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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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hinunter auf sein verwundetes Handgelenk, aus dem das Blut hervorspritzte, und dann starrte er Hornblower an. Der setzte ihm im gleichen Augenblick die Spitze seines Säbels auf die Brust. Er konnte ihn mit einer einzigen Bewegung durchbohren und töten, und sein Gesichtsausdruck ließ offenbar keinen Zweifel darüber, daß er im Fall der Not keinen Augenblick zögern würde, es auch zu tun. Braun gab nämlich keinen Laut von sich und machte keine Bewegung. Da merkte Hornblower, daß jemand neben ihm stand. Gott sei Dank, das war Mound.
    »Kümmern Sie sich weiter um ihn!« flüsterte Hornblower.
    »Unterbinden Sie ihm das Handgelenk und schaffen Sie ihn irgendwie von hier weg.« Er warf einen Blick über die Balustrade in den Saal hinunter. Durch die gegenüberliegende Flügeltür hielten die Hoheiten soeben ihren Einzug. Da war Alexander in seiner hellblauen Uniform, der große, dunkle Mann mit der gewaltigen Nase, der neben ihm ging, mußte Bernadotte sein. Dann folgte eine Anzahl Damen, zwei von ihnen hatten Kronen auf dem Haupt, das waren natürlich die Zarin und die Zarinmutter, die übrigen trugen einen Schmuck von Straußenfedern. Braun hätte sich wirklich keinen leichteren Schuß wünschen können. Rings in dem weiten Saal erwies der versammelte Hof seine Ehrenbezeigung, die Herren mit einer tiefen Verbeugung, die Damen mit dem Hofknicks. Als sich alles gleichzeitig wieder erhob, da hatte Hornblower den Eindruck, als wogten alle die Straußenfedern, Juwelen und bunten Uniformen dort unten wie ein Meer kostbarer Blüten.
    Aber er riß sich von dem wunderbaren Schauspiel gleich wieder los, steckte seinen Säbel in die Scheide, hob die Pistole auf und barg sie in seinem Hosengurt. Mound war nicht wiederzuerkennen. Seine ewig müde Gleichgültigkeit war wie weggeblasen, und er bewegte sich plötzlich so flink wie eine Katze. Im Nu hatte er Braun, der sich gegen ihn stemmte, mit einem festen Griff seiner langen Arme umfaßt. Hornblower zog sein Taschentuch und drückte es Mound in die Hand, mehr zu helfen hatte er keine Zeit. Er wandte sich ab und eilte über die Galerie zurück, um wieder nach unten zu gelangen. Auch die niedrigen Chargen hier oben hatten ihre Verbeugungen und Hofknickse hinter sich und begannen eben erst, sich umzusehen und die unterbrochene Unterhaltung wiederaufzunehmen. Ein Glück, daß im kritischen Augenblick alles auf die Hoheiten geachtet hatte und kein Mensch für andere Vorgänge Augen und Ohren besaß. Hurst und Somers wollten sich gerade wieder ihren Damen zuwenden, als Hornblower plötzlich vor ihnen stand. »Gehen Sie rasch dort hinten zu Mound«, sagte er, »er braucht Ihre Hilfe.« Dann eilte er die Treppe hinunter, fand sogleich die Tür zum Empfangssaal und drängte sich an den Lakaien vorbei, die dort Wache hielten. Ein Blick zeigte ihm die Gruppe, die er vorhin verlassen hatte, auf einem Umweg schob er sich wieder zu ihr durch und nahm seinen Platz neben der Gräfin ein. Die Hoheiten hielten Garde, wobei sie Persönlichkeiten von Rang und Namen in der üblichen Form durch eine kurze Anrede auszeichneten. Schon nach wenigen Minuten waren sie bei Hornblower angelangt. Der Großmarschall stellte ihn vor, und Hornblower machte der Reihe nach vor jeder der Fürstlichkeiten und vor Bernadotte eine tiefe Verbeugung. Dabei wirbelte ihm von der eben überstandenen Aufregung der Kopf, und die ganze Szene mutete ihn an wie ein böser Traum.
    »Wir freuen Uns, Kapitän Hornblower kennenzulernen«, sagte Alexander lächelnd. »Wir haben alle von seinen Taten gehört.«
    »Eure Majestät sind zu gütig«, würgte Hornblower hervor. Im nächsten Augenblick waren die Hoheiten weitergegangen, Hornblower wandte sich der Gräfin zu und begegnete ihrem Blick, der jetzt wieder etwas nachdenklich Prüfendes hatte. Die Tatsache, daß ihn der Zar durch einige persönliche Worte ausgezeichnet hatte, bestärkte sie offenbar in ihrer Vermutung, daß er irgendwie besonderen Einfluß besaß. »Werden Sie sich lange in Rußland aufhalten?« fragte sie ihn. Solange ihm die Nachwirkungen seines Erlebnisses noch so stark mitspielten, fiel es ihm unendlich schwer, sich auf irgendeinen Gegenstand zu sammeln. Nur den einen Wunsch hatte er jetzt: sich niedersetzen und ungestört ausruhen zu dürfen. Dabei mußte er nun seinem Verstand sozusagen mit der Peitsche eine höfliche Antwort abtrotzen. Und als ihm gar die Herren der Gesellschaft mit Fragen über die britische Flotte und über das Seewesen im

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