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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Schatten auf. »Bringen Sie mich längsseit«, sagte Hornblower.
    Vickery drehte in den Wind und ließ das Luggersegel bergen, der Kutter schor an der Balkensperre entlang. Da der Wind nicht genau in der Längsrichtung der Sperre stand, hatte der Kutter, da wo er jetzt lag, etwas Lee. Auf der gegenüberliegenden Seite brachen sich die steilen Seen laut klatschend an den Balken, diesseits dagegen gab es einen schmalen, ruhigen Streifen. Aber auch hier war alles mit treibendem Gischt bedeckt, der in der Dunkelheit dieser wolkenverhangenen Nacht weiß leuchtete.
    Der Bugmann hatte seinen Haken in eine Ankertrosse der Sperre geschlagen, und zwar gerade dort, wo sie an dem Balken fest war. Ungeachtet der Spritzer, die ihn stechend trafen, ließ Hornblower seinen Mantel fallen, suchte einen sicheren Stand und sprang dann entschlossen ab. Als er auf der Sperre landete, brach gerade eine See darüber hin und durchnäßte ihn bis auf die Haut. Er mußte sich verzweifelt mit Händen und Füßen festklammem, um nicht hinuntergewaschen zu werden. Im nächsten Augenblick saß er rittlings auf einem riesigen, schwimmenden Baumstamm, von dem nur ein kleiner Teil über Wasser ragte. Natürlich hatten die Franzosen die dicksten und schwersten Bäume ausgesucht, um die Hafeneinfahrt zu schützen, was hier eine leichte Aufgabe war, weil ihnen ja das reichste Holzland von ganz Europa zur Verfügung stand und außerdem der bequeme Wasserweg den Transport ganz wesentlich vereinfachte. Auf allen vieren kroch er nun auf dem Stamm entlang und klammerte sich dabei auf seinem rollenden, stampfenden Rosse fest, wie ein Nachtmahr auf seinem Opfer.
    Ein junger Toppsgast, auch ein Mann wie Vickery zum Beispiel, hätte es vielleicht fertiggebracht, sich aufrecht auf diesem Balken zu bewegen, jedenfalls besser als Hornblower selbst, der aber wollte sich, was diese Sperre betraf, nur auf seine persönlichen Feststellungen verlassen. Meldungen aus zweiter Hand genügten ihm nicht. Endlich gelangte er an die Ankertrosse, das war die stärkste Trosse, die er in seinem Leben gesehen hatte. Sie hatte mindestens dreißig Zoll Umfang - die dickste Trosse auf Nonsuch hatte nur neunzehn Zoll. Mit tastenden Händen untersuchte er das Ende des Stammes, während ihn das eisige Wasser bis auf die Haut durchnäßte, und fand dort auch gleich, was er erwartet hatte, nämlich eine der Ketten, die den Balken, auf dem er saß, mit dem nächsten verband. Das war eine zweizeilige Ankerkette mit einer Bruchfestigkeit von schätzungsweise hundert Tonnen, die mit schweren Krampen am Stamm befestigt war. Als er weiter suchte, entdeckte er sogleich eine zweite, und es war anzunehmen, daß es unter Wasser noch einige weitere gab, im ganzen vielleicht vier oder fünf. Selbst ein Linienschiff, das mit voller Fahrt vor dem Wind gegen diese Sperre brauste, war kaum in der Lage, sie zu durchbrechen, dagegen zog es sich bei einem solchen Unterfangen bestimmt die schwersten Unterwasserschäden zu. Durch Spritzer und Dunkelheit konnte er gerade noch das Ende des anschließenden Balkens und dessen Ankertrosse erkennen, die Lücke war knappe zehn Fuß breit.
    Der Wind, der beinahe an der Sperre entlang wehte, hatte sie natürlich so weit nach Lee auseinandergezogen, als die Verbindungsketten gestatteten. Die Balken und die Ankertrossen bildeten zusammen ein fischgrätenförmiges Gerippe, und die Ankertrossen standen zum Brechen steif.
    Hornblower kroch auf seinem Stamm wieder zurück, richtete sich auf und sprang nach dem Boot. In der Dunkelheit und bei den ungleichen Bewegungen, die Balken und Boot in dem kurzen Seegang vollführten, war es schwer, den richtigen Augenblick zum Absprang zu wählen. Er landete deshalb recht ungeschickt auf dem Dollbord und hing mit einem Bein im Wasser. Vickery holte ihn binnenbords, ohne noch viel auf Würde und Zeremoniell zu achten. »Lassen Sie das Boot nach Lee sacken«, befahl Hornblower, »und dann möchte ich, daß an jedem Balken gelotet wird.«
    Vickery führte das Boot sehr geschickt. Nach dem Absetzen hielt er den Bug mit ein paar gleichmäßig pullenden Riemen im Wind und manövrierte sich an einer Ankertrosse nach der anderen vorbei, während das Boot langsam nach Lee trieb.
    Brown stand mittschiffs, er wahrte trotz der verrückten Bewegungen des Bootes sein Gleichgewicht und lotete dabei mit dem unhandlichen, dreißig Fuß langen Peilstock. Man mußte schon ein kräftiger Mann sein, um mit diesem Ding bei solchem Wind zu hantieren, aber

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