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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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    »Aber sag mir eins. Das war bei dir wohl eine Liebe auf den ersten Blick, nicht wahr?«
    »Eigentlich nicht, Mylord. Schon damals haben Annette und ich... Sie verstehen, Mylord.«
    »Ja, jetzt verstehe ich es«, sagte Hornblower.
    Es war abenteuerlich zu denken, daß Brown, der Mann, der damals die rettende Leine auf die Pluto hinüberwarf, der Mann, der den Oberst Caillard mit einem einzigen Hieb seiner Faust unschädlich machte, daß dieser Mann nun hier vor ihm stand und in aller Ruhe davon sprach, daß er in Rom ein Hotel aufmachen wollte. Aber schließlich war es doch genauso abenteuerlich und ausgefallen, wenn er selbst im Ernst die Möglichkeit ins Auge faßte, ein französischer Seigneur zu werden und England für immer den Rücken zu kehren. Erst vergangene Nacht hatte er diesen Plan allen Ernstes erwogen.
    Während der letzten fünf Tage hatte er Marie auch im Sturm der Leidenschaft immer inniger liebengelernt - und Hornblower war kein solcher Narr, daß er nicht klar gesehen hätte, wozu das schließlich führen mußte.
    »Wann willst du denn heiraten, Brown?« fragte er. »Sobald es die hiesigen Gesetze erlauben, Mylord.«
    »Ich habe keine Ahnung, wie es sich damit verhält«, sagte Hornblower. »Ich werde mich erkundigen, Mylord. Haben Sie sonst noch Wünsche?«
    »Nein, ich werde gleich aufstehen. Nach diesen aufregenden Neuigkeiten kann ich nicht länger liegen bleiben. Jedenfalls werde ich für ein anständiges Hochzeitsgeschenk sorgen.«
    »Besten Dank, Mylord. Ich bringe sofort Ihr heißes Wasser.«
    Marie erwartete ihn schon in ihrem Boudoir, als er mit dem Ankleiden fertig war. Sie küßte ihn zu ihrem Guten morgen Gruß und fuhr mit weicher Hand über seine glattrasierte Wange.
    Dann legte sie ihm den Arm auf die Schulter und führte ihn in ihr Turmzimmer, um ihm zu zeigen, daß die Apfelbäume unten im Obstgarten schon auszuschlagen begannen. Der Frühling war da, es war eine wahre Lust, in diesem herrlich grünenden Land zu lieben und geliebt zu werden. Er nahm ihre beiden weißen Hände in die seinen und küßte in einer Woge leidenschaftlicher Verehrung jeden einzelnen ihrer Finger.
    Einen Tag um den anderen hatte er die Süße ihres Wesens, die Selbstlosigkeit ihrer Liebe, hatte er alles, was sie war, immer fester ins Herz geschlossen. Liebe und Verehrung mischten sich ihm zu einem berauschenden Zaubertrank. Hornblower hätte vor ihr auf die Knie sinken können wie vor einer Heiligen. Sie aber wußte um den Schwung der Leidenschaft, die ihn beflügelte, sie wußte immer, wie es um ihn stand. »'Oratio«, das eine Wort nur sprach sie - warum nur brachte dieser kurze Laut, dieser lächerliche Name, sein Blut zum Sieden, wenn er ihn aus ihrem Munde so lustig ausgesprochen hörte?
    Er riß sie an sich, sie hielt ihn umfangen, und in dieser Nähe fand er wie immer seinen Frieden. Sie verschwendete in solchen Augenblicken keinen Gedanken an die Zukunft. Die Zukunft brachte ihr den tragischen Verzicht, das wußte sie, aber die Gegenwart gehörte ihr, und jetzt in dieser Gegenwart brauchte Hornblower ihre Nähe. Als ihre Leidenschaft verebbte, lächelten sie sich beide an, wie es stets ihre Art war. »Hast du schon das Neueste von Brown gehört?« fragte er. »O ja, er will Annette heiraten. Das ist auch die richtige Frau für ihn.«
    »Es scheint dir ja nicht gerade neu zu sein.«
    »Ach, ich habe es schon gewußt, ehe Brown selbst eine Ahnung davon hatte«, sagte Marie. Dabei zeigte sich in ihrer Wange ein Grübchen, das gleich wieder verschwand, und aus ihren Augen blitzte der Schelm. So glich sie einer köstlichen, begehrenswerten Frucht. »Das gibt ein hübsches Paar«, sagte Hornblower.
    »Ja. Ihre Wäschetruhe steht auch schon bereit, und Bertrand hat für ein›Dot‹Sorge getragen.«
    Dann gingen sie nach unten, um auch den Grafen einzuweihen. Der zeigte sich über die Nachricht aufrichtig erfreut.
    »Die zivile Trauung kann ich selbst vornehmen«, sagte er.
    »Vielleicht wissen Sie noch, daß ich hier Maire bin. Der Posten ist dank der Tüchtigkeit meines Adjoint fast eine Sinecure für mich, aber ich kann von meiner Macht auch einmal Gebrauch machen, wenn mich die Lust dazu ankommt.«
    Als sie Brown nachher hereinriefen, um von ihm die nötigen Angaben zu erhalten, erfuhren sie, daß er keine Eltern mehr hatte und das Oberhaupt seiner Familie war. Das ersparte ihm viel Zeit, weil es ihn der Notwendigkeit überhob, die elterliche Einwilligung zu seiner Heirat beizubringen, auf der

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