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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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- hatte er nicht oft genug einen üblen Geschmack im Munde verspürt, wenn er die literarischen Ergüsse anderer Offiziere zu lesen bekam? Außerdem war da diese Erschießung des Nathaniel Sweet durch ihn, den schrecklichen Kommodore Hornblower. So etwas nahm sich sicher in einer Seekriegsgeschichte wunderbar aus, und überdies konnte der ganze Fall auch vom Standpunkt der Disziplin in der Navy gar nicht besser erledigt werden. Wie aber würde Barbara darüber denken?
    Ihn selbst machte die Erinnerung an den weißhaarigen Kopf, der da vor seinen Augen langsam versank, alles andere als froh, und er fürchtete sehr, daß Barbara womöglich Abscheu und Widerwillen gegen ihn empfand, wenn sie in so betonter Weise erfuhr, daß er persönlich Blut vergossen, daß er einen Menschen mit diesen seinen Händen getötet hatte (mit diesen Händen, die sie nach ihren eigenen Worten so sehr liebte und die sie schon so manches Mal geküßt hatte). Hornblower mußte sich mit Gewalt aus dem zähen Gestrüpp von Gedanken und Erinnerungen an Barbara und an Nathaniel Sweet befreien, das ihn nicht loslassen wollte. Er entdeckte, daß er noch immer völlig geistesabwesend den jungen Matrosen anstarrte, den Freeman zu ihm geschickt hatte, um ihm Lebruns Ersuchen zu übermitteln.
    »Meine Empfehlung an Mr. Freeman«, sagte er endlich, »er möge mir den Burschen hereinschicken.«
    »Aye, aye, Sir«, antwortete der Matrose und hob dabei die Fingerknöchel zur Ehrenbezeigung an die Stirn. Dann wandte er sich unendlich erleichtert zum Gehen. Der Blick des Kommodore war ihm durch und durch gegangen. Mindestens drei Minuten lang hatte er ihn angeschaut, und dem armen Jungen war zumute, als wären es drei lange Stunden gewesen.
    Ein bewaffneter Posten brachte Lebrun in die Kammer, Hornblower musterte ihn mit strengem Blick. Er war einer aus dem halben Dutzend Gefangener, die der Porta Coeli beim Einlaufen in Le Havre in die Hände gefallen waren, ein Mitglied der Abordnung, die zu ihrer Begrüßung an Bord gekommen war, weil sie glaubte, die Flame vor sich zu haben, und deren Übergabe durch die Meuterer erwartete. »Sprechen Monsieur Französisch?« fragte Lebrun. »Ein bißchen.«
    »Gewiß mehr als ein bißchen, wenn alles wahr ist, was man sich über Kapitän Hornblower erzählt«, erwiderte Lebrun.
    »Was wollen Sie eigentlich von mir?« fiel ihm Hornblower barsch in die Rede und bereitete damit seiner kontinentalen Suada ein rasches Ende. Lebrun stand noch in jüngeren Jahren, er hatte einen olivenfarbenen Teint und blitzend weiße Zähne.
    Sein Wesen und seine Erscheinung vermittelte den Eindruck des Ölig-Glatten. »Ich bin Adjoint des Barons Momas, Bürgermeisters von Le Havre.«
    »Ja?« Hornblower gab sich Mühe, jedes Zeichen von Interesse zu unterdrücken, aber er war sich doch darüber im klaren, daß der Bürgermeister einer großen Stadt wie Le Havre unter dem Kaiserreich eine höchst einflußreiche Persönlichkeit war und daß dessen Adjoint als sein Assistent und Vertreter einen wichtigen Beamtenposten bekleidete. »Sie werden doch sicher von der Firma Momas Freres schon gehört haben. Sie treibt seit Generationen Handel mit beiden Amerika, die Geschichte ihres Aufstieges ist die Geschichte der Entwicklung von Le Havre selbst.«
    »Ja, und?«
    »Umgekehrt haben Krieg und Blockade für das Vermögen der Firma Momas die gleichen verheerenden Folgen gehabt wie für die Wirtschaft der ganzen Stadt.«
    »Ja, und?«
    »Die Caryatide, das Schiff, das Sie uns vor zwei Tagen durch ihren genialen Handstreich wegnahmen, hätte uns allen wieder zu Wohlstand verhelfen können. Ich brauche Ihnen nicht zu erklären, daß ein solches Schiff, dem es gelingt, die Blockade zu brechen, zehn andere aufwiegt, die in friedlichen Zeitläufen den Hafen erreichen.«
    »Ja, und?«
    »Herr Baron und die ganze Stadt Le Havre werden ganz verzweifelt darüber sein, daß das Schiff gekapert wurde, ehe noch die Ladung gelöscht werden konnte.«
    »Ja, und?«
    Die beiden Männer sahen einander an wie zwei Duellanten während einer Pause des Zweikampfes. Hornblower war entschlossen, nichts von der neugierigen Spannung zu verraten, die ihn beherrschte, Lebrun aber konnte den Entschluß nicht finden, sich Hornblower rückhaltlos zu eröffnen. »Ich darf doch annehmen, Monsieur, daß ich für alles, was ich Ihnen weiterhin mitzuteilen habe, auf unbedingte Geheimhaltung rechnen kann.«
    »Ich kann Ihnen da nichts versprechen, im Gegenteil, ich muß Ihnen sogar

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