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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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abgelehnt habe. Kam es dadurch zum Krieg, dann mußte Bonaparte in diesem Sommer seine Hauptmacht im Osten einsetzen. Wellington hatte also eine günstige Gelegenheit, im Süden entscheidend zuzuschlagen.
    Welche Aussichten hatte aber Rußland, dem Angriffsstoß Bonapartes standzuhalten? Seit zwölf Jahren hatte ihm jedes Jahr einen entscheidenden Sieg gebracht, war eine Nation nach der anderen in Feldzügen von wenigen Wochen Dauer zu Boden geschlagen worden. Vielleicht sah schon der nächste Winter ein geschlagenes Rußland, das dem Tyrannen ebenso unterwürfig Gefolgschaft leistete, wie es Österreich und Preußen schon heute tun mußten. Angesichts des neuen russischen Gegners mochte man sich in Downingstreet mit Bedauern der zweifelhaften Neutralität früherer Tage erinnern, zumal Bonaparte die russische Niederlage natürlich sofort dazu benutzen würde, auch Schweden zu überrennen. Dann war wirklich das ganze europäische Festland vom Nordkap bis zu den Dardanellen gegen England vereint, das in einem solchen Fall natürlich auch seine schmale Basis in Spanien nicht lange zu halten vermochte, sondern vor die Entscheidung gestellt wurde, entweder ohne Aussicht auf Hilfe und Entlastung von außen weiterzukämpfen, oder aber, was noch gefährlicher war, mit einem böswilligen, nach wie vor feindselig gesinnten Tyrannen Frieden zu schließen. Wenn es so kam, dann war es bestimmt kein Ruhmesblatt für ihn, zu dem unheilvollen Kriegseintritt Rußlands beigetragen zu haben. Inzwischen war Bush an Deck gekommen, offenbar hatte Montgomery als Wachhabender nach ihm geschickt. Er las die Eintragungen, die dieser auf einer Schiefertafel gemacht hatte, und vertiefte sich dann in die Koppeltafel. Dann kam er auf das Steuerbord Achterdeck herübergestapft und machte grüßend vor Hornblower halt.
    »Reval - oder Tallinn, wie es auf den schwedischen Karten heißt, Sir - peilt nach meinem Besteck SO fünfundzwanzig Seemeilen. Die Huk dort an Backbord ist die Nordspitze der Insel Naissar - so spricht man das wohl aus.«
    »Ich danke Ihnen, Kapitän Bush.«
    Hornblower fühlte sich tatsächlich versucht, seine üble Laune sogar an Bush auszulassen. Er konnte sich Bushs unglückliches Gesicht und seinen verletzten Blick so gut vorstellen, wenn er ihm jetzt zum Beispiel versetzte, daß seine Kunst, fremde Ortsnamen auszusprechen, nicht ganz so groß war, wie er gern zu verstehen gab. Bush bot für solche Sticheleien eine bequeme Zielscheibe, man konnte bei ihm jederzeit eines sofortigen, sichtbaren Erfolges gewiß sein. Nun stand er da und erwartete Hornblowers Befehle, während dieser immer noch mit der Versuchung spielte, ihm eines auszuwischen. Lag nicht schon ein boshaftes Vergnügen darin, ihn so zappeln zu lassen?
    Wahrscheinlich, dachte Hornblower, zerbricht er sich jetzt schon ganz aufgeregt den Kopf, welche neue Niedertracht ihm bevorsteht. Gleich darauf aber sträubte sich Hornblowers besseres Empfinden so heftig gegen diese gehässigen Regungen, daß er sich geradezu verächtlich vorkam. Schlimm genug, daß Vickerys unbekannter Wachoffizier vorhin Unannehmlichkeiten bekam, nur weil der Kommodore sich wegen dieses Braun zu keinem Entschluß durchringen konnte, und noch viel übler wäre es, aus demselben lächerlichen Grund nun auch noch dem zuverlässigen, tüchtigen Bush Kummer zu bereiten.
    »Setzen Sie bitte Kurs nach Königsberg ab, Kapitän Bush.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Der plötzliche Sinneswandel gegen Bush hatte bei Hornblower die Wirkung, daß er ihm nun sogar die Gründe darlegte, die ihn zu seinem Entschluß bestimmt hatten. »Danzig, Königsberg und Ostpreußen sind die Operationsbasen Bonapartes. Die in Polen versammelte Armee erhält von dort ihren Nachschub über Flüsse und Kanäle - die Weichsel, den Pregel und den Memelstrom. Wir wollen einmal sehen, ob wir ihm dort nicht einen Knüppel zwischen die Beine werfen können.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Bush strahlte förmlich über diese erstaunliche Mitteilsamkeit seines unberechenbaren Chefs. Er war eben ein überaus bescheidener, geduldiger Mensch. Als Zweitältester Offizier des Verbandes hätte er es als sein gutes Recht in Anspruch nehmen dürfen, in die geheimen Pläne des Kommodore eingeweiht zu werden. Es bedurfte ja nur einer verirrten Kugel, einer fallenden Spier oder einer plötzlichen Erkrankung seines Vorgesetzten, und schon sah er sich als dessen rechtmäßigen Vertreter und Nachfolger mitten in die Verantwortung gestellt. Dennoch war und blieb er

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