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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Rapport! Der Bootsmannsmaat da! Collier! Sorgen Sie gefälligst dafür, daß Ihre Leute an der Arbeit bleiben. Wir sind doch verdammt nicht in einer Mädchenschule, sondern auf einem Kriegsschiff.«
    Ein dünner Strahl wäßrigen Sonnenscheins durchbrach den grauen Dunst und fiel gerade auf die Flame, die Hornblower in dem runden Gesichtsfeld seines Kiekers hielt. Plötzlich sah er, wie ihre Rahen herumschwangen, sie ging vor den Wind und begann mit Kurs auf Honfleur Fahrt aufzunehmen. Ihr Vormarssegel war in besonders auffälliger Weise gestückt - die hellen, eingesetzten Streifen zeichneten sich gegen das dunklere Segeltuch ab wie ein Kreuz, so daß sie aussah wie ein Kreuzfahrerschiff aus dem Mittelalter. »Sie läßt uns doch nicht herankommen«, sagte Freeman.
    »Segel in Sicht!« ließ sich der Posten Ausguck wieder vernehmen. »Segel in Lee achteraus!«
    Die Gläser fuhren herum, als säßen sie an einem gemeinsamen Hebelarm. Ein großes Schiff unter allen Segeln bis hinauf zu den Royals war jenseits des Mittelgrundes aus dem Dunst zum Vorschein gekommen. Bei dem Kurs, den es lief, mußte sich sein Abstand von der Porta Coeli rasch vergrößern.
    Hornblower erkannte sofort, was er davon zu halten hatte, und brauchte Freemans Erklärung nicht erst abzuwarten.
    »Ein französischer Westindienfahrer«, sagte Freeman, »der den Weg nach Harbour-Grace offen vor sich hat.«
    Ja, das war eines jener wenigen Schiffe, denen es ab und zu gelang, die Blockade des europäischen Festlandes zu durchbrechen, um Bonapartes Nöte mit einer unbezahlbaren Ladung von Getreide und Zucker zu lindem. Es hatte sich den Sturm zunutze gemacht, der die Blockadegeschwader von ihren Stationen vertrieb, um unbehelligt mit günstigem Wind in den Kanal hineinzujagen. Eine solche Ladung, die auf der Seine, dem Zugang zum Schwerpunkt der kaiserlichen Macht, ankam, hatte natürlich den Wert von zweien, die in irgendeinem von der Welt abgeschnittenen Hafen der Biskayaküste gelöscht wurden.
    Und die kleinen britischen Kriegsschiffe vom Typ der Porta Coeli waren eigens dazu gebaut, um solchen Unternehmungen die Aussichten zu verbauen.
    »Der ist nicht mehr einzuholen, ehe er Harbour-Grace erreicht«, knurrte Freeman.
    »Ja, leider müssen wir ihn laufen lassen, Mr. Freeman«, sagte Hornblower mit lauter Stimme. »Wir haben ja mit der Flame zu tun. Die zehn Pfund pro Kopf Prisengeld können wir uns in den Rauchfang schreiben.« Es trieben sich genug Leute in Hörweite herum, denen diese Worte nicht entgingen. Man konnte sicher sein, daß sie der übrigen Besatzung weitererzählten, was der Kommodore gesagt hatte, und man konnte sich an den Fingern abzählen, daß der Gedanke an das verlorene Prisengeld die Stimmung gegen die Meuterer nicht grade günstig beeinflußte.
    Hornblower wandte sich gleich wieder der Flame zu, die stetig und ohne irgendwelche Unsicherheit zu zeigen, ihren Kurs auf Honfleur beibehielt. Auf diese Art konnte es nicht mehr lange dauern, bis sie in französischen Händen war. Es wäre aber ausgesprochen töricht gewesen, die Dinge sogleich in dieser Weise auf die Spitze zu treiben. Da war es schon besser, die bittere Pille zu schlucken und zuzugeben, daß man drüben vorläufig die besseren Trümpfe in der Hand hatte.
    »Ach, drehen Sie bitte wieder bei, Mr. Freeman. Wir wollen einmal sehen, was der andere daraufhin unternimmt.« Als das Ruder gelegt und die Rahen gebraßt wurden, drehte die Porta Coeli gehorsam in den Wind, Hornblower aber hielt während dieser Bewegung sein Glas gespannt auf die Flame gerichtet.
    Da, richtig, sie machte das Manöver mit, sobald sie erkannt hatte, was die Porta Coeli vorhatte. Auch sie kam in den Wind und verlor ihre Fahrt, das weiße Kreuz in ihrem Vormarssegel leuchtete hell herüber. »Versuchen Sie noch einmal abzufallen, Mr. Freeman.« Sofort drehte sich der Bug der Flame wieder der französischen Küste zu. »Jetzt ist kein Zweifel mehr möglich, nicht wahr? Bitte drehen Sie wieder bei, Mr. Freeman.«
    Offenbar hatten die Meuterer nicht die Absicht, die Porta Coeli näher herankommen zu lassen. Sie sollte gut außer Schußweite bleiben. Lieber lieferten sie sich den Franzosen aus, als daß sie dem anderen Schiff gestattet hätten, den Abstand zu verringern.
    »Mr. Freeman, wollen Sie die Güte haben, ein Boot für mich aussetzen zu lassen? Ich möchte mit der Bande da drüben verhandeln.« Damit gab er natürlich seine Schwäche zu, aber die Meuterer konnten sich über die Nachteile

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