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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Sir. Dort lagen eine Menge Geschosse, die soeben aus der nächsten Schute gelöscht worden waren. Diese Schute war erst halb leer. Ich ließ einen Teil meiner Leute zurück, die sie anbohren und die gelandeten Kugeln ins Wasser rollen sollten, ich selbst rückte mit etwa fünfzehn Mann weiter. Wir trafen bald auf die Bootsbesatzung der Flame, die sich gerade mit einer Gruppe Franzosen herumschlug. Die Franzosen liefen weg, als wir sie in der Flanke packten. Auch hier standen Geschütze an Land, andere Geschütze waren noch auf den Schuten, Sir. Wir ließen sie alle vernageln, warfen die bereits gelandeten in den Fluß und bohrten die Schuten an. Pulver haben wir nirgends vorgefunden, Sir. Ich hatte Befehl, wenn möglich, die Schildzapfen der Geschütze abzusprengen, das konnte ich deshalb nicht tun.«
    »Das sehe ich ein.«
    Natürlich wäre es besser gewesen, die Schildzapfen abzusprengen und die Geschütze dadurch für immer unbrauchbar zu machen. Aber wenn sie gut vernagelt waren und im Schlamm vergraben in der Seine mit ihrer reißenden Gezeitenströmung lagen, dann waren sie bestimmt auch für geraume Zeit außer Gefecht. Die Kugeln vom Grund des Flusses wiederzuholen, war jedenfalls alles andere als einfach.
    Hornblower konnte sich so gut den Verlauf des kurzen, blutigen Dramas ausmalen, das sich im nächtlichen Dunkel am Ufer der Seine abgespielt hatte. »Soweit waren wir gediehen, Sir, da hörten wir plötzlich Trommelwirbel, und dann stürzte sich eine Menge von Soldaten im Sturmangriff auf uns. Es muß mindestens ein Bataillon Infanterie gewesen sein - bis dahin hatten wir es anscheinend nur mit den Kanonieren und Sappeuren zu tun gehabt. Mein Befehl lautete dahin, daß wir uns zurückziehen sollten, wenn wir von stark überlegenen Streitkräften angegriffen würden. Deshalb liefen wir zu unseren Booten zurück. Wir hatten gerade abgelegt und erhielten noch Feuer von den Soldaten am Ufer, da ereignete sich die Explosion.«
    Livingstone unterbrach seinen Bericht. Sein unrasiertes Gesicht war grau vor Müdigkeit. Als er zuletzt die Explosion erwähnte, bekam sein Ausdruck etwas Hilfloses. »Es müssen die Pulverschuten gewesen sein, Sir, die weiter flußaufwärts lagen.
    Ich weiß nicht, wie es kam. Vielleicht war es ein Schuß von Land, Sir, vielleicht hat aber auch Kapitän Bush...«
    »Sind Sie nach dem Beginn des Angriffs noch einmal mit Kapitän Bush in Fühlung gewesen?«
    »Nein, Sir. Er war am entgegengesetzten Ende der Linie, und die Schuten bildeten am Ufer zwei getrennte Gruppen. Ich griff die eine an und Kapitän Bush die andere.«
    »Das ist mir klar. Berichten Sie weiter über die Explosion.«
    »Sie war sehr stark. Wir wurden alle von den Duchten geworfen. Dann kam eine hohe Welle angerollt, die uns überlief und das Boot bis zum Dollbord mit Wasser füllte. Ich glaube, wir saßen mit dem Kiel auf Grund, Sir, als die Welle sich verlaufen hatte. Ein herabfallendes Wrackstück traf das Boot der Flame, erschlug Steuermannsmaat Gibbons und zerschmetterte das Boot. Während wir unser eigenes Boot ausösten, sammelten wir gleichzeitig die Überlebenden des anderen auf. Da vom Ufer her niemand mehr auf uns schoß, entschloß ich mich, zu warten.
    Es war jetzt genau Hochwasser, Sir. Nach kurzer Zeit stießen von weiter flußaufwärts noch zwei Boote zu uns. Das eine war die zweite Barkaß der Camilla, das andere das Fischerboot, das die Seesoldaten besetzt hatten. Wir warteten noch länger, aber die Boote der Nonsuch kamen nicht in Sicht. Mr. Hake von den Seesoldaten sagte mir, Kapitän Bush und die anderen drei Boote hätten im Augenblick der Explosion zusammen längsseit der Pulverschuten gelegen. Vielleicht war es doch ein Schuß, der die Ladung entzündet hat. Nachher begannen sie wieder, vom Ufer her auf uns zu schießen, deshalb gab ich als ältester Offizier den Befehl, den Rückweg anzutreten.«
    »Das war unter den gegebenen Umständen sicher das einzig Richtige, Mr. Livingstone. Und dann?«
    »An der nächsten Flußbiegung erhielten wir Feuer aus Feldgeschützen, Sir. Es lag in der Dunkelheit sehr schlecht, aber schließlich gelang es ihnen doch, ungefähr mit dem letzten Schuß unsere zweite Barkaß zu versenken. Dabei verloren wir noch einmal einige Leute. Zu dieser Zeit setzte schon sehr starker Ebbstrom ein.«
    Livingstone war mit seinem Bericht offensichtlich zu Ende, aber Hornblower brachte es einfach nicht über sich, ihn zu entlassen, ohne noch eine letzte Frage an ihn zu

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