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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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richten.
    »Und Kapitän Bush? Können Sie mir über seinen Verbleib wirklich nichts mehr sagen?«
    »Leider nein, Sir. Von den Booten der Nonsuch haben wir keinen einzigen Überlebenden gefunden, keinen einzigen.«
    »Ich danke Ihnen, Mr. Livingstone, gönnen Sie sich jetzt einen tüchtigen Schlaf, Sie haben Ihre Aufgabe sehr gut erfüllt.«
    »Mr. Livingstone, denken Sie daran, daß ich noch heute Ihren schriftlichen Bericht und eine Verlustliste haben muß«, fiel Dobbs ein. Als stellvertretender Generaladjutant lebte er ganz in einer Atmosphäre von Tinte und Papier. »Aye, aye, Sir.«
    Livingstone zog sich zurück. Kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, da tat es Hornblower leid, daß seine Anerkennung so dürftig ausgefallen war. Die ganze Operation war doch ein glänzender Erfolg gewesen. Ohne Belagerungspark und ohne Munition konnte Quiot LeHavre nicht belagern, und es dauerte sicher längere Zeit, bis Bonapartes Kriegsministerium in Paris eine frische Belagerungsartillerie zusammenkratzen konnte. Aber der Tod Bushs warf auf alle Gedanken Hornblowers einen düsteren Schatten. Hätte er doch nie diesen unheilvollen Plan gefaßt - die längste Belagerung von Le Havre hätte er vorgezogen, könnte ihm Bush dabei noch lebend zur Seite stehen. Es war schwer, sich die Welt ohne Bush vorzustellen, sich eine Zukunft zu denken, in der er Bush nie, nie mehr wiedersah. Aber die Welt, ihr war ein Kapitän mit hundertfünfzig Mann ein lächerlicher Preis für diesen Erfolg, der Quiot seiner ganzen Offensivkraft beraubte. Die Welt hatte eben kein Verständnis.
    Er sah Dobbs und Howard still und gedrückt auf ihren Stühlen sitzen, sie achteten seinen Schmerz. Aber dann reizten ihn gerade die düsteren Mienen, die sie zur Schau trugen, zur Gegenwehr. Sie sollten sich nicht etwa einbilden, dieser Schlag habe ihn so aus dem Gleichgewicht gebracht, daß er nicht mehr imstande sei, seine Pflicht zu erfüllen. Er wollte ihnen schon zeigen, daß sie sich gewaltig irrten. »Legen Sie mir bitte die Kriegsgerichtsurteile vor, Kapitän Howard.« Der Arbeitstag begann. Wenngleich der Schmerz ein Gefühl völliger Leere in ihm hervorrief, so vermochte er trotzdem klar zu denken, Entscheidungen zu fällen, kurzum, zu arbeiten, als ob nichts vorgefallen wäre. Und nicht nur das, es gelang ihm sogar, sich einen neuen Plan auszudenken.
    »Gehen Sie zu Hau«, sagte er zu Howard, »und sagen Sie ihm, daß ich den Herzog gern kurz aufgesucht hätte.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Howard erhob sich. Mit lächelndem Augenzwinkern übersetzte er Hornblowers Auftrag in die aufgeputzte Sprache des Hofes. »Sir Horatio bittet Seine Königliche Hoheit, ihm gnädigst eine kurze Audienz gewähren zu wollen, falls Seine Königliche Hoheit geneigt sind, ihn zu empfangen.«
    »So ist es richtig«, sagte Hornblower und mußte trotz allem Kummer lächeln. Ja, er konnte sogar noch lächeln.
    Der Herzog empfing ihn stehend. Er wärmte seinen prinzlichen Rücken an einem prasselnden Kaminfeuer.
    »Ich weiß nicht«, begann Hornblower, »ob Eure Königliche Hoheit mit den Umständen vertraut sind, die ursprünglich zu meiner Entsendung in die hiesigen Küstengewässer Veranlassung gaben.«
    »Erzählen Sie mir davon«, sagte der Herzog. Vielleicht entsprach es nicht der Etikette, daß ein Mitglied des Königlichen Hauses sich offen dazu bekannte, irgend etwas nicht zu wissen.
    Jedenfalls machte das Gebaren des Herzogs nicht den Eindruck, als ob ihm daran läge, es zu erfahren.
    »Auf einem der Kriegsschiffe Seiner Majestät - Seiner Britischen Majestät - war eine Meuterei ausgebrochen.«
    »Was Sie sagen!«
    »Ich erhielt den Auftrag, diese Meuterei niederzuschlagen, und es ist mir gelungen, das Meutererschiff wegzunehmen und den größten Teil seiner Besatzung gefangen zusetzen.«
    »Ausgezeichnet, ausgezeichnet!«
    »Etwa zwanzig der Meuterer haben inzwischen vor Gericht gestanden. Sie wurden für schuldig befunden und zum Tode verurteilt.«
    »Oh, ausgezeichnet!«
    »Ich wäre nun glücklich, Eure Königliche Hoheit, wenn ich der Notwendigkeit überhoben wäre, diese Urteile vollstrecken zu lassen.«
    »So?« Seine Königliche Hoheit, war offenbar nicht sehr interessiert. Die königlichen Lippen schienen sich im nächsten Augenblick zu einem wenig königlichen Gähnen teilen zu wollen.
    »Ich selbst, Königliche Hoheit, kann aber als britischer Seeoffizier diese Leute unmöglich begnadigen, ohne dadurch die Disziplin aufs schwerste zu

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