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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Getränke - Hornblower fand es nämlich noch immer völlig rätselhaft, daß eine meuternde englische Schiffsbesatzung wie diese nicht völlig betrunken war. Kurz, es konnte immer noch etwas geschehen. Wenn er jetzt das Feld räumte, dann durfte er aber nicht feig mit eingezogenem Schwanz von Bord schleichen, sondern er mußte sich kämpfend und mit klirrenden Waffen zurückziehen. »Ihr seid also nicht nur Meuterer, ihr seid Verräter!« brüllte er. »Schweinehunde seid ihr, sonst nichts! Das hätte ich mir denken können. Keine Sekunde länger will ich die gleiche Luft atmen wie ihr, damit ich meine Lungen nicht daran verpeste.« Er wandte sich zur Reling und rief nach seinem Boot.
    »Wir sind solche Schweinehunde«, sagte der alte Mann, »daß wir Euch jetzt laufen lassen, obwohl wir Euch mit Leichtigkeit zu Chadwick ins Orlopdeck sperren könnten. Wie wäre es, wenn wir Euch die neunschwänzige Katze schmecken ließen, Kommodore Sir Horatio Hornblower? Was würden Sie dazu sagen, Sir? Ihr habt es nur unserer Schonung zu verdanken, wenn Euch morgen das Fleisch heil auf den Rippen sitzt.
    Vergeßt das nicht! Gehabt Euch wohl, Kapitän.«
    Diese letzten Worte hinterließen bei Hornblower einen giftigen Stachel. Sie weckten Bilder in seiner Phantasie, die ihn schaudern machten. Jedenfalls war es mit seinem Selbstbewußtsein nicht weit her, als er sich nun wieder mühsam unter den Enternetzen hindurchwand. Die Flame wiegte sich noch immer friedlich beigedreht am Wind, während sein Boot auf dem Rückweg über die Wogen tanzte. Hornblowers Blick wanderte zwischen der Flame und der Porta Coeli hin und her.
    Die beiden Schwesterschiffe glichen sich wie ein Ei dem anderen, der auffallende, kreuzförmige Patsch im Vormarssegel der Flame war das einzige Merkmal, an dem sie zu unterscheiden waren. Er empfand es wie eine Ironie, daß nicht einmal das geübte Auge des Fachmanns diese beiden Briggs voneinander zu unterscheiden vermochte, von denen die eine ihrem König die Treue hielt, während auf der anderen offener Aufruhr herrschte. Diese Vorstellung war ganz dazu angetan, seinen bitteren Empfindungen neue Nahrung zu geben. Sein erster Versuch, die Meuterer zur Vernunft zu bringen, war gründlich und vollständig fehlgeschlagen. Nach allem, was er gehört hatte, bestand nicht die geringste Hoffnung, daß sie von ihren Bedingungen abgingen, es blieb ihm also nur die Wahl, entweder darauf einzugehen und den Meuterern Straflosigkeit zu versprechen, oder sie mit ihrem Schiff Bonaparte in die Arme zu treiben. Weder das eine noch das andere bedeutete aber eine Lösung seiner Aufgabe. Dazu hätte man ihn nicht gebraucht, jeder unerfahrene kleine Fähnrich in der Flotte hätte so etwas auch gekonnt. Ein bißchen Zeit stand ihm allerdings noch zur Verfügung, man konnte ja kaum annehmen, daß die Nachricht von der Meuterei schon durchgesickert war. So wie er die Lage sah, war aber auch weiteres Zuwarten nur Zeitverschwendung, wenn es nicht im Lauf der Zeit doch noch zu Unstimmigkeiten unter den Meuterern kam, was er freilich kaum annehmen durfte.
    Das Boot hatte inzwischen den halben Weg zwischen den beiden Briggs zurückgelegt. Hätte er nur diese zwei Schiffe unter seinem Kommando, dann wollte er hier unter der normannischen Küste schon Leben in die Bude bringen, sein Gefühl sagte ihm daß er damit die ganze Seinemündung auf den Kopf stellen konnte. Solche Gedanken gaben seiner Verbitterung immer neue Nahrung. Dann aber war sie mit einem Schlage fort, wie weggeblasen. Der Einfall war da, und mit dem Einfall stellten sich auch gleich die alten, wohlbekannten körperlichen Zustände ein: Trockenheit im Hals, Kribbeln in den Beinen und beschleunigter Herzschlag. Seine Blicke schweiften zwischen den beiden Briggs hin und her, heftige Erregung quoll in ihm auf, und sein Geist begann ungewollt Berechnungen anzustellen, in denen die Gezeiten, der Wind und die Tageslänge gegebene Größen waren.
    »Legt euch ein bißchen mehr ins Zeug«, ermahnte er die Bootsbesatzung. Die Männer taten schon ihr Bestes, aber die Gig konnte ihm in seiner neuen gehobenen Stimmung natürlich nie genug Fahrt laufen. Brown sah ihn von der Seite an und hätte nur zu gern gewußt, wie der Plan aussah, der da soeben im Gehirn seines Kapitäns Gestalt annahm. Brown selbst hatte natürlich die Lage ebenso erfaßt wie Hornblower und konnte sich keinen brauchbaren Ausweg denken. Jetzt sah er nur, daß sich sein Kapitän immer und immer wieder nach der

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