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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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über ›Seiner Majestät Schiffe und Fahrzeuge in Westindien‹ wandern ließ, die seinem Oberbefehl unterstanden. In Kriegszeiten hätte er hier eine mächtige Flotte unter sich gehabt, jetzt waren es nur drei kleine Fregatten und dazu ein bunt zusammengewürfeltes Gemisch von Briggs und Schoonern. Aber das konnte ihn in seinen Absichten nicht irremachen. Für die Dauer der Übung mußten die Fregatten die Rolle von Dreideckern spielen, aus den Briggs wurden Vierundsiebzigkanonen-Schiffe und aus den Schoonern Fregatten, so daß er über einen Aufklärungsschirm, ein Gros und eine Nachhut verfügte. Mit diesem Verband kreuzte er in den verschiedensten Formationen, immer bereit, gegen einen imaginären Feind ins Gefecht zu gehen. Wenn ein Schiff nicht genau Position hielt, stiegen sofort Flaggen an seinen Signalleinen hoch, die einen scharfen Tadel bedeuteten. Er ließ den Verband Klarschiff anschlagen, er schwenkte divisionsweise zur Gefechtslinie ein, er wendete, um auf die angenommene Linie des Gegners zuzustoßen. In stockfinsterer Nacht brannte er Blaulichter ab, was ›Feind in Sicht‹ bedeutete und die Wirkung hatte, daß ein Dutzend Kommandanten und an die tausend Matrosen Hals über Kopf aus ihren Kojen stürzten, um den nicht vorhandenen Gegner zu bekämpfen.
    Durch ein überraschendes Flaggensignal befahl er den Kommandanten, das Kommando an ihre jüngsten Leutnants abzugeben, und begann dann sofort mit den kompliziertesten Manövern im Verbande, bei denen den wirklichen Kommandanten, die dem Wirbel tatenlos zusehen mußten, der Angstschweiß auf die Stirne trat - aber diese jungen Leutnants kamen vielleicht eines Tages in die Lage, selbst ein Linienschiff in eine Schlacht zu führen, von deren Ausgang das Wohl und Wehe ganz Englands abhing. Darum galt es jetzt schon, ihre Nerven zu stählen und sie mit der Führung eines Schiffes in gefährlichen Lagen vertraut zu machen. Mitten beim Segelexerzieren konnte er signalisieren: ›Flaggschiff brennt. Alle Boote zu Wasser!‹ Er ließ Landungsabteilungen ausschiffen, um nicht vorhandene Batterien auf irgendeinem harmlosen, unbewohnten Inselchen zu stürmen, und musterte diese Landungstruppen, kaum daß sie das Ufer erreicht hatten, bis zum letzten Flintstein in der letzten Pistole. Entschuldigungen wies er so unerbittlich zurück, daß mancher Betroffene ingrimmig mit den Zähnen knirschte. Er befahl seinen Kommandanten, Überfälle zu planen und durchzuführen; hinterher zerpflückte er dann ihre Maßnahmen zur Abwehr wie auch ihre Angriffsmethoden mit bissigen Worten der Kritik. Er teilte seine Schiffe paarweise ab, um Einzelgefechte Schiff gegen Schiff zu üben, angefangen vom ersten Insichtkommen am Horizont über die möglichst geschickte Annäherung bis zu dem Augenblick, in dem die entscheidende erste Breitseite fallen konnte. Trat eine Flaute ein, so nutzte er sie aus, um die Schiffe mit Booten oder mit langen Riemen fortbewegen zu lassen, immer mit dem hartnäckig verfolgten Ziel, den Vordermann einzuholen. So arbeitete er seine Besatzungen durch, bis sie am Umfallen waren, und hatte dann gleich wieder neue Aufgaben bereit, damit sie beweisen konnten, daß sie immer noch etwas herzugeben hatten. Wahrscheinlich wurde ›Old Horny‹ in diesen Tagen häufiger im stillen verflucht als anerkannt oder bewundert.
    Das Geschwader war wieder in bester Form, als es Hornblower nach Kingston zurückführte. Die Clorinda war eben noch beim Einlaufen, als ihr ein Boot von Land entgegengepullt kam. Es brachte einen Adjutanten des Gouverneurs, der Hornblower ein Schreiben übergab. »Sir Thomas, möchten Sie die Güte haben, mein Chefboot klarmachen zu lassen?« sagte Hornblower. Hier war offenbar Eile geboten, denn das Schreiben des Gouverneurs lautete kurz und bündig:
    Mylord, es scheint unbedingt erforderlich, daß Eure Lordschaft sobald wie irgend möglich hier erscheinen, um zur Lage in Venezuela eine Erklärung abzugeben. Eure Lordschaft werden daher ersucht und angewiesen, sich umgehend bei mir zu melden.
    August Hooper Gouverneur Hornblower hatte natürlich keine Ahnung, was sich in den letzten drei Wochen in Venezuela zugetragen hatte. Er machte darum gar nicht erst den Versuch, zu erraten, worum es sich handeln mochte, während ihn der Wagen im schnellsten Trab zum Gouverneur brachte. Aber wenn er auch noch soviel herumgerätselt hätte, auf das, was er nun hörte, wäre er gewiß nicht gekommen. »Was soll das alles heißen, Hornblower«, waren die

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