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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Gewalt über das Nivernais ausstatten.«
    »Was beabsichtigen Eure Königliche Hoheit persönlich zu unternehmen?« fragte Hornblower.
    »Ich muß sofort weiter nach Bordeaux, um die Gascogne aufzurufen.« Wahrscheinlich war dies das beste, was sie tun konnte - je weiter sich der Widerstand ausbreitete, desto lästiger mußte er Bonaparte werden. Marie konnte die Herzogin begleiten, und für den Fall, daß das Unternehmen zusammenbrach, gab es für beide die Möglichkeit, über See zu entkommen. »Und Sie, Mylord?« fragte die Herzogin.
    Aller Augen ruhte nach dieser Frage auf Hornblower, aber er wurde sich dessen überhaupt nicht bewußt. Diese Entscheidung war seine ganz persönliche, seine ureigenste Angelegenheit. Er war ein bewährter Seeoffizier und wußte, daß ihm das Kommando über ein Linienschiffsgeschwader sicher war, wenn er nach England zurückkehrte. Riesige Flotten pflügten nun bald wieder das Meer, und ihm fiel dann ein wesentlicher Anteil an ihrer Führung zu. Nach wenigen Kriegsjahren war er vielleicht schon Admiral und Flottenchef, war er vielleicht der Mann, von dem Wohl und Wehe ganz Englands abhing. Blieb er dagegen hier, dann konnte er bestenfalls hoffen, an der Spitze einer zerlumpten und hungrigen Räuberbande das Leben eines gehetzten Flüchtlings zu führen, im schlimmsten Falle aber drohte ihm der Strick an einem Baumast. Vielleicht hatte er wirklich die Pflicht, sich und seine seemännischen Gaben zum Wohle Englands aus dieser Sache herauszuhalten und zu bewahren. Aber schließlich gab es in England Dutzende von tüchtigen Seeoffizieren, während er hier den Vorteil für sich hatte, Land und Leute genau zu kennen, ja, mehr noch, bei den Franzosen einen gewissen Ruf zu genießen. Aber ausschlaggebend war für ihn etwas ganz anderes. Er dachte nicht daran, er brachte es nicht über sich, hier einen lächerlichen Aufruhr anzuzetteln, der für den Gegner nicht mehr bedeutete, als einen Nadelstich, um sich dann vor dem unvermeidlichen Zusammenbruch davonzumachen und seine Freunde hilflos im Stich zu lassen.
    »Ich bleibe bei Monsieur le Comte«, sagte er, »vorausgesetzt natürlich, daß Eure Königliche Hoheit und er selbst damit einverstanden sind. Ich hoffe, ich kann ihm von einigem Nutzen sein.«
    »Dessen bin ich gewiß«, sagte die Herzogin.
    Hornblower begegnete Mariens Blick. Da ahnte er plötzlich mit Entsetzen, wozu sie sich entschlossen hatte.
    »Madame«, sagte er zu ihr gewandt, »ich darf doch annehmen, daß Sie Ihre Königliche Hoheit begleiten werden.«
    »Nein«, sagte Marie. »Sie werden jeden Mann brauchen können, und ich kann Ihnen ebensoviel nützen wie ein Mann.
    Ich kenne in dieser Gegend jede Furt und jeden Weg und Steg.
    Ich bleibe gleichfalls bei Monsieur le Comte.«
    »Aber Marie...!« sagte der Graf.
    Hornblower erhob keinen Einwand. Ebensogut hätte er gegen einen fallenden Ulmenast oder gegen eine Drehung des Windes aufbegehren können. Er sah jetzt in allem, was geschah, nur noch ein unausweichliches, unerbittliches Schicksal. Ein Blick in Maries entschlossenes Gesicht brachte auch die Vorstellungen des Grafen zum Schweigen. »Gut denn«, sagte die Herzogin.
    Sie sah sich im Kreise um. Es war Zeit, höchste Zeit, mit dieser Erhebung Ernst zu machen. Hornblower aber hieß jetzt alle persönlichen Empfindungen schweigen. Für ihn war wieder Krieg, Krieg mit all seinen Problemen des Raumes, der Zeit und der menschlichen Möglichkeiten. Fast unwillkürlich machte er sich daran, die verwickelten Fäden aufzunehmen. Über dem Schreibtisch, an dem der Präfekt gesessen hatte, um die Anordnungen der Pariser Regierung durchzuführen, hing eine in großem Maßstab gehaltene Karte des Departements, an den anderen Wänden hingen weitere Karten in noch größerem Maßstab, die die Unterpräfekturen darstellten. Er ließ seine Augen darüber hinwandern. Die Karten zeigten Straßen, Flüsse, Wälder... Lebe wohl, England!
    »Vor allem ist es wichtig zu wissen«, begann er, »wo die nächsten Standorte regulärer Truppen sind.« Der Feldzug an der oberen Loire hatte begonnen.

19. Kapitel
    Der Waldweg, dem sie folgten, traf im rechten Winkel auf einen anderen. Selbst hier, im Schatten der Fichten, herrschte eine drückende Schwüle - Gewitterluft. Hornblowers Füße waren voll schlimmer Blasen, auch auf dem weichen Nadelboden schleppte er sich nur unter großen Schmerzen weiter. Nirgends regte sich ein Laut, es war völlig windstill, so daß man nicht einmal das Rauschen der

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