Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Bäume vernahm. Die Hufe der Gäule sanken lautlos in die weichen Nadeln, drei von ihnen waren Packpferde und trugen Proviant und Munition, auf zweien saßen Verwundete, und das fünfte ritt Seine Exzellenz der Herr Generalleutnant des Königs für das Nivernais. Zwanzig Männer und zwei Frauen schlichen hinter Hornblower müde den Pfad entlang, das war die Hauptmacht der Armee Seiner Allerchristlichsten Majestät. Es gab noch eine Vorhut, die fünf Mann stark war und unter Browns Führung irgendwo weiter vorn marschierte, und eine Nachhut von ebenfalls fünf Mann, die in weitem Abstand folgte. Am Kreuzweg erwartete sie ein Verbindungsmann, den Brown als umsichtiger Führer zurückgelassen hatte, damit beim Gros kein Zweifel entstand, welchen Weg er eingeschlagen hatte. Als sie herankamen, wandte dieser Mann sich um und deutete schweigend auf ein grauweißes Etwas, das neben dem Weg in der Luft zu schweben schien. Es war die Leiche eines Mannes in bäuerlicher Kleidung, sie hing, mit einem Strick um den Hals, an einem Fichtenast.
    Das Weiße war ein großes gedrucktes Plakat, das ihm auf die Brust geheftet war. Darauf stand:
    Franzosen aus dem Nivernais!
    Ich bin an der Spitze einer starken Truppenmacht Trier eingerückt und verlange, daß alle törichten Versuche, der Regierung unseres erhabenen Kaisers Napoleon Widerstand entgegenzusetzen, sofort ein Ende nehmen. Ich habe mit Freude festgestellt, daß der wahnsinnige Plan des Grafen de Gracay, dem Kaiser, den die Bitten und das Verlangen von vierzig Millionen treuer Untertanen auf den Thron zurückgeholt haben, Widerstand entgegenzusetzen, bei euch so wenig Anklang gefunden hat. Nur einige wenige haben sich dazu verleiten lassen, zu den Waffen zu greifen. Ich tue euch daher kund und zu wissen, daß mich Seine Kaiserliche Majestät in Ihrer huldreichen Milde ermächtigt hat, jedem Franzosen, mit Ausnahme der am Schluß dieses Aufrufes aufgezählten Personen, Pardon und Straffreiheit zuzusichern, der sich, vom Datum dieses Aufrufes an gerechnet, innerhalb von vierzehn Tagen bei einem der mir unterstellten Truppenteile meldet, um seine Waffen abzuliefern und sich für seine Person zu ergeben.
    Er soll das Recht haben, als freier Mann auf seinen Hof, zu seinem Geschäft, in den Schoß seiner Familie zurückzukehren.
    Wer seine Waffen nicht abliefert, wird zum Tode verurteilt, das Urteil wird sofort vollstreckt.
    Jedes Dorf, das den Rebellen Unterschlupf gewährt, wird niedergebrannt, die maßgebenden Männer der Einwohnerschaft werden erschossen. Jede Person, die den Rebellen hilft, sei es als Führer oder durch Übermittlung von Nachrichten, wird erschossen.
    Ausnahmen von der Amnestie: der obengenannte Graf de Gracay und seine Schwiegertochter, bekannt unter dem Namen Vicomtesse de Gracay. Außerdem ein Engländer, der unter dem Namen Lord Hornblower bekannt ist und von uns gesucht wird, um den Lohn für ein Leben voller Gewalttaten und Verbrechen zu empfangen.
    Gezeichnet: Graf Emanuel Clausen, Den 6. Juni 1815, General und Divisionskommandeur.
    Der Graf sah zu dem blauschwarzen Gesicht des Toten empor.
    »Wer ist das?« fragte er.
    »Paul Marie von der Mühle, Herr«, sagte der Mann, der sie erwartet hatte.
    »Also sind sie hier schon vorübergekommen«, sagte Hornblower, »das heißt, daß wir jetzt hinter ihnen sind.«
    Einer der Männer griff mit der Hand nach dem Toten.
    Wahrscheinlich wollte er das Plakat abreißen.
    »Halt!« rief Hornblower im letzten Augenblick. »Sie sollen nicht wissen, daß wir hier vorübergekommen sind.«
    »Aus dem gleichen Grunde müssen wir den armen Teufel da unbeerdigt hängen lassen«, sagte der Graf.
    »Ja, wir müssen unbedingt weiter«, sagte Hornblower. »Sind wir erst über die Furt, dann können wir uns eine Atempause gönnen.« Er warf einen Blick auf seine erbärmliche kleine Streitmacht. Einige waren beim Haltmachen sofort zu Boden gesunken, andere wieder lehnten sich müde auf ihre Musketen, und ein paar der Männer buchstabierten das Plakat, das an der Brust des toten Paul Marie hing. Sie sahen es nicht zum ersten Male. »Los, Kinder!« sagte der Graf.
    Das Gesicht des alten Mannes war weiß vor Erschöpfung. Er hing nur noch im Sattel. Der elende Gaul, auf dem er ritt, war kaum in besserer Verfassung als der Reiter selbst, er ließ den Kopf hängen und bewegte sich nur dann müde vorwärts, wenn er die Sporen bekam. Wankend, hungrig und zerlumpt folgte ihm die übrige Schar. Die meisten warfen im Vorübergehen einen

Weitere Kostenlose Bücher