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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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umstürzenden Wandel im Verlauf eines Feldzugs herbeizuführen. War es nicht ein Beweis für die Macht der Navy, daß ein einzelnes, winziges Schiffchen imstande war, einen so unwiderstehlichen Druck auszuüben? »Dieser Ramsbottom und seine venezolanische Mutter!« ließ sich Hooper vernehmen. »Seine Handlungsweise ist nicht nur Seeräuberei, sondern glatter Hochverrat. Wir werden ihn hängen müssen.«
    »Hm«, sagte Hornblower. »Wahrscheinlich hat ihm Bolivar einen Kaperbrief ausgestellt.«
    »Hat er sich nicht als britischer Offizier ausgegeben? Hat er nicht offizielle Dokumente gefälscht?«
    »Das war eine Kriegslist. Fast in der gleichen Weise täuschte ein amerikanischer Offizier 1812 die brasilianischen Behörden.«
    »Und Sie selbst haben sich dem Vernehmen nach früher schon ähnliche Streiche geleistet, nicht wahr?« fügte Hooper lachend hinzu.
    »Selbstverständlich, Sir, wer als Kriegführender unbesehen glaubt, was ihm gesagt wird, ist ein Dummkopf.«
    »Aber wir führen doch keinen Krieg.«
    »Nein, Sir. Uns ist ja auch weiter kein Schaden erwachsen.
    Die Holländer und die Spanier haben sich die Folgen ihrer Leichtgläubigkeit selbst zuzuschreiben.«
    »Aber Ramsbottom ist immerhin Untertan Seiner Majestät.«
    »Gewiß, Sir, dessen ungeachtet kann er als Offizier der Revolutionsarmee handeln, wenn er ein Patent Bolivars besitzt.
    Als Privatmann könnte er das nicht.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß wir ihm erlauben sollen, seine Blockade fortzusetzen? Das geht doch nicht, Mann.«
    »O nein, Sir. Ich werde ihn bei erster Gelegenheit festnehmen und sein Schiff einem Prisengericht überstellen. Aber zunächst geht es doch darum, daß eine befreundete Macht Ihnen, Sir, als dem Vertreter Seiner Britischen Majestät, die Frage vorgelegt hat, ob die Blockade von Ihnen verhängt wurde. Mir scheint, Sie müßten jetzt alles in Ihrer Macht Stehende tun, um in dieser Angelegenheit Klarheit zu schaffen.«
    »Jetzt reden Sie endlich wie ein vernünftiger Mensch. Ja, wir müssen Caracas und Curacao sofort entsprechend unterrichten.
    Das ist Ihre vordringlichste Aufgabe. Am besten übernehmen Sie ihre Durchführung in Person.«
    »Jawohl, Sir. Ich gehe mit der Landbrise in See. Haben Sie sonst Befehle für mich, Sir?«
    »Nicht, daß ich wüßte. Was sich auf hoher See begibt, ist Ihre Sache, mich geht das nichts an. Sie sind über die Admiralität dem Kabinett Rechenschaft schuldig - ich beneide Sie nicht darum.«
    »Den Kopf wird es schon nicht kosten, Sir. Ich selbst segle nach La Guaira, ein weiteres Schiff sende ich nach Curacao.
    Vielleicht könnten Eure Exzellenz auf die an Sie gerichteten Anfragen noch dienstliche Antwortschreiben ausfertigen, so daß ich sie vor dem Auslaufen an Bord bekomme.«
    »Ja, ich werde die Briefe gleich entwerfen.« Der Gouverneur mußte seinem Herzen noch einmal Luft machen: »Dieser Ramsbottom - mit seinem Corned Beef und seinem verdammten Kaviar!«
    »Er warf mit der Wurst nach der Speckseite, Exzellenz!« sagte Hornblower.
    So kam es, daß sich die Besatzung der Clorinda an diesem Abend nicht in den Vergnügungsstätten Kingstons austoben konnte, wie sie wohl gehofft hatte. Statt dessen schufteten die Männer bis zum Morgengrauen, um Wasser und Proviant zu ergänzen, und das in einem Tempo, daß sie nicht einmal Zeit fanden, ihrem Admiral zu fluchen, der ihnen das antat. Beim ersten Morgenlicht warpten sie ihr Schiff, unterstützt von den schwachen Puffs der Landbrise, aus dem Hafen. Dann ging die Clorinda , im Kreuztopp die Flagge ihres Admirals, hart am Wind mit südöstlichem Kurs auf die tausend Meilen weite Reise nach La Guaira. Sie hatte Morillos Abgesandten, den Brigadegeneral Don Manuel Ruiz, an Bord, der Hornblowers Einladung gefolgt war, sich für die Rückreise in sein Hauptquartier bei ihm einzuschiffen. Der Mann fieberte förmlich danach, zurückzukommen und Ramsbottoms Blockade ein Ende zu bereiten, zumal die königlichen Truppen in Venezuela offenbar in arger Bedrängnis waren. Er war während der ganzen Reise keines anderen Gedankens fähig. Die prachtvollen Sonnenuntergänge sagten ihm nur, daß wieder ein Tag um war, ohne ihn ans Ziel zu bringen. Das hinreißende Schauspiel, das die Clorinda bot, als sie sich hart am Wind gischtübersprüht gegen die anrollenden Seen stemmte, vermochte ihn nicht zu fesseln, weil sie dabei weniger Fahrt lief, als wenn sie vor dem Wind dahingejagt wäre. Jeden Mittag, wenn der Schiffsort eingetragen wurde, stand er lange

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