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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Gehorsam leistete, all das spielte für sie offenbar keine Rolle.
    Die harte Wirklichkeit hieß Krieg, Krieg auf Leben und Tod.
    Angesichts dieser Tatsache war Hornblower nicht in der Stimmung, sich mit Dilettanten auf eine sinnlose Wortklauberei einzulassen.
    »Verschwenden wir unsere kostbare Zeit nicht im Spiel mit Begriffen«, sagte er. »Glauben Sie, daß die Kraft Frankreichs groß genug ist, Bonaparte zu vertreiben?«
    »Er ist in Frankreich so verhaßt wie kein anderer Mensch.«
    Hornblower blieb hartnäckig. »Das ist keine Antwort auf meine Frage, Königliche Hoheit.«
    »Die Vendee ist bereit zu kämpfen«, sagte die Herzogin.
    »Dort ist Laroche-Jacquelin, dem alles Gefolgschaft leistet.
    Mein Mann macht den Süden mobil, der König und der Hof halten sich in Lille. Die Gascogne wird sich gleichfalls gegen den Usurpator stellen, denken Sie nur daran, wie ihm Bordeaux im vorigen Jahr die Gefolgschaft kündigte.« Es schien in der Tat möglich, sogar wahrscheinlich, daß die Vendee sich erhob. Aber Hornblower konnte sich nicht gut vorstellen, daß der Herzog von Angouleme im Süden oder gar der fette, gichtgeplagte König im Norden in der Lage sein sollten, eine begeisterte Gefolgschaft zu gewinnen. Und was den Abfall von Bordeaux betraf, so mußte Hornblower bei dessen Erwähnung unwillkürlich an Rouen und Le Havre denken, an die teilnahmslose Bürgerschaft, an die widerspenstigen Rekruten, die nur den einen Wunsch hatten, gegen niemand mehr zu Felde ziehen zu müssen.
    Ein Jahr lang hatten diese Leute jetzt die Segnungen des Friedens und die Vorzüge einer freiheitlichen Regierungsform genossen, möglicherweise brachten sie nun wirklich den Entschluß auf, für ihren Fortbestand zu kämpfen. Es konnte sein. Vielleicht.
    »Ganz Frankreich weiß jetzt, daß es möglich ist, Bonaparte zu schlagen und vom Thron zu stoßen«, sagte die Herzogin mit nachdrücklicher Betonung. »Das schafft gegen früher eine ganz andere Lage.«
    »Frankreich ist ein Pulvermagazin des Mißvergnügens und der Uneinigkeit«, sagte der Graf. »Ein Funke kann es zur Explosion bringen.« Ach, Hornblower hatte den gleichen Traum geträumt, als er damals Le Havre besetzte. Er war bei seinen Überlegungen sogar auf das gleiche Bild verfallen... und hatte sich gründlich getäuscht. »Bonaparte hat eine Armee«, sagte er.
    »Man braucht selbst eine Armee, wenn man eine Armee vernichten will. Ich frage also: Wo finden wir eine Armee? Die alten Soldaten sind alle ergebene Anhänger Bonapartes. Und die Nichtsoldaten - werden sie kämpfen? Und wenn, können wir sie schnell genug bewaffnen und ausbilden?«
    »Sie sind Pessimist, Mylord«, sagte die Herzogin.
    »Die Welt hat noch keinen Soldaten gesehen, der es Bonaparte an Begabung, Tatkraft, Entschlossenheit und List gleichgetan hätte«, sagte Hornblower. »Man kann seine Schläge nur mit einem stahlharten Schild parieren, ein papierbespannter Reifen aus dem Zirkus taugt dazu nicht.« Hornblower blickte die Versammelten nach diesen Worten einen um den anderen an, die Herzogin, den Grafen, Marie, den schweigsamen General und Hofmann, der seit dem Beginn der Debatte hinter der Herzogin gestanden hatte. Sie trugen düstere Mienen zur Schau, schienen aber zum Äußersten entschlossen.
    »Sie schlagen also vor, daß sich zum Beispiel Monsieur le Comte hier dem Usurpator demütig ergibt und geduldig wartet, bis die Armeen Europas Frankreich befreien werden?« fragte die Herzogin mit leicht ironischem Unterton. Sie verstand sich besser darauf, Selbstbeherrschung zu üben, als die meisten anderen Mitglieder des Hauses Bourbon. »Monsieur le Comte ist wegen der wertvollen Dienste, die er mir früher erwiesen hat, in Lebensgefahr und muß daher flüchten«, sagte Hornblower. Er war sich bewußt, daß er damit dem Standpunkt der anderen entgegenkam. Richtig betrachtet war es auf jeden Fall ein Vorteil, wenn im Inneren Frankreichs eine gegen Bonaparte gerichtete Bewegung entstand, und zwar ohne Rücksicht darauf, wie es um ihre Erfolgsaussichten bestellt war. Eine solche Bewegung war auch dann wertvoll, wenn sie sich verhältnismäßig leicht unterdrücken ließ, auch dann, wenn sie viel Blut kostete. Obendrein konnte man nicht einmal sagen, daß sie ganz ohne Aussichten war, obschon Hornblower in dieser Hinsicht keine großen Hoffnungen hegte. Zum mindesten brachte jeder derartige Widerstand Bonaparte in Verlegenheit, sobald er Anspruch darauf erhob, im Namen des ganzen französischen Volkes zu

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