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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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geentert, der Bengel hatte den Stimmbruch noch nicht ganz überwundern, deshalb hörte man jetzt nur ein häßliches, heiseres Krächzen: »Britische Flagge, Sir!«
    Hornblower fiel es ein, daß er immer noch naß und nackend war. Die Nässe hielt sich allerdings nur noch an den Stellen des Körpers, die der Wind nicht frei umspülen konnte. Eben hatte er begonnen, diese Winkel mit dem Handtuch, das er immer noch in der Hand hielt, abzutrocknen, da wurde er schon wieder unterbrochen.
    »Da ist er ja!« sagte Bush. In der Tat waren die Obersegel des anderen Schiffes nun auch von Deck aus über der Kimm zu sehen. »Steuern Sie bitte so, daß wir in Rufweite kommen«, sagte Hornblower. »Aye, aye, Sir! Rudergänger, einen Strich Steuerbord. Mr. Hurst, lassen Sie die Leesegel wieder bergen.«
    Das Schiff, dem sie rasch näher kamen, hielt stetig Kurs, nichts Verdächtiges war ihm anzumerken, bei näherer Überlegung konnte nicht einmal die Tatsache wundernehmen, daß es beim Insichtkommen der Lotus sofort gewendet hatte.
    »Holz aus der südlichen Ostsee, nehme ich an, Sir«, meinte Bush, den Kieker am Auge. »Man kann bereits die Decksladung erkennen.« Wie die meisten Schiffe, die aus der Ostsee kamen, führte auch dieses eine hochgetürmte Deckslast von Brettern und Balken, die sich wie ein mächtiges Bollwerk über die Reling erhob.
    »Setzen Sie bitte Erkennungssignal-Anruf für Handelsschiffe, Herr Kapitän«, sagte Hornblower.
    Bald darauf sah er die Antwort zur Rahnock des anderen emporklettern: »A-T-Zahlenwimpel 1-5-7, Sir«, las Hurst durch das Glas ab. »Das ist die richtige Antwort für den vergangenen Winter. Sie werden den neuen Code noch nicht an Bord haben.«
    »Setzen Sie Signal: Beidrehen«, sagte Hornblower.
    Von einem Handelsschiff, das eine schwache Besatzung hatte und dessen Offiziere wenig Übung im Signalwesen besaßen, konnte man wirklich kein schnelleres Manöver erwarten. Sein Großtopp wurde backgebraßt, dann lag es beigedreht und verlor seine Fahrt. Die Nonsuch kam nun rasch herangebraust.
    »Drüben heißen sie die gelbe Flagge Q, Sir«, meldete Hurst plötzlich, »die Fieberflagge.«
    »Schön, danke sehr. Kapitän Bush, bitte, drehen Sie bei.«
    »Aye, aye, Sir. Mit Ihrem Einverständnis werde ich mich zu luward halten.«
    Die Nonsuch braßte ihre Toppen und schwang herum. Sie wiegte sich leise in dem schwachen Seegang, als sie auf Pistolenschußweite in Luv des anderen Schiffes zum Stehen kam. Hornblower griff nach seinem Megaphon.
    »Wie heißt das Schiff?«
    »Maggie Jones aus London. Elf Tage von Memel unterwegs!«
    Außer dem Rudergänger konnte man auf dem Achterdeck der Maggie Jones nur zwei Männer unterscheiden. Der eine trug weiße Segeltuchhosen und einen blauen Rock, das war offenbar der Kapitän, denn er gab auch die Antworten durch das Megaphon. »Was bedeutet die Quarantäneflagge?«
    »Die Pocken. Sieben Fälle an Bord, zwei gestorben, erster Fall vor einer Woche!«
    »Mein Gott, die Pocken!« murmelte Bush vor sich hin und malte sich mit Schrecken aus, welche Verwüstungen diese Krankheit anrichten mußte, wenn sie auf die Nonsuch übergriff, wo neunhundert Mann auf engstem Raum zusammenhausten.
    »Warum segeln Sie ohne Geleit?«
    »In Memel war keines zu bekommen. Die Handelsschiffe sollen sich am 24. bei Langeland sammeln. Ich kreuze eben nach dem Belt hinauf.«
    »Haben Sie neuere Nachrichten?« Hornblower hatte das endlose Frageund-Antwort-Spiel geduldig abgewickelt, ehe er diese Frage stellte. »Rußland hält sein Embargo immer noch aufrecht, aber wir haben für diese Reise besondere Auslaufgenehmigung bekommen.«
    »Und Schweden?«
    »Das weiß Gott allein, Sir. Manche behaupten, das Embargo sei dort strenger geworden.«
    In diesem Augenblick hörte man auf der Maggie Jones ein höchst merkwürdiges, gedämpftes Heulen, das aus einem Raum unter Deck zu kommen schien und immerhin bis zur Nonsuch herüberdrang. »Was ist das für ein Geheul?« fragte Hornblower.
    »Einer der Pockenkranken, Sir, er ist im Delirium... Man erzählt, der Zar werde nächste Woche irgendwo in Finnland mit Bernadotte zu einer Konferenz zusammentreffen.«
    »Gibt es Anzeichen dafür, daß es zwischen Frankreich und Rußland bald zum Krieg kommt?«
    »In Memel habe ich nichts davon bemerkt.«
    Der Patient drüben mußte in seinem Delirium geradezu tobsüchtig sein, daß sein Geschrei für Hornblower auf diese Entfernung gegen den Wind noch zu hören war. Da war es schon wieder! Konnte ein

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