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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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leicht durch Gefühle bestimmen; er war sein Freund«, erklärte der Graf achselzuckend. »Und der Kaiser von Österreich ist immerhin sein Schwiegervater.«
    »Sollten diese Monarchen wirklich imstande sein, ihrer persönlichen Zuneigung für diesen Mann auf Kosten Frankreichs, auf Kosten unserer Zivilisation Geltung zu verschaffen?«
    Die Frauen schienen in der Politik immer in schärferer Form Partei zu nehmen als die Männer.
    »Ich kann nicht recht glauben, daß die Person Bonapartes noch eine akute Gefahr für uns bedeutet«, meinte Hornblower in zufriedener Stimmung. Während der Graf nach Tisch seinen Kaffee schlürfte, wanderten seine Augen sehnsüchtig nach dem Kartentisch.
    »Besitzen Sie noch Ihre alte Meisterschaft im Whist, 'Oratio?« fragt er. »Wir sind zwar nur unser drei, aber das macht nichts, wir spielen ganz einfach mit einem Strohmann. Ich bin sogar der Ansicht, daß Whist mit Strohmann in mancher Hinsicht interessanter ist als zu vieren, obgleich das diesem oder jenem als Ketzerei erscheinen wird.« Niemand sprach davon, daß damals Bush immer der vierte Mann der Partie gewesen war, aber alle dachten sie an ihn. Das Spiel begann. Einer um den anderen hob ab, mischte und gab, hob ab, mischte und gab. Es war gewiß etwas Wahres daran, wenn der Graf behauptete, Whist mit Strohmann sei interessanter als mit vieren. Jedenfalls erlaubte es eine genauere Berechnung der Aussichten. Der Graf spielte mit seinem gewohnten Schwung, Marie brachte ihr altes, tüchtiges Können zur Geltung, und Hornblower ging wie stets mit wissenschaftlicher Gründlichkeit zu Werke. Dennoch war irgend etwas nicht so, wie es sein sollte. Whist mit Strohmann hatte etwas Ruheloses, vielleicht kam das von dem ständigen Platzwechseln nach jeder Runde, das den gleichmäßigen Fortgang des Spieles immer wieder unterbrach. Jedenfalls gelang es Hornblower nicht, sich so in das Spiel zu versenken, wie er es sonst immer konnte. Seine Gedanken wanderten wieder und wieder zu Marie, die bald neben ihm, bald gegenüber saß, so daß ihm zweimal sogar kleine Fehler unterliefen. Am Ende des zweiten Rubbers faltete Marie ihre Hände im Schoß. »Ich glaube, ich habe für heute Abend meine Schuldigkeit getan«, sagte sie. »'Oratio spielt sicher Piquet genauso meisterhaft wie Whist. Vielleicht könnt ihr euch damit weiter die Zeit vertreiben. Ich möchte mich nämlich zurückziehen.«
    Sofort sprang der Graf mit gewohnter Galanterie vom Stuhl auf, erkundigte sich, ob ihr etwas fehle, und geleitete sie auf ihre Versicherung, daß sie nur müde sei, mit der Geste des vollendeten Kavaliers zur Tür, nicht anders als er eine Königin geleitet hätte. »Gute Nacht, 'Oratio«, sagte Marie.
    »Gute Nacht, Madame«, sagte Hornblower, der neben dem Kartentisch stand.
    Dabei wechselten sie einen einzigen Blick, der weniger als eine Zehntelsekunde währte und doch lang genug war, um alles auszudrücken, was sie einander zu sagen hatten.
    »Ich nehme an, Marie hat richtig vermutet, wenn sie Ihnen auch im Piquetspiel meisterliches Können zutraut, mein lieber 'Oratio«, sagte der Graf, während er von der Tür zurückkam.
    »Marie und ich haben dieses Spiel oft genug zusammen gespielt, da uns für Whist der Partner fehlte... Aber ich setzte da einfach voraus, daß Sie noch Lust haben weiterzuspielen! Wie unüberlegt von mir! Bitte...«
    Hornblower beeilte sich, dem Grafen zu versichern, daß ihm nichts lieber sei.
    »Ausgezeichnet«, sagte der Graf und mischte mit seinen schlanken weißen Händen das Spiel. »Ich habe wirklich Glück.«
    Heute Abend hatte er in der Tat Glück bei seinem Spiel. Er ließ sich, wie es seine Gewohnheit war, auf die größten Wagnisse ein und wurde durch unwahrscheinliches Glück beim Ablegen belohnt Seine niedere Sext lag stets über Hornblowers höherer Quint, hatte Hornblower drei Asse, drei Könige und drei Damen, dann retteten den Grafen bestimmt vier Buben, und zweimal bewahrte ihn Carte blanche vor der Niederlage, als Hornblower ihn mit einem Bombenblatt bedrohte. Hatte Hornblower ein starkes Blatt, dann kam dem Grafen das Glück zu Hilfe, war Hornblower schwach, dann war der Graf jedes Mal unheimlich stark. Am Ende der dritten Partie sah Hornblower sein Gegenüber ganz ratlos an. »Ich fürchte, dieses Spiel war nicht sehr interessant für Sie«, sagte der Graf mit zerknirschter Miene. »Es ist wirklich alles andere als höflich, einen Gast so zu behandeln.«
    »In diesem Hause zu verlieren ist mir tausendmal lieber,

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