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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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später sprang er schon wieder auf und lief ziellos im Zimmer umher, gleich darauf setzte er sich wieder hin. Dobbs und Howard nahmen mit Staunen Notiz von dem Unwetter, das seine Züge verrieten, und beugten sich dann mit doppeltem Eifer über die vor ihnen liegenden Akten.
    Hornblower riß sich die Halsbinde ab und knöpfte mit zitternden Fingern die Weste auf, erst dann begann der gefährliche Druck in seinem Innern allmählich zu weichen. Dabei arbeitete sein Geist wie ein Mahlstrom. Seine Gedanken glichen einer wütend aufgewühlten, schäumenden See. Und darüber lag, dem Sonnenstrahl vergleichbar, der unversehens aus einer finsteren Bö hervorbricht und über das aufgeregte Meer hinleuchtet, trotz allem der freundliche Schein eines gesunden Humors, der nicht umhin konnte, das Schauspiel der eigenen zornbebenden Wut etwas belustigend zu finden. Dieser Humor gab alsbald seinen Entschlüssen ihren boshaften Einschlag, ohne sie jedoch im geringsten zu mildern. Er brauchte nur wenige Minuten, um sich über die nächsten Schritte schlüssig zu werden. »Ich möchte diese französischen Burschen hier haben, die mit dem Herzog angekommen sind«, verkündete er, »den Stallmeister, den Chevalier d'Honneur und den Almosenier. Herrn Oberst Dobbs aber bitte ich, sich zur Niederschrift eines Briefes bereitzuhalten, den ich ihm diktieren werde.«
    Die emigrierten Herren Berater des Herzogs traten mit fragender und leicht besorgter Miene ein. Hornblower blieb sitzen, er hatte sich sogar in betont lässiger Haltung in seinem Sessel zurückgelehnt. »Schönen guten Morgen, meine Herren«, begrüßte er sie freundlich. »Ich habe Sie hierhergebeten, damit Sie sich mit anhören können, was ich jetzt an den Premierminister diktieren werde. Ich nehme an, daß Sie genug Englisch verstehen, um den Inhalt des Schreibens richtig zu erfassen. Sind Sie bereit, Herr Oberst?«
    »An Seine Ehren, Lord Liverpool.
    Mylord, zu meinem größten Bedauern sehe ich mich gezwungen, seine Königliche Hoheit, den Herzog von Angouleme, nach England zurückzusenden.«
    »Monsieur!« fiel ihm der Stallmeister völlig fassungslos ins Wort, aber Hornblower winkte ihm ungeduldig, zu schweigen.
    »Ich muß Eure Lordschaft leider davon in Kenntnis setzen, daß Seine Königliche Hoheit durchaus den Willen zum ersprießlichen Zusammenwirken vermissen läßt, den die Britische Nation von jedem Bundesgenossen zu fordern das Recht hat.«
    Der Stallmeister, der Chevalier d'Honneur und der Almosenier waren wie ein Mann aufgesprungen. Howard drüben an seinem Schreibtisch glotzte ganz entsetzt herüber, Dobbs beugte sich eifrig über seine Feder. Sein Gesicht war nicht zu sehen, aber Hornblower bemerkte, wie sein Nacken allmählich zu einem warmen Purpurrot anlief, das sich mit der Scharlachfarbe seines Waffenrockes schlecht vertragen wollte.
    »Bitte weiter, Herr Oberst.«
    »Während der wenigen Tage, die ich die Ehre hatte, mit Seiner Königlichen Hoheit zusammenzuarbeiten, ist mir klargeworden, daß Seine Königliche Hoheit weder den Takt noch die Fähigkeit besitzt, die bei einer so hochgestellten Persönlichkeit dringend erwünscht wären.«
    »Monsieur!« rief der Stallmeister, »Sie können diesen Brief unmöglich abschicken!«
    Das sagte er erst auf französisch und dann auf englisch. Der Chevalier d'Honneur und der Almosenier bekräftigten seine Worte in beiden Sprachen auf das lebhafteste. »So?« sagte Hornblower.
    »Und Sie können Seine Königliche Hoheit nicht nach England zurückschicken. Das können Sie nicht! Nein, das können Sie nicht!«
    »So?« sagte Hornblower wieder und lehnte sich weiter in seinem Stuhl zurück.
    Die wütenden Einwände der drei Franzosen verstummten.
    Man brauchte diese Leute nur zu zwingen, einmal der unangenehmen Wahrheit ins Auge zu sehen, dann wußten sie sogleich, genausogut wie Hornblower selbst, wer in Le Havre die wirkliche Macht in Händen hatte. Doch niemand anders als der Mann, der als einziger eine zuverlässige und in guter Zucht stehende Truppe unter seinem Befehl hatte, der Mann, dessen bloßes Wort genügte, die Stadt der wütenden Rachsucht Bonapartes auszuliefern, der Mann, gegen dessen Willen kein Schiff ein- oder auslaufen konnte.
    »Sind Sie etwa gar der Meinung«, fuhr Hornblower mit betontem Ernst fort, »Seine Königliche Hoheit könnte sich einem von mir gegebenen Einschiffungsbefehl mit Gewalt widersetzen? Sind die Herren je Zeuge gewesen, wenn ein Deserteur eingebracht wurde? Spießrutenlaufen

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