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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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mit aller Kraft versuchte, England niederzuzwingen, ehe er seinen Eroberungszug nach Osten unternahm. Anderseits aber konnte ihn ein rascher, entscheidender Schlag gegen Rußland von der ständigen Bedrohung befreien, zu der sich diese starke Macht in seinem Rücken mit ihrer höchst zweifelhaften und brüchigen Freundschaft immer fühlbarer entwickelte. Bonaparte hatte schon so viele Erfolge errungen, alle europäischen Nationen außer England waren ihm zum Opfer gefallen. Da war es wenig wahrscheinlich, daß ausgerechnet Rußland dem Ansturm seiner zusammengefaßten militärischen Macht gewachsen sein sollte.
    War aber Rußland geschlagen, so hatte er auf dem Festland keinen Gegner mehr. Nur England leistete ihm dann noch Widerstand - ohne Bundesgenossen, ganz auf sich allein gestellt.
    In dieser Lage war es immerhin ein beruhigender Gedanke, daß England seinerzeit nichts zur Rettung Finnlands unternommen hatte, als Rußland dort einfiel. Das mochte den Abschluß eines wirksamen Bündnisvertrages mit den Russen jetzt wesentlich erleichtern. »Erzählen Sie mir noch etwas über die Blanchefleur , sagte Hornblower und beugte sich über die Karte.
    »Sie erwischte uns vor Rügen, Sir. Saßnitz peilte SW acht Seemeilen. Sehen Sie, hier, Sir -.«
    Hornblower hörte den Erklärungen aufmerksam zu. Eine Korvette mit zwanzig Geschützen, die sich unter einem tüchtigen französischen Kapitän in der Ostsee herumtrieb, stellte eine ernste Bedrohung dar. Da jetzt mit der Eisschmelze die Schiffahrt aufging, war es seine vordringlichste Pflicht, den Kaper so schnell wie möglich aufzubringen oder wenigstens in einen Hafen zu jagen und dort zu blockieren. Ein Schiff mit dieser Bestückung konnte auch einer seiner eigenen Korvetten allerhand zu schaffen machen. Er hoffte, daß es ihm gelang, ihr eine Falle zu stellen, denn wahrscheinlich war sie viel zu schnell, als daß er sie mit der Nonsuch eingeholt hätte, wenn er sie jagen mußte. Sie sandte ihre Prisen nach Kiel.
    Wahrscheinlich wurden sie dort die Gefangenen los und bekamen eine französische Besatzung an Bord, mit der sie dann die unsichere Reise um Dänemark nach dem Westen antraten.
    Bonaparte hatte unbegrenzten Bedarf an allen Gütern, die für den Schiffbau und die Seefahrt nötig waren, da doch in allen Häfen, von Hamburg bis Triest, Kriegsschiffe auf Stapel lagen.
    »Ich danke Ihnen, meine Herren«, sagte er zuletzt, »Kapitän Bush, wir wollen uns jetzt die Gefangenen vornehmen.«
    Von den Seeleuten der gefangenen Prisenbesatzung war jedoch nicht viel zu erfahren, obgleich sie einzeln zum Verhör hereingebracht wurden. Vier von ihnen waren Franzosen.
    Hornblower vernahm sie selbst, während Bush voll Bewunderung zuhörte. Bei ihm hatte sich nämlich das bißchen Französisch, das er während seines Zwangsaufenthalts in Frankreich so mühsam gelernt hatte, schon wieder restlos verflüchtigt. Außer den Franzosen waren da noch zwei Dänen und zwei Deutsche. Zu ihrem Verhör wurde Mr. Braun als Dolmetscher zugezogen. Alle acht waren erfahrene Seeleute und hatten, das entnahm Hornblower ihren Aussagen, nur deshalb auf der Blanchefleur angeheuert, weil sie damit der Aushebung zum Heer oder zur Flotte Bonapartes entgehen konnten. Die Franzosen lehnten ohne Zögern ab, als ihnen jetzt angeboten wurde, in der englischen Flotte Dienst zu nehmen, obwohl sie bei Weigerung unter Umständen mit lebenslänglicher Haft in englischen Gefängnissen zu rechnen hatten, die anderen nahmen dagegen sofort an, als Braun ihnen den Vorschlag dazu machte.
    Bush rieb sich hocherfreut die Hände, kam er doch so auf billige Art zu vier erstklassigen Seeleuten, mit denen er auf seinen chronisch unterbesetzten Schiffen wieder einige Lücken füllen konnte. Auf der Blanchefleur hatten sie schnell ein bißchen Französisch aufgeschnappt, auf der Nonsuch oder der Lotus lernten sie sicher bald Englisch, besonders dann, wenn ein erfahrener Unteroffizier ihren diesbezüglichen Bemühungen mit dem Tauende etwas nachhalf.
    »Nehmen Sie die vier gleich mit und lesen Sie ihnen die Kriegsartikel vor, Mr. Hurst«, sagte Bush und rieb sich abermals die Hände. »Darf ich fragen, Sir, ob wir uns jetzt mit dem verdammten englischen Verräter befassen wollen?«
    Clarke lag auf dem Großdeck der Nonsuch , man hatte ihn mit einer an der Rahnock angeschlagenen Talje aus dem Boot geheißt. Der Arzt kniete immer noch bei ihm. Er hatte versucht, sich eine Kugel durch den Kopf zu schießen, dabei aber nur seinen

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