich aus dem Kopf. »Spanier«, sagte Hornblower in beiläufigem Ton. »Vor kurzem ist eine ganze Division Spanier und Portugiesen von der Hauptarmee Bonapartes zu uns übergelaufen. Sie stehen im Gefecht ihren Mann, diesmal haben sie das Verdienst, den Sturmangriff endgültig abgewiesen zu haben. Es ist interessant zu beobachten, wie die armen Opfer Bonapartes jetzt allmählich von ihm abfallen, weil sich immer deutlicher herausstellt, wie hohl sein ganzes Machtgebilde in Wirklichkeit ist.«
    Bülow war vor Staunen ganz aus der Fassung. Er gab nur ein paar Laute von sich - oder war es ein deutsches Wort?
    Hornblower konnte nicht verstehen, was er sagte, aber sein Ton allein verriet deutlich genug, was er meinte. »Ich brauche Ihnen nicht zu sagen«, fuhr Hornblower wieder in höflichem Plaudertone fort, » daß ich auch die glänzende preußische Armee gern in den Reihen der Gegner Bonapartes, der Verbündeten Englands, sehen möchte. Aber Ihr König wird ja selbst am besten wissen, was seinem Lande frommt - sofern er allerdings noch die Freiheit hat, seine Politik selbst zu bestimmen. Seit er nur noch von Kreaturen Bonapartes umgeben ist, darf man leider füglich daran zweifeln, daß dies noch der Fall ist.« Bülow starrte ihn voller Bestürzung an. Hornblower hatte da einen Gedanken ausgesprochen, der ihm völlig neu war.
    Er wollte eine Frage stellen, allein Hornblower sprach schon weiter, immer bemüht, den leichten Plauderton beizubehalten, als ginge es ihm nur darum, mit seinem Partner eine höfliche Unterhaltung zu führen.
    »Hohe Politik!« sagte er lachend und machte dazu eine wegwerfende Geste. »Und doch, vielleicht denken wir eines Tages an unsere Unterhaltung zurück und staunen nachträglich, wie richtig wir die Entwicklung vorausgesehen haben. Man kann es nicht wissen. Vielleicht treffen wir uns eines Tages als Gesandte unserer Länder irgendwo wieder, dann werde ich mir erlauben, Sie an dieses Gespräch zu erinnern. Aber da sind wir schon an der Bresche. So groß mein Bedauern ist, mich von Ihnen verabschieden zu müssen, so aufrichtig ist meine Freude, Sie bald wieder bei Ihren Kameraden zu wissen. Nehmen Sie meine herzlichsten Wünsche für Ihre Zukunft mit auf den Weg.«
    Bülow grüßte ihn noch einmal in seiner steifen Art, dann ergriff er die Hand, die Hornblower ihm entgegenstreckte, und schüttelte sie. Für einen Preußen war es ein bemerkenswertes Erlebnis, daß ein Kommodore sich herbeiließ, mit einem kleinen Leutnant einen Händedruck auszutauschen. Dann bahnte er sich seinen Weg durch die Bresche mit ihrem grausam aufgerissenen und umgewühlten Gelände, in dem noch überall wie aufgestörte Ameisen die Krankenträger mit ihren Bahren ausgeschwärmt waren, um nach Verwundeten zu suchen. Hornblower sah ihm nach, bis er bei seinen eigenen Leuten angekommen war, dann erst wandte er sich ab. Er war entsetzlich müde, im wahren Sinne des Wortes müde zum Umfallen, und ärgerte sich dabei wütend über seine eigene Schwäche. Unter dem Aufgebot seiner ganzen Willenskraft gelang es ihm gerade noch, den Weg bis zur Anlegebrücke in annehmbarer Haltung zurückzulegen, als er aber dort in sein Boot stieg, taumelte er. »Fehlt Ihnen etwas, Sir?« fragte Brown mit besorgter Miene. »Keine Spur«, fuhr ihn Hornblower an. Wie konnte sich der Mann eine solche Unverschämtheit erlauben!
    Die Frage wurmte ihn während der ganzen Fahrt, sie machte ihn gereizt und wütend. An Bord angelangt, kletterte er das Seefallreep empor, so schnell er konnte, und erwiderte die Ehrenbezeigungen, die ihm auf dem Achterdeck erwiesen wurden, nur mit einer knappen, kalten Geste. Auch in der Kajüte hielt seine Gereiztheit noch an und verbot ihm, sich seiner ersten Eingebung entsprechend einfach auf die Koje zu werfen und die Augen zu schließen. Statt dessen ging er noch einen Augenblick herum. Nur um irgend etwas zu tun warf er einen Blick in den Spiegel. Dieser Brown hatte seine törichte Frage doch nicht so ganz

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