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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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der Wegnahme der Flame getroffen hatte, tüchtig auf die Finger klopfen konnte.
    Er hatte zum Beispiel seine Vollmachten dazu benutzt, vierzig Meuterer, mit anderen Worten, alle Matrosen und Schiffsjungen, die zur Besatzung der Flame gehörten, kurzerhand zu begnadigen. Zur Rechtfertigung dieses Schrittes konnte er nur seine Zwangslage anfuhren. Er hätte nämlich jeden verfügbaren Mann allein dazu gebraucht, die Meuterer und die gefangenen Franzosen unter gehöriger Bewachung zu halten und die beiden Prisen mit Besatzungen auszustatten. Dann wären ihm nicht einmal genug Leute übriggeblieben, um die beiden Briggs sicher über See zu bringen, geschweige denn eine neue Unternehmung einzuleiten. Diese Schwierigkeiten hatte er sich durch ein paar kurzerhand gefaßte Entschlüsse vom Hals geschafft. Die Franzosen wurden samt und sonders unter der Parlamentärflagge mit der Bonne Celestine an Land gebracht. Lebrun hatte den unverdächtigen Auftrag, sich um ihren Austausch zu bemühen.
    Der Indienfahrer hatte so wenig Besatzung bekommen, wie eben noch zu verantworten war, und war mit Depeschen an Pellew und das Kanalgeschwader unterwegs. Auf diese Weise war es ihm möglich gewesen, die beiden Briggs mit ausreichender Besatzung unter seinem Kommando an Ort und Stelle zu behalten. Auch Chadwick war er gut losgeworden. Er hatte ihn mit der Überbringung der Depeschen und der Führung des Indienfahrers betraut. Chadwick war nach zwei Wochen Haft und ständiger Drohung mit dem Strick als bleicher Mann aus dem dunklen Verlies der Flame aufgetaucht. Man konnte nicht gerade behaupten, daß seine rotumränderten Augen vor Freude strahlten, als er feststellen mußte, daß er seine Befreiung ausgerechnet dem jungen Hornblower zu verdanken hatte, der einst in der Kadettenmesse der Indefatigable noch jünger gewesen war als er und jetzt so unendlich, so unerreichbar weit über ihm stand. Chadwick hatte wohl ein bißchen - aber wirklich nur ein klein wenig - aufgemuckt, als er seine Befehle erhielt. Er hatte die Depeschen wortlos auf der Hand gewogen, wahrscheinlich hätte er nur zu gern gewußt, was über ihn selbst darin geschrieben stand. Aber dann behielt doch die Klugheit - oder war es die Macht der Gewohnheit? - bei ihm die Oberhand.
    Er sagte nichts als: »Aye, aye, Sir«, und wandte sich zum Gehen.
    In diesem Augenblick waren die Depeschen Gewiß schon in Pellews Hand oder gar, nach dem dieser davon Kenntnis genommen hatte, bereits auf dem Wege nach Whitehall. Der Indienfahrer hatte ja günstigen Wind gehabt, um das Kanalgeschwader vor Start Point zu erreichen, und die von ihm beantragten Verstärkungen fanden die gleiche gute Gelegenheit, um zu ihm zu stoßen. Pellew ließ ihn damit gewiß nicht im Stich, das wußte er genau. Es war nun fünfzehn Jahre her, seit sie sich zuletzt gesehen hatten, und fast zwanzig Jahre, seit Pellew ihn auf der Indefatigable zum Leutnant befördert hatte.
    Heute war Pellew Admiral und Geschwaderchef und er selbst Kommodore. Aber Pellew war bestimmt auch heute noch der gleiche treue Freund und hilfsbereite Kamerad, der er stets gewesen war. Hornblower warf einen Blick nach See zu. Am dunstigen Horizont erkannte man undeutlich die Umrisse der Porta Coeli, die dort draußen kreuzte. Sie sollte die Verstärkungen anhalten, ehe sie in Sicht der Küste kamen, weil er keine Veranlassung hatte, die Behörden in Le Havre auf die Vermutung zu bringen, daß irgend etwas Besonderes los sei. Im Grunde war die Vorsicht wohl überflüssig, denn England hatte es sich noch immer angelegen sein lassen, dem Feind seine Seemacht in möglichst eindrucksvoller Weise vor Augen zu führen und die feindliche Küste als die eigentliche Front des Seekrieges zu betrachten. So war es auch für die Bürger von Le Havre gar nichts Besonderes, daß die Flame hier, unmittelbar vor ihrer Nase, die englische Kriegsflagge zeigte. Unter diesen Umständen trug Hornblower natürlich keine Bedenken, sich so nahe der Stadt zu halten, daß er die Trikolore auf der Zitadelle mit dem Glas deutlich erkennen konnte.
    »Daß mir gut auf Signale von der Porta Coeli geachtet wird!« ermahnte er den Fähnrich der Wache in scharfem Ton. »Aye, aye, Sir.«
    Die Porta Coeli, das Himmelstor - die Männer nannten sie Silly Porter. Ein seltsamer Name! Hornblower erinnerte sich dunkel, einmal von einem Gefecht gelesen zu haben, das dazu Veranlassung gegeben hatte, diesen Namen in die Schiffsliste der Navy aufzunehmen. Die erste Porta Coeli war ein

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