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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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seiner Lage und die entsprechenden Vorzüge ihrer eigenen ohnehin nicht im unklaren sein. Wenn er ihnen jetzt durch sein Verhalten eingestand, daß sie sowohl ihn selbst wie die Lords der Admiralität in der Klemme hatten, dann offenbarte er ihnen damit nichts, was sie nicht schon wußten. Freeman wagte zwar keine Einwendungen zu machen, hielt es aber bestimmt nicht für ratsam, daß sich ein Mann vom Range eines Kapitäns zur See so unvorsichtig der Willkür der Meuterer auslieferte. Hornblower ging unter Deck, um seine Order einzustecken, es konnte sich womöglich als notwendig erweisen, den Meuterern die Vollmachten zu zeigen, mit denen er ausgestattet war. Er wollte jedoch von dieser Möglichkeit nur im äußersten Notfall Gebrauch machen, weil er den Kerlen damit einen allzu tiefen Einblick in die Pläne der Lords gab. Als Hornblower wieder an Deck kam, lag das Boot mit Brown am Ruder längsseit.
    Hornblower kletterte an der Bordwand hinunter und nahm auf der Achterducht Platz.
    »Ruder an!« befahl Brown, die Riemen griffen kräftig ins Wasser, im leichten Seegang der geschützten Flußmündung tanzte das Boot zur Flame hinüber.
    Hornblower wandte keinen Blick von der Brigg, solange sie darauf zuhielten. Sie lag immer noch beigedreht, aber man konnte deutlich sehen, daß ihre Geschütze ausgerannt und die Enternetze ausgebracht waren. Die Besatzung hatte ganz offenbar nicht die geringste Lust, sich überraschen zu lassen.
    Die Geschützbedienungen waren an ihren Geschützen, die Toppen waren durch Ausguckposten besetzt, auf dem Achterdeck stand ein Deckoffizier mit dem Kieker unter dem Arm - nicht das geringste Anzeichen verriet, daß sich dieses Schiff in der Hand von Meuterern befand. »Boot ahoi!« scholl der Anruf über das Wasser.
    Brown hielt vier Finger in die Höhe, das war das allgemein verstandene Zeichen, daß er einen Kapitän zur See an Bord hatte. Die vier Finger bedeuteten die vier Fallreepsgäste, die in diesem Fall durch die Salutordnung gefordert wurden.
    »Wer sind Sie?« hörte man darauf die Stimme wieder. Brown sah sich nach Hornblower um; als dieser mit dem Kopf nickte, antwortete er: »Kommodore Sir Horatio Hornblower K. B.«
    »Wir gestatten, daß Kommodore Hornblower an Bord kommt, aber sonst niemand. Kommen Sie längsseit, aber ich warne Sie vor allen hinterhältigen Streichen. Wenn Sie etwas Derartiges versuchen, lassen wir sofort ein paar harte Brocken in Ihr Boot hinunterfallen.«
    Hornblower griff nach den Großrüsten und schwang sich von dort aus auf die Verschanzung. Ein Seemann lüftete die Enternetze an, so daß er unter ihnen hindurchkriechen konnte und auf das Oberdeck gelangte. »Bitte, lassen Sie Ihr Boot ablegen, Kommodore. Wir möchten gern sichergehen«, sagte eine Stimme.
    Der ihn angesprochen hatte, war ein weißhaariger alter Mann.
    Der Kieker, den er unter den Arm geklemmt trug, wies ihn als den wachhabenden Offizier aus. Weiße Haarsträhnen fielen ihm über die Ohren, scharfe blaue Augen in einem runzligen Gesicht musterten Hornblower unter buschigen, weißen Brauen hervor.
    Das einzige Ungewöhnliche an seiner ganzen Erscheinung war eine Pistole, die er im Koppel trug. Hornblower wandte sich um und gab den gewünschten Befehl.
    »Darf ich nun fragen, Kommodore, was Sie hierher führt?« erkundigte sich der alte Mann.
    »Ich möchte den Anführer der Meuterer sprechen.«
    »Ich bin Kommandant dieses Schiffes. Sie können sich also an mich wenden. Nathaniel Sweet ist mein Name, Sir.«
    »Ich wollte wissen, ob Ihr der Anführer der Meuterer seid.
    Wenn nicht, dann habe ich nicht das Bedürfnis, weiter mit Euch zu sprechen.«
    »Dann können Sie Ihr Boot längsseit rufen und unser Schiff wieder verlassen.«
    Da saß er schon in der Klemme. Hornblower blickte dem Alten unverwandt in die blauen Augen. In Hörweite standen noch ein paar andere Leute herum, aber er konnte auch bei ihnen nicht das geringste Anzeichen von Unsicherheit oder Wankelmut entdecken. Offenbar waren sie durchaus gewillt, ihrem Kommandanten zur Seite zu stehen. Und doch, vielleicht nutzte es etwas, wenn er einmal das Wort an sie richtete.
    »Seeleute!« begann Hornblower mit erhobener Stimme.
    »Schluß damit!« stieß da der Alte hervor, riß die Pistole aus dem Koppel und zielte auf Hornblower. »Noch ein solcher Versuch, und ich jage Ihnen eine Unze Blei in den Leib.«
    Hornblower hielt den Blick ganz kaltblütig auf ihn und seine erhobene Waffe gerichtet. Seltsamerweise lag ihm jede Aufregung

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