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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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könnte eine Lawine ins Rollen bringen. Und Bonaparte würde diesen Schlag nicht überdauern.«
    »Er hat schon viele Schläge überdauert.«
    »Aber keinen wie diesen. Wenn sich Le Havre für den König erklärte, dann würde es damit zum Verbündeten Englands und könnte nicht länger der Blockade unterworfen bleiben. Sollte es dennoch der Fall sein, dann könnte wenigstens die Firma Momas Freres eine besondere Erlaubnis zur Einfuhr von Waren erwirken. Meinen Sie nicht auch?«
    »Das ist wohl möglich. Aber denken Sie daran, daß ich Ihnen nichts versprechen kann.«
    »Und wenn Ludwig XVIII. wieder den Thron seiner Väter innehat, dann wird er in Gnaden derer gedenken, die sich als erste für seine Sache entschieden haben«, sagte Lebrun.
    »Vielleicht kann der Adjoint des Herrn Baron Momas dann noch auf eine große Laufbahn hoffen.«
    »Darüber hege ich nicht den geringsten Zweifel«, gab Hornblower zu, »aber Sie haben mir bis jetzt nur von Ihren eigenen Empfindungen und Meinungen berichtet. Sind Sie denn sicher, daß Monsieur le Baron genauso denkt wie Sie? Und dann, wie immer Monsieur le Baron sich entscheiden mag, welche Sicherheit hat er dafür, daß die Stadt seiner Entscheidung folgt?«
    »Für den Baron kann ich mich verbürgen, Monsieur, verlassen Sie sich darauf. Ich kenne seine Ansichten, ich weiß genau, wie er denkt.« Vermutlich hatte Lebrun seinem Herrn im Auftrag der Kaiserlichen Regierung nachspioniert und trug jetzt keine Bedenken, die so erworbenen Kenntnisse in ganz anderer Weise zu verwerten, weil er sich davon größeren Nutzen versprach. »Aber die Stadt? Und die anderen Behörden?«
    »An dem Tag, an dem Sie mich gefangennahmen, Sir«, sagte Lebrun, »trafen aus Paris ein paar Muster eines Aufrufs und die Aushängebogen mit den neuesten Kaiserlichen Dekreten ein.
    Wir mußten den Aufruf drucken lassen - es war meine letzte Amtshandlung, den Auftrag dazu zu vergeben. Kommenden Montag wird er angeschlagen werden, und gleichzeitig sind die Dekrete zu veröffentlichen.«
    »Schön, und was weiter?«
    »Es handelt sich um die brutalste Maßnahme in der brutalen Geschichte unseres Kaiserreiches. Aushebung! - Erfassung des restlichen Rekrutenjahrgangs 1815, Nachprüfung aller früheren Jahrgänge bis 1802. Siebzehnjährige Knaben, Krüppel, Invaliden, Familienväter, auch solche, denen es gelungen war, sich freizukaufen, kurz, alle werden eingezogen.«
    »Frankreich muß sich doch mit der Zeit an diese fortwährenden Aushebungen gewöhnt haben.«
    »O nein, Sir, im Gegenteil, Frankreich hat sie gründlich satt.
    Ich bin dienstlich über die Zahl der Deserteure unterrichtet und weiß, mit welcher Strenge man gegen sie vorgeht. Aber es geht ja nicht allein um die Aushebungen, die anderen Erlasse sind fast noch rücksichtsloser. Diese Steuern! Direkte Steuern, indirekte Steuern, Droits Reunis, und wie sie sonst noch alle heißen! Diejenigen von uns, die den Krieg heil überstehen, sind Bettler.«
    »Und Sie glauben, die Veröffentlichung dieser Dekrete werde eine so starke Unzufriedenheit hervorrufen, daß es wirklich zum Aufstand kommt?«
    »Das vielleicht nicht, aber sie böte dem entschlossenen Führer eine glänzende Handhabe.«
    Dieser Lebrun war ein schlauer Fuchs - seine letzte Bemerkung war klug und wahrscheinlich richtig.
    »Wie werden sich die anderen Spitzen der Stadt dazu stellen?
    Der Militärgouverneur? Der Präfekt des Departements?«
    »Ein Teil von ihnen ist sicher. Ich kenne ihre Einstellung genauso wie die des Barons Momas. Und die anderen - nun, ein Dutzend rechtzeitiger, mit einem Schlag durchgeführter Verhaftungen, ein Aufruf an die Truppen in den Kasernen, die Ankunft britischer Streitkräfte (die Ihrigen, Sir!), ein herzlich gehaltener Appell an die Bevölkerung, die Verkündigung des Belagerungszustandes, die Schließung der Tore, und alles ist überstanden. Le Havre ist, wie Sie wohl wissen, gut befestigt und könnte nur von einer Armee eingenommen werden, die über schwere Belagerungsartillerie verfügt. Bonaparte hat weder das eine noch das andere frei. Die Nachricht aber von diesem Schlag würde trotz aller Versuche Bonapartes, sie zu unterdrücken, wie ein Sturmwind bis in die letzten Winkel des Kaiserreiches dringen.«
    Man mochte über die Moral dieses Lebrun denken, wie man wollte, jedenfalls hatte er Einfälle und Phantasie. Das war ein richtiger Coup d'Etat, den er da mit wenigen Worten skizziert hatte. War ein solcher Versuch erfolgreich, dann mußte er Wirkungen

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