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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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weckte.
    »Zum Teufel, warum bin ich bloß nicht selbst hinübergefahren?« fuhr es ihm heraus, er erwartete aber schwerlich eine Antwort auf diese Frage. »Kapitän Bush, haben Sie die Güte, mein Gig klarpfeifen zu lassen.«
    »Aber die Pocken, Sir -«
    »Ach was, Pocken! Auf dem Schiff da gibt es keine Pocken.«
    Da schallte die Stimme des Fähnrichs über das Wasser:
    »Nonsuch , ahoi! Das Schiff ist eine Prise. Gestern von einem französischen Kaperschiff aufgebracht!«
    »Wer ist der Kapitän, mit dem ich vorhin gesprochen habe?« fragte Hornblower.
    »Englischer Überläufer, Sir. Hat sich erschossen, als wir an Bord kamen.«
    »Ist er tot?«
    »Noch nicht, Sir.«
    »Mister Hurst«, sagte Bush, »schicken Sie einen Arzt hinüber.
    Ich gebe ihm eine Minute Zeit, seine Instrumente zusammenzupacken. Er muß diesen Kerl von Überläufer am Leben erhalten! Wir wollen doch sehen, wie er sich an der Rahnock ausnimmt.«
    »Schicken Sie ihn mit meiner Gig«, fügte Hornblower hinzu, dann griff er wieder nach dem Megaphon: »Schicken Sie die Gefangenen und die Offiziere des Schiffs zu mir herüber.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Und jetzt muß ich mich, bei Gott, schnell anziehen«, sagte Hornblower. Es war ihm eben erst zu Bewußtsein gekommen, daß er schon länger als eine Stunde splitterfasernackt auf dem Achterdeck stand. Hätte er sich, seiner ersten Regung folgend, gleich selbst in der Gig übersetzen lassen, dann wäre er auf der Maggie Jones erschienen, wie Adam vor dem Sündenfall. Der Kapitän und die beiden Steuerleute der Prise wurden zu Hornblower in die Kajüte gebracht und dort durch ihn und Bush gründlich verhört. Vor ihnen lag eine Übersichtskarte der Ostsee.
    »Nach dem, was wir hören konnten, hat Ihnen der Überläufer die Wahrheit gesagt, Sir«, meinte der Kapitän. »Wir waren zehn Tage von Memel in See und wollten nach dem Belt, da fingen sie uns gestern ab - ein vollgetakelter Kaper, auf jeder Seite zehn Geschütze, Glattdeck, Name Blanchefleur - kann kein vernünftiger Mensch aussprechen -, die ›Froschfresser‹ nennen so etwas eine Korvette. Französische Flagge. Sie gaben uns ein Prisenkommando unter diesem Überläufer da - Clarke heißt er - an Bord, und ich glaube, wir sollten nach Kiel. Da stießen wir glücklicherweise auf Sie. Man sperrte uns ins Schiffslazarett.
    Mein Gott, was haben wir gebrüllt, weil wir hofften, daß Sie uns hörten.«
    »Wir haben Sie auch gehört«, sagte Bush.
    »Wie sah es in Memel aus, als Sie dort ausliefen?« fragte Hornblower. Der Kapitän runzelte die Stirn. Wäre er Franzose gewesen, dann hätte er mit den Achseln gezuckt.
    »Es ist noch alles beim alten. Die russischen Häfen sind für unsere Schiffahrt noch immer geschlossen, aber jeder, der einen Antrag stellt, bekommt anstandslos besondere Lizenz. Und auf der anderen Seite, bei den Schweden, ist es genau dasselbe.«
    »Wie steht es mit dem Krieg zwischen Bonaparte und Rußland?« Nun konnte auch der Kapitän seiner Unsicherheit und seinen Zweifeln nur noch dadurch Ausdruck geben, daß er beide Achseln hob. »Alle Leute reden davon, aber noch ist keine Entscheidung gefallen. Überall wimmelt es von Soldaten. Wenn Boney wirklich anfangen will, dann findet er die Russen bereit zu seinem Empfang, soweit man bei ihnen überhaupt von so etwas reden kann.«
    »Glauben Sie denn, daß er anfängt?«
    »Ich wollte, Sie könnten mir darüber Aufschluß geben, Sir.
    Ich weiß es nicht. Aber das, was Clarke Ihnen gesagt hat, war richtig: Der Zar wird bald mit Bernadotte zusammentreffen.
    Vielleicht können Sie daraus Schlüsse ziehen. Ein einfacher Mann wie ich kann sich keinen Reim darauf machen. Wir haben ja in dieser Zeit schon so viele solche Zusammenkünfte, Konferenzen und Kongresse erlebt.«
    So standen also die Dinge: Schweden und Rußland befanden sich immer' noch in der gleichen zweideutigen Lage. Dem Namen nach waren sie Feinde Englands, dem Namen nach Verbündete Bonapartes, offiziell führten sie Krieg, inoffiziell war Friede, ihr Verhalten war halb feindselig, halb neutral, kurz, sie spielten beide jenes seltsame Spiel nach beiden Seiten, das heute so beliebt zu sein schien. Noch war es zweifelhaft, ob Bonaparte das ungeheure Wagnis eines Krieges gegen Rußland auf sich nahm. Es gab niemand, der es vermocht hätte, seine Gedankengänge nachzudenken. Eigentlich mußte man annehmen, daß er am besten fuhr, wenn er seine riesigen Hilfsquellen zunächst dazu einsetzte, den Krieg in Spanien zu beenden, und

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