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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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fern, er war so ruhig, als beobachtete er Zug und Gegenzug bei einem Schachspiel, das andere spielten. Es fiel ihm keinen Augenblick ein, daß dieses Spiel um seine eigene Person ging, daß sein Leben dabei auf dem Spiel stand.
    »Schießt mich ruhig nieder«, sagte er mit grimmigem Lächeln, »aber dann müßt Ihr Euch darüber klar sein, daß England nicht ruhen wird, bis Ihr hängt.«
    »England hat Sie hierher geschickt, um mich an den Galgen zu bringen, so ist es doch«, erwiderte Sweet in bitterem Ton.
    »Nein«, sagte Hornblower, »ich bin hier, um Euch an Eure Pflicht gegen König und Vaterland zu erinnern.«
    »Soll das Vergangene vergessen sein?«
    »Ihr werdet Eure Sache vor gerechten Richtern vertreten können, Sweet, Ihr und Eure Spießgesellen.«
    »Das bedeutet doch nichts anderes als den Galgen, wie ich schon sagte«, gab Sweet zur Antwort, »und wenn ich an das Schicksal denke, das einigen von den anderen bevorsteht, dann könnte ich sogar noch von Glück reden.«
    »Vor einem einwandfreien, unparteiischen Gericht«, betonte Hornblower, »das jeden mildernden Umstand gehörig in Anrechnung bringt.«
    »Nur als Zeuge gegen Chadwick würde ich mich den Richtern stellen«, gab der Alte zur Antwort. »Volle Amnestie für uns - ein unparteiisches Gericht für Chadwick, das sind unsere Bedingungen, Sir.«
    »Narren seid ihr«, sagte Hornblower, »verscherzt euch eure letzten Aussichten. Wenn ihr euch jetzt ergebt, Chadwick freilaßt und das Schiff in einwandfreiem Zustand ausliefert, dann wird das vor Gericht zu euren Gunsten schwer ins Gewicht fallen. Was habt ihr dagegen zu gewärtigen, wenn ihr euch weigert? Den Tod, nichts als den Tod. Wie könntet ihr euch der Vergeltung entziehen, die euer Vaterland über euch verhängt?
    Niemand kann euch davor retten.«
    »Doch, mit Verlaub, Herr Kapitän, Boney«, fiel ihm der alte Mann trocken ins Wort.
    »Ihr verlaßt euch also wirklich auf das, was euch dieser Bonaparte verspricht?« Hornblower überlegte krampfhaft, wie er diesem unerwarteten Gegenangriff am besten begegnen könnte. »Natürlich brächte er dieses Schiff gern in seinen Besitz, das ist klar. Aber mit euch und euresgleichen würde er nicht viele Umstände machen. Ich will euch etwas sagen: Bonaparte kann es sich nicht leisten, Meuterern die Stange zu halten - seine Macht steht und fällt ja mit der Disziplin seiner Armee. Er wird euch ganz einfach ausliefern, damit wir ein Exempel statuieren können.« Das war ein blindlings im dunkeln abgefeuerter Schuß, der denn auch gründlich am Ziel vorbeiging. Sweet steckte seine Pistole wieder ins Koppel, zog drei Briefe aus der Tasche und schwenkte sie höhnisch vor Hornblowers Gesicht.
    »Das hier ist ein Brief des Festungskommandanten von Harbour-Grace«, sagte er, »der heißt uns nur willkommen. Und der hier kommt von dem Präfekten des Departements Untere Seine. Er verspricht, uns zu helfen, wenn wir Proviant und Wasser brauchen. Und das dritte ist ein Schreiben aus Paris, es ist mit der Post gekommen. Darin wird uns zugesichert, daß wir in Freiheit bleiben, daß wir die französischen Bürgerrechte erhalten und daß jeder von uns obendrein eine Rente bekommt, wenn er das sechzigste Lebensjahr vollendet hat. Die Unterschrift dieses Schreibens lautet: Marie Louise, Kaiserin, Königin und Regentin. Boney wird doch ein Wort nicht brechen, das seine eigene Frau gegeben hat.«
    »Ihr seid also tatsächlich mit dem Gegner in Verbindung getreten?« stieß Hornblower hervor. Es war ihm schlechthin unmöglich, Ruhe und Fassung zu heucheln.
    »Ja«, sagte der Alte, »wenn Sie die Aussicht vor Augen hätten, auf allen Schiffen der Flotte ausgepeitscht zu werden, dann hätten Sie auch nicht anders gehandelt.«
    Es war ganz aussichtslos, diese Verhandlungen fortzusetzen.
    Den Meuterern war, wenigstens für den Augenblick, nicht beizukommen. An Bord ihres Schiffes war kein Anzeichen zu entdecken, das auf Bedenklichkeit oder auf Meinungsverschiedenheiten schließen ließ. Wenn man ihnen etwas mehr Zeit zum Nachdenken gab, wenn sie noch ein paar Stunden Gelegenheit hatten, zu überlegen, was es hieß, daß ihnen kein Geringerer als Hornblower im Nacken saß, dann mochten ihnen vielleicht doch noch Zweifel kommen, ob ihr Verhalten richtig war. Nicht ausgeschlossen, daß sich dann unter den Meuterern eine Gruppe abspaltete, die darauf ausging, das Schiff in ihre Hände zu bekommen, um auf diese Weise ihren Kopf zu retten. Oder sie gerieten doch noch an die

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