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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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erklären, daß ich verpflichtet bin, alles, was Sie sagen, der Regierung Seiner Majestät von Großbritannien zu melden.«
    »Ihre Regierung wird im eigenen Interesse auf Geheimhaltung bedacht sein«, meinte Lebrun nachdenklich.
    »Die Minister Seiner Majestät werden darüber nach eigenem Ermessen entscheiden«, entgegnete Hornblower.
    Jetzt schien sich Lebrun endlich zu einem Entschluß durchgerungen zu haben:
    »Wissen Sie, Monsieur«, fuhr er fort, »daß Napoleon bei Leipzig eine entscheidende Niederlage erlitten hat?«
    »Ja.«
    »Die Russen stehen am Rhein.«
    »Gewiß.«
    »Die Russen stehen am Rhein!« wiederholte Lebrun, als könnte er selbst nicht recht daran glauben.
    Mein Gott, alle Welt, ob Freund oder Feind Bonapartes, war einstweilen noch ganz benommen von der Tatsache, daß dieses festgefügte Riesenreich seine Grenzen in ein paar kurzen Monaten durch halb Europa zurückverlegen müssen.
    »Und Wellington marschiert auf Toulouse«, fügte Hornblower hinzu - es konnte nichts schaden, wenn er Lebrun auch an die britische Drohung von Süden her erinnerte.
    »Gewiß, das Kaiserreich steht vor dem Zusammenbruch.«
    »Ich weiß es zu schätzen, Ihre Meinung darüber zu erfahren.«
    »Wenn das Reich zusammenbricht, dann gibt es Frieden, und wenn Friede ist, beginnt wieder der Handel.«
    »Ohne Zweifel«, sagte Hornblower, der immer noch nicht wußte, worauf der andere abzielte.
    »Während der ersten paar Monate wird riesig verdient werden. Ganz Europa war jahrelang von allen Erzeugnissen des Auslandes abgeschnitten. Jetzt, in diesem Augenblick zahlt man für ein Pfund echten Bohnenkaffee mehr als hundert Franken.«
    Endlich deckte Lebrun seine Trümpfe auf, allerdings mehr unfreiwillig als aus freien Stücken. Sein Gesicht zeigte nämlich plötzlich einen Ausdruck habsüchtiger Gier, der Hornblower vieles verriet. »Alles das ist völlig klar«, sagte Hornblower zurückhaltend. »Eine Firma, die auf den Frieden gut vorbereitet wäre und ihre Lager bis unters Dach mit sofort verfügbaren Kolonialwaren aufgefüllt hätte, könnte ein glänzendes Geschäft machen, sie würde jede Konkurrenz weit überflügeln. Millionen wären da zu verdienen, Millionen!« Lebrun träumte wahrscheinlich von der Möglichkeit, einige dieser Millionen für die eigene Tasche zu retten.
    »Ich habe leider sehr viel zu tun, Monsieur«, sagte Hornblower, »wollen Sie daher die Güte haben, zur Sache zu kommen.«
    »Seine Majestät von Großbritannien wird es vielleicht seinen Freunden gnädigst gestatten, rechtzeitig solche Vorbereitungen zu treffen«, sagte Lebrun. Die Worte kamen ihm langsam über die Lippen, das war nur zu verständlich, denn sie kosteten ihm den Hals unter der Guillotine, wenn Bonaparte das Geringste davon erfuhr. Lebrun war also bereit und im Begriff, um geschäftlicher Vorteile willen seinen Kaiser und sein Reich zu verraten.
    »Dazu müssen diese Freunde Seiner Majestät vorher den unwiderleglichen Beweis liefern, daß sie wirklich seine Freunde sind.«
    »Also ein quid pro quo«, sagte Lebrun und setzte damit Hornblower zum erstenmal während dieser Unterredung in Verlegenheit - die lateinischen Worte klangen im Munde des Franzosen so völlig ungewohnt, daß er zunächst in seinem ganzen Wortschatz nach der Bedeutung dieses seltsamen Ausdrucks suchen mußte, ehe er endlich begriff. »Ja, ich sehe Ihrem Angebot entgegen, Monsieur«, sagte Hornblower mit feierlicher Würde, »mache Sie aber darauf aufmerksam, daß ich außerstande bin, Ihnen Gegenversprechungen zu machen. Die Regierung Seiner Majestät wird es wahrscheinlich ablehnen, sich in irgendeiner Form zu binden.«
    Wie gut es ihm auf einmal gelang, Gehaben und Redeweise dieser Diplomaten nachzuahmen! Sein hochmögender Schwager Wellesley hätte auch nicht anders gesprochen. Vielleicht benahm sich jeder Mensch so, sobald er sich mit hoher Politik befaßte. In diesem Falle war es jedenfalls ganz nützlich, weil es ihm half, seine Spannung zu verbergen. »Ein quid pro quo«, wiederholte Lebrun nachdenklich. »Setzen wir einmal den Fall, die Stadt Le Havre kündigte dem Kaiser die Treue und erklärte sich für Ludwig XVIII?«
    Der Gedanke an eine solche Möglichkeit war Hornblower eben noch durch den Kopf geschossen, er hatte ihn aber gleich wieder fallen lassen. So etwas wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein.
    »Gut, gesetzt den Fall, das würde geschehen, was dann?« meinte er vorsichtig.
    »Das Beispiel der einen Stadt zöge andere nach sich. Es

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