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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Soldaten eher einem Pöbelhaufen als einer stürmenden Truppe. Die Offiziere eilten ihren Männern mit wilden Freudentänzen voraus und schwangen dabei begeistert ihre Hüte und Säbel. Über den Stürmenden wehte eine Standarte. Als sie sich plötzlich einer geschlossenen Widerstandslinie gegenübersahen, verhielten sie unwillkürlich einen Augenblick, dann setzte von beiden Seiten regelloses Feuer ein. Hornblower sah, wie einer der aufgeregt umhereilenden Offiziere tot umsank, als er seine Leute zum Vorgehen anspornte. Unwillkürlich suchte er Essen, aber der ragte mitten im Qualm des Gefechts wie ein Turm aus der Menge. Nun riß Hornblower sein Pferd herum und jagte zum Flügel der Linie. Sein Geist arbeitete mit jener unwirklichen Geschwindigkeit und Klarheit, die uns in Augenblicken höchster Erregung geschenkt wird. Eins war ihm klar - dies war der entscheidende Augenblick des ganzen Angriffs. Kommt eine stürmende Truppe einmal zum Stehen, dann genügt unter Umständen eine Kleinigkeit, um das Glück zu wenden und sie vielleicht schneller zurückzujagen, als sie vorgegangen war. Er erreichte das Kirchentor. Da strömte gerade eine ungeordnete Masse Soldaten heraus. Das war die Besatzung des Gebäudes, die sich soeben in aller Eile aus dem Staube machen wollte, um nicht umzingelt und abgeschnitten zu werden Hornblower riß den Säbel aus der Scheide, wie durch ein Wunder blieb er dabei sicher im Sattel.
    »Vorwärts! Drauf« schrie er sie an und schwang seine Waffe über dem Kopf.
    Sie konnten seine Worte nicht verstehen, sie sahen nur eine kampfbesessene Gestalt in Blau und Gold vor sich, aber jeder begriff, was von ihm verlangt wurde. Hornblower erhaschte einen kurzen Blick von Diebitsch und Clausewitz, die die Kirche als letzte verließen. Ihnen hätte hier natürlich das Kommando zugestanden, aber jetzt war keine Zeit, sich mit solchen Dingen aufzuhalten. Außerdem schoß ihm in diesem Augenblick der Gedanke durch den Kopf, daß die beiden zwar ausgezeichnete Militärwissenschaftler sein mochten, aber wahrscheinlich fehl am Platze waren, wenn es auf Hieb und Stich ging.
    »Vorwärts! Ran an den Feind!« brüllte er wieder und wies mit dem Säbel auf die Flanke der Sturmkolonne. Da machten die Russen kehrt und gehorchten, kein Mensch hätte es vermocht, sich der magischen Wirkung seines Beispiels und seiner befeuernden Gesten zu entziehen. Angreifer und Verteidiger wechselten immer noch knatternde Gewehrsalven, die Sturmkolonne gewann dabei langsam, aber ständig Boden, die Linie der Abwehr wankte und fiel zurück.
    »In Linie angetreten!« schrie Hornblower und wandte sich dabei im Sattel um.
    Die deutliche Zeichensprache seiner ausgebreiteten Arme sagte den Russen, was er wollte, auch wenn sie seine Worte nicht verstanden. »Laden!« Die Linie kam zustande und folgte ihm nach vorn, während die Hände der Männer eifrig mit den Ladestöcken hantierten. Es waren höchstens ein paar hundert Mann, die sich da drängend und stolpernd durch das Ruinenfeld bewegten. Jetzt hatten sie die Flanke der Sturmkolonne erreicht.
    Hornblower sah, wie sich die Gesichter herüberwandten, er war sogar nahe genug, um den Männern ihre Überraschung und ihren Schrecken anzusehen, als sie plötzlich entdecken mußten, daß sie von frischen Truppen in der Flanke angepackt wurden.
    »Feuer!« lautete Hornblowers nächstes Kommando, und seine Gefechtslinie brachte trotz ihrer Dürftigkeit so etwas wie eine Salve zustande. Er sah zwei Ladestöcke in tollen Bögen durch die Luft segeln. Ein paar aufgeregte Männer, die der Feuerbefehl noch beim Laden überrascht hatte, mußten ihre Gewehre dennoch ohne Besinnung hochgerissen und abgefeuert haben.
    Einer dieser Ladestöcke durchbohrte einen französischen Soldaten wie ein Pfeil. Die Angriffskolonne stutzte, hielt, begann zu wanken - nicht einer unter hundert hatte in diesem Augenblick einen Flankenangriff erwartet, ihre ganze Aufmerksamkeit war ja von der Linie des Generals von Essen in Anspruch genommen, die ihnen frontal entgegentrat.
    »Sturm, marsch, marsch!« schrie Hornblower, schwenkte seinen Säbel und gab seinem Gaul die Sporen.
    Die Russen folgten ihm mit Hurra, und Hornblower sah, daß nun die ganze feindliche Kolonne in Unordnung geriet. Sie begann sich aufzulösen, verlor jeden Halt, zerbröckelte. Da!
    Begannen sie nicht schon den Rücken zu kehren? Bei aller Aufregung fuhr ihm ein Ausspruch durch den Kopf, den er irgendwo gehört hatte: Der schönste Anblick für den

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