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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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heißer Schauer. Er liebte, er war ganz angefüllt mit Liebe - mit aller Liebe, deren er fähig war. Er sah auch bestimmt keine Schlechtigkeit darin, daß er wieder hierher gekommen war und Marie neuen Qualen aussetzte. Die Sehnsucht hatte ihn einfach überwältigt. Aber vielleicht gab es auch noch eine andere Entschuldigung für sein Verhalten, nämlich seine dumme Bescheidenheit, die ihn unfähig machte zu begreifen, welche Liebe er in einer Frau zu entzünden vermochte. Aber da kam Felix mit dem Wein. Der Graf hob sein Glas. »Ich trinke auf Ihre glückliche Wiederkehr, 'Oratio«, sagte er.
    Diese einfachen Worte riefen in Hornblowers Vorstellung blitzartig einen ganzen Zug von Bildern auf den Plan, eine Prozession seiner Heimkünfte, der Schar der Könige vergleichbar, die, herbeigezaubert, an Macbeth vorüberzogen.
    Ein Seemannsleben war ja eine Kette von Abschiednehmen und Wiederkehren. So war er immer wieder zu Maria zurückgekommen, die jetzt tot und begraben war, dann zu Barbara - und jetzt kehrte er zu Marie zurück. Es tat nicht gut, an Barbara zu denken, während er mit Marie zusammen war; in Barbaras Nähe hatte er allerdings oft genug an Marie gedacht.
    »Ich nehme doch an, Felix«, wandte er sich an den alten Butler, »daß Brown sich gut zurechtgefunden hat?« Ein guter Herr kümmert sich stets um das Wohlbefinden seines Dieners - in diesem Falle hatte Hornblower seine Frage allerdings auch deshalb gestellt, weil er unbedingt auf andere Gedanken kommen wollte. »Gewiß, Mylord«, sagte Felix. »Brown fühlt sich schon ganz zu Hause.« Felix sprach diese Worte mit völlig ausdrucklosem Gesicht und ohne die leiseste Betonung in der Stimme. Verbarg sich hinter so übertriebener Zurückhaltung eine Absicht? Wollte ihm Felix damit auf seine Weise einen Wink geben? Seltsam. Als Hornblower sich nachher zurückzog, um sich zum Diner umzukleiden, fand er Brown in seinem Zimmer vor und wurde von ihm musterhaft bedient wie je.
    Koffer und Handtasche waren bereits ausgepackt, der schwarze Frack - die letzte Londoner Mode - lag samt Hemd und Schlips bereit, und im Schlafzimmerkamin prasselte ein lustiges Feuer.
    »Freust du dich, wieder hier zu sein, Brown?«
    »Ich freue mich sehr darüber, Mylord.«
    Brown besaß eine erstaunliche Sprachgewandtheit. Er beherrschte die Sprache des herrschaftlichen Dieners genauso fließend wie das Idiom des Mannschaftsraumes an Bord, den Dialekt des Bauerndorfes oder die Sprache der Londoner Gasse, und überdies konnte er recht gut Französisch. Seine Sicherheit im Ton war fast ein bißchen aufreizend, stellte Hornblower fest, während er sich vor dem Spiegel den Schlips band. Es kam wirklich nicht ein einziges Mal vor, daß er sich darin vergriffen hätte. In der oberen Halle traf Hornblower mit Marie zusammen, die, wie er selbst, gerade zum Diner nach unten ging. Sie standen sich eine Sekunde lang stocksteif gegenüber, aufs äußerste überrascht, einander zu begegnen. Endlich verbeugte sich Hornblower und bot Marie den Arm, den sie mit einem leichten Knicks entgegennahm. Er fühlte, wie die Hand auf seinem Ärmel zitterte, dabei strömte ihn aus ihrer leichten Berührung eine Wärme an, als ginge er an einer geöffneten Ofentür vorüber. »Mein allerliebster Schatz!« flüsterte Hornblower. Er war nahe daran, jede Selbstbeherrschung zu verlieren. Durch die Hand auf seinem Arm fuhr ein leises Zucken, aber Marie stieg weiter mit festen Schritten die Treppe hinunter. Das Diner verlief in angenehmster Weise. Die dicke Köchin Jeanne hatte sich selbst übertroffen, und der Graf war in bester Stimmung. Er wechselte im Gespräch zwischen Scherz und Ernst, machte witzige Bemerkungen und erwies sich als wohl unterrichtet in politischen Dingen. Sie besprachen die Politik der neuen bourbonischen Regierung, tauschten über die Ergebnisse des Wiener Kongresses ihre Vermutungen aus und gedachten nebenbei auch Bonapartes, der jetzt auf der Insel Elba saß.
    »Ehe wir Paris verließen«, bemerkte der Graf, »vertrat man dort die Ansicht, daß er auf jener Insel ein zu gefährlicher Nachbar sei. Man schlug vor, ihn an einen Ort zu verbringen, der mehr Sicherheit böte, und nannte in diesem Zusammenhang Ihre Insel St. Helena im Südatlantik.«
    »In Europa wird es so lange weitergären, wie dieser Mann die Möglichkeit hat, immer neue Intrigen zu spinnen«, sagte Marie.
    »Warum soll ihm gestattet sein, uns fortgesetzt zu beunruhigen?«
    »Der Zar läßt sich bei seinen Entscheidungen allzu

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