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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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handeln. Außerdem schwächte er ihn an der Nordostgrenze, wo ihm der unvermeidliche Zusammenstoß mit seinen alten Gegnern bevorstand, insofern er ihn dazu zwang, die zu seiner Bekämpfung nötigen Truppen hier zurückzulassen. Hornblower sah keine Möglichkeit zu siegreichen Unternehmungen, aber er hegte doch die freilich schwache Hoffnung, daß es gelingen könnte, in den Bergen und Wäldern mit einer verhältnismäßig geringen Zahl von Freischärlern einen kleinen Guerillakrieg anzuzetteln, der sich mit der Zeit vielleicht immer weiter ausbreitete.
    Er, Hornblower, stand im Dienst des Königs Georg. Wenn er jetzt die Möglichkeit sah, auch nur einen einzigen Soldaten Bonapartes außer Gefecht zu setzen, so hatte er die Pflicht, sie zu nutzen, selbst auf die Gefahr hin, daß dabei hundert einheimische Bauern ums Leben kamen. Aber schon verfing er sich wieder in Zweifeln und Bedenken. Was war denn mit ihm?
    Ließ er sich in seinen Entscheidungen von menschlichen Rücksichten leiten? Oder war etwa seine Entschlußkraft erlahmt? Früher hatte er doch oft genug seine Männer mit höchst gefährlichen Aufträgen betraut und hatte nicht selten selbst an solchen Unternehmungen teilgenommen. Aber dieses Wagnis hier schien ihm eben völlig aussichtslos zu sein... und überdies war notwendig auch der Graf darin verwickelt. »Und doch«, bedrängte ihn die Herzogin, »geht jetzt Ihr Rat dahin, uns tatenlos in unser Schicksal zu ergeben?«
    In diesem Augenblick war es Hornblower zumute wie einem Verurteilten auf dem Schafott, der die besonnte Welt mit einem letzten Blick umfaßt, ehe ihn der tödliche Stoß ins dunkle Nichts befördert. Von allen Seiten bedrohte ihn jetzt der Krieg mit seinen grausamen, unentrinnbaren Nöten. »Nein«, sagte er, »ich rate zum Widerstand.«
    Die düsteren Mienen um ihn her hellten sich mit einem Schlage auf. In diesem Augenblick wurde ihm klar, daß die Wahl zwischen Krieg und Frieden soeben in seiner Hand gelegen hatte. Hätte er sich weiterhin gegen Erhebung und Widerstand erklärt, dann wäre es ihm schließlich gelungen, auch die anderen zu seiner Ansicht zu bekehren. Diese Erkenntnis machte ihn noch unglücklicher, obwohl er sich die unanfechtbare Tatsache vor Augen hielt, daß ihn das Schicksal hier in eine Lage versetzt hatte, in der sich jeder Disput von selbst verbot. Er beeilte sich, von neuem das Wort zu nehmen.
    »Eure Königliche Hoheit«, sagte er, »haben mir Pessimismus vorgeworfen. Ich gebe zu, daß ich mir keine großen Hoffnungen machen kann. Was wir vorhaben, ist ein verzweifeltes Abenteuer, aber das heißt nicht, daß wir es nicht unternehmen sollten. Wir müssen uns nur davor hüten, unüberlegt und leichtfertig zu Werke zu gehen. Auf Schlachtenruhm und weithin sichtbare Erfolge haben wir nicht zu rechnen. Unser Kampf wird lange dauern, und er wird hart und ruhmlos sein.
    Wir werden hinter einem Baum hervor französische Soldaten niederschießen und dann das Weite suchen. Wir werden uns des Nachts an einen Posten heranschleichen, um ihm ein Messer ins Herz zu stoßen, wir werden bald hier, bald dort eine Brücke in Brand stecken, wir werden dem oder jenem Pferdegespann die Kehlen durchschneiden, jawohl, so und nicht anders werden unsere›großen Siege‹aussehen.« Er hatte sagen wollen, »so wird unser Marengo, unser Jena aussehen«, aber er durfte die Siege Bonapartes in diesem Kreis um Gottes willen nicht erwähnen.
    Deshalb suchte er jetzt krampfhaft in seinem Gedächtnis nach bourbonischen Siegen.
    »So sieht also unser Steinkerk und unser Fontenoy aus«, fuhr er endlich fort.
    Es war nicht so einfach, diesen Menschen, die vom Wesen des Guerillakrieges keine Ahnung hatten, diese Art der Kriegführung in wenigen Sätzen zu erklären: »Der Generalleutnant Seiner Majestät des Königs für das Nivernais wird nichts anderes sein als ein gehetzter Flüchtling. Er wird sein Nachtlager unter einem Felsblock aufschlagen, er wird sein Fleisch roh essen, damit ihn der Rauch seines Feuers nicht verrät. Nur wer bereit ist, so zu leben, solche Härten auf sich zu nehmen, kann am Ende Erfolg haben.«
    »Ich bin dazu bereit«, sagte der Graf, »bis zu meinem letzten Atemzuge.«
    Hornblower wußte, daß die andere Wahl für ihn Verbannung hieß - Verbannung auf Lebenszeit.
    »Ich habe nie daran gezweifelt, daß ich mich auf die Treue des Hauses Ladon verlassen kann«, sagte die Herzogin. »Ihr Patent wird sofort ausgefertigt, Herr Graf. Ich werde Sie mit voller königlicher

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