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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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von großer Tragweite zeitigen. Ja die staatsbürgerliche Treue erhielt im ganzen Kaiserreich selbst dann einen empfindlichen Stoß, wenn er fehlschlug. Verrat war immer ansteckend, es war so, wie Lebrun gesagt hatte. Ratten hatten es stets eilig, dem Beispiel eines Leittieres zu folgen, wenn es galt, ein sinkendes Schiff zu verlassen. Im Grunde war auch schlimmstenfalls wenig zu verlieren, wenn er auf Lebruns Absichten einging, dagegen ergab sich daraus unter Umständen ein außerordentlicher Gewinn.
    »Monsieur«, sagte Hornblower, »ich habe Sie bis jetzt geduldig angehört, aber Sie haben mir keine greifbaren Vorschläge gemacht. Worte, nebelhafte Ideen, Hoffnungen, Wünsche, das war alles, was ich von Ihnen zu hören bekam. Ich bin, wie gesagt, ein schwerbeschäftigter Mann. Kommen Sie also bitte endlich zu klaren Vorschlägen, und fassen Sie sich so kurz, wie es Ihnen irgend möglich ist.«
    »Gut. Hören Sie meinen Vorschlag. Setzen Sie mich an Land - als Vorwand könnte ein Auftrag zu Verhandlungen über den Austausch der Gefangenen dienen. Ermächtigen Sie mich, Monsieur le Baron Ihre augenblickliche Unterstützung zuzusagen. In den drei Tagen, die mir bis zum nächsten Montag noch zur Verfügung stehen, kann ich alle nötigen Vorbereitungen treffen. Sie halten sich bis dahin in unmittelbarer Nähe, und zwar mit allen Streitkräften, die Ihnen zur Verfügung stehen. Wenn wir uns der Zitadelle bemächtigt haben, heißen wir dort die weiße Flagge. Sobald Sie dies sehen, laufen Sie so schnell wie möglich ein. Das allein wird genügen, um alle, die etwa anderer Meinung sind, zur Räson zu bringen.
    Als Gegenleistung dafür - nichts als eine Lizenz zur sofortigen Einfuhr von Kolonialwaren für die Firma Momas Freres und Ihr Ehrenwort als Gentleman, daß Sie König Ludwig davon unterrichten werden, daß ich, Hercule Lebrun, Ihnen dieses Unternehmen als erster vorgeschlagen habe.«
    Hornblower machte nichts als: »Ha-Hm.« Seit ihn seine Frau damit aufzog, suchte er diesen Laut geflissentlich zu unterdrücken, aber in diesem kritischen Augenblick entfuhr er ihm eben doch. Er mußte unbedingt nachdenken, und dazu brauchte er unbedingt Zeit. Da er nicht mehr gewohnt war, Französisch zu sprechen, hatte ihn die lange Unterredung eben angestrengt. Er rief mit erhobener Stimme nach dem Posten vor der Tür: »Befehl an den Wachhabenden: Der Gefangene hier soll wieder abgeholt werden.«
    »Sir!« wollte Lebrun aufbegehren.
    »Binnen einer Stunde hören Sie meine Entscheidung«, sagte Hornblower. »Inzwischen kann ich Sie, schon um den Schein zu wahren, nicht besser behandeln als die anderen.«
    »Sir! Bitte denken Sie daran, Schweigen zu wahren! Um Gottes willen verraten Sie kein Wort!«
    Lebrun wußte genau, warum er so auf Geheimhaltung erpicht war. Es war gewiß kein Kinderspiel, gegen einen Machthaber vom Schlage Bonapartes einen Aufruhr anzuzetteln. Hornblower machte sich das klar, während er an Deck stieg. Im Auf- und Abgehen schlug er sich dann alle nebensächlichen Probleme aus dem Kopf und befaßte sich nur noch mit dieser einen Frage, die von allen die wichtigste war.

9. Kapitel
    Noch wehte die Trikolore über der Zitadelle von Le Havre, der Festung Ste. Adresse. Hornblower konnte sie durch sein Glas ausmachen; er stand an Deck der Flame, die sich unter gekürzten Segeln eben außerhalb der Reichweite der Küstenbatterien hielt. Er war unwiderruflich entschlossen, Lebruns Vorhaben zu unterstützen.
    Eben gab er sich wieder einmal - zum wie vieltausendsten Male? - die Versicherung, daß er dabei kaum viel verlieren, aber jedenfalls, und zwar ohne Rücksicht auf den Ausgang des Unternehmens, eine Menge gewinnen konnte. Was dabei auf dem Spiele stand, war höchstens das Leben Lebruns und - vielleicht - das Ansehen des Kapitäns Hornblower. Der Himmel allein mochte wissen, was die Leute in Whitehall und Downing Street sagten, wenn sie von dieser Geschichte erfuhren. Bisher hatte sich ja noch niemand Gedanken darüber gemacht, wer Frankreich regieren sollte, wenn Bonaparte einmal gefallen war, jedenfalls war man sich über eine Wiedereinsetzung der Bourbonen keineswegs einig. Die Regierung konnte es außerdem ablehnen, die Zusage einzulösen, die er Lebrun wegen der Einfuhrlizenzen gegeben hatte. Sie konnte eines Tages stolz verkünden, daß sie nicht die Absicht habe, die Ansprüche Ludwigs XVIII. anzuerkennen. Er war sich völlig im klaren darüber, daß man ihm wegen der Mehrzahl der Maßnahmen, die er seit

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