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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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sinnvollen Ganzen.
    »Der Prinz von Schweden wird zusammen mit seiner Kaiserlichen Majestät Einzug halten«, hörte er die Gräfin neben sich sagen.
    Der Prinz von Schweden! Das war Bernadotte, der Gründer einer neuen Dynastie, der Mann, der den König Gustav vom Thron verdrängt hatte. Und für Gustav hatte Braun sein Leben und sein Vermögen geopfert. Alexander hatte Finnland erobert, und Bernadotte hatte zu seinen Gunsten darauf verzichtet. Braun hatte wahrhaftig allen Grund, diese beiden Männer, Alexander und Bernadotte, grimmiger zu hassen als irgendeinen anderen Menschen auf der Welt. Und der gleiche Braun trug in diesem Augenblick eine Doppelpistole mit gezogenen Läufen und Blättchenzündung bei sich, bei der es keinen Versager gab und die auf fünfzig Meter Fleck schoß. Hornblower musterte die Galerie mit einem Blick. Dort stand er, am entferntesten Ende, unauffällig zwischen zwei Säulen versteckt. Es mußte etwas geschehen, und zwar sofort! Der Großmarschall plauderte gerade leutselig mit einigen Höflingen, aber nun gab es keine Rücksicht. Hornblower ließ die Gräfin einfach stehen und platzte unter Mißachtung aller gesellschaftlichen Formen in seine Unterhaltung. Er hatte nur noch einen Gedanken, einen Wunsch.
    »Ganz ausgeschlossen«, sagte der Großmarschall mit einem Blick auf die Uhr. »Seine Kaiserliche Majestät und Seine Königliche Hoheit betreten in dreieinhalb Minuten den Saal.«
    »Ich bedaure es selbst unendlich«, sagte Hornblower, »es tut mir außerordentlich leid, aber es ist unvermeidlich - eine Sache von höchster Dringlichkeit, Sie müssen mir gestatten...«
    Hornblower tanzte vor Ungeduld von einem Fuß auf den anderen. Sein ganzes Gehaben unterstrich die Dringlichkeit seiner Bitte. Der Großmarschall erwog unterdessen, ob es nicht doch vielleicht besser sei, die unliebsame Unterbrechung einer Hofzeremonie in Kauf zu nehmen, als sich diesem Mann zu versagen, der nach dem Eindruck, den man bei der Unterredung von vorhin gewinnen mußte, wahrscheinlich das Ohr des Zaren besaß. »Verlassen Sie den Saal durch jene Tür dort, Sir«, sagte er schließlich zögernd und deutete dabei nach dem Ausgang, den er meinte. »Aber ich bitte Sie sehr darum, Sir, jedes Aufsehen zu vermeiden, wenn Sie den Saal wieder betreten.«
    Hornblower hastete davon, er wand sich eilig durch die Gruppen der Gäste, um zu der bezeichneten Tür zu gelangen, und war gleichzeitig bemüht, niemand lästig zu fallen. Endlich war er am Ziel und schlüpfte hinaus. Mit einem verzweifelt suchenden Blick sah er sich um. Dort links, die breite Treppe mußte zur Galerie führen. Er faßte seinen Säbel an der Scheide, damit er ihm nicht zwischen die Beine kam, und stürmte dann, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, hinauf. Auf der Treppe kamen ihm ein paar Lakaien entgegen, aber sie hatten nur einen flüchtigen Blick für ihn. Auf der Galerie drängten sich die Menschen, allerdings waren die Toiletten nicht so schön, die Uniformen nicht so glänzend wie unten. Ohne Aufenthalt eilte Hornblower weiter dem Ende zu, wo er soeben Braun hatte stehen sehen. Er machte möglichst lange Schritte und bemühte sich doch, so auszusehen, als schlenderte er genießerisch durch die Menge. Da war Mound! Auch er hatte ihn gesehen, das war gut - Hornblower hatte keine Zeit, sich zu erklären, er hätte nicht gewagt, auch nur ein Wort zu verlieren, dafür warf er ihm einen Blick zu, mit dem er sein Anliegen auszudrücken versuchte, so gut er es vermochte. Hoffentlich verstand ihn Mound und folgte ihm. Nun hörte er, wie unten die Flügeltüren aufgerissen wurden; mit einem Schlag verstummte das Gemurmel der Unterhaltung und eine laute, harte Stimme verkündete:
    »L'Empereur, l'Imperatrice, le Prince Royal de Suede!«
    Da stand Braun zwischen den beiden Säulen und starrte hinunter. Er hatte die Hand an der Hüfte, er zog die Pistole! Es gab nur noch eine einzige Möglichkeit, seine Absicht zu durchkreuzen, ohne Lärm und Aufsehen zu erregen. Hornblower riß seinen Säbel aus der Scheide - es war der Säbel im Wert von hundert Guineen mit dem goldenen Griff, das Geschenk der patriotischen Stiftung, seine Klinge war scharf wie ein Rasiermesser - und führte einen raschen Hieb nach dem Gelenk der Hand, die die Pistole hielt. Der Hieb durchschnitt die Sehnen der getroffenen Hand, ihre Finger öffneten sich kraftlos, und die Pistole schlug dumpf auf den teppichbedeckten Fußboden.
    Fassungslos vor Schreck fuhr Braun herum. Er sah zuerst

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