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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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die Seen klatschten nach wie vor geschwätzig gegen die Bordwand. Jetzt hörte man es wieder. Eine schwache, ganz ferne Detonation - noch eine - dann zwei.
    »Danke, Sir Thomas, Sie können weitermachen.«
    »Artillerie!« stellte Ruiz abermals fest. »Die Schlacht ist im Gange!«
    Irgendwo in der Gegend von Puerto Cabello mußte es zwischen den Royalisten und den Republikanern zum Kampf gekommen sein. Und die Geschütze, die bis hierher zu hören waren? Ob es wohl jene waren, die die Helmond herangeschafft hatte? Dann waren sie jetzt in den Händen der Aufständischen und spien Tod und Verderben gegen ihre rechtmäßigen Eigentümer. Der Einsatz von Artillerie deutete darauf hin, daß eine regelrechte Schlacht und nicht nur ein kleines Geplänkel im Gange war. Dort fielen also die Würfel über das künftige Schicksal Venezuelas. Ruiz hieb sich verzweifelt mit der Faust in die hohle Hand. »Sir Thomas, lassen Sie bitte sofort ein Boot klarmachen, damit der General ohne Verzug an Land gebracht werden kann.«
    Als die Gig abgesetzt hatte, blickte Hornblower kurz nach dem Sonnenstand, rief sich das Kartenbild der venezolanischen Küste ins Gedächtnis und faßte ohne Verzug seinen nächsten Entschluß. Die lange, ereignislose Zeit, die hinter ihm lag, war vergessen. Wie seit je im Dienst der Navy, so war sie auch diesmal nur der Vorbote neuen spannenden Geschehens gewesen. Als die Gig in eiliger Fahrt zurückkam, hatte er seine Anordnung schon bereit. »Haben Sie die Güte, wieder Segel zu setzen, Sir Thomas. Solange es Tag ist, können wir unsere Suche nach Ramsbottom in westlicher Richtung fortsetzen.«
    Zwar wäre es wünschenswert gewesen, sobald wie irgend möglich Nachricht über den Ausgang der Schlacht zu erhalten, ebenso wichtig aber, wenn nicht noch wichtiger, war es, Ramsbottom ohne Verzug das Handwerk zu legen. Zwischen La Guaira und Puerto Cabello hatten sie ihn noch nicht gesichtet, viel weiter westlich konnte er jetzt nicht mehr sein. Die Sonne neigte sich zum Abend und blendete die Ausgucksposten, denen sie in die Augen schien, während die Clorinda an der Küste der Provinz Carabobo entlang steuerte. Nicht allzuweit voraus bog das Festland unvermittelt in Richtung auf das Cap San Juan nach Norden zu aus und bildete hier eine ausgesprochene Legerwall. Seltsam, daß sich Ramsbottom so dicht an diese Leeküste herangewagt haben sollte! Vielleicht hatte er schon längst das Ruder herumgeworfen und das Weite gesucht, weil er sich denken konnte, daß seine Gnadenfrist abgelaufen war. »An Deck!« rief der Ausguck von der Vorbramsaling herab, »Backbord voraus ist etwas in Sicht, grade gegen die Sonne! Es kann ein Schiff sein, Sir. Masten und Rahen, Sir, aber ohne Segel!«
    Unvorstellbar, wenn Ramsbottom wirklich an dieser gefährlichen Leeküste geankert hätte! Aber im Kriege konnte man ja oft genug nicht umhin, Unvorstellbares dennoch zu wagen. Die Clorinda hatte ihre Leesegel längst geborgen. Nach einem scharfen Kommando Fells und fünf Minuten angestrengter Arbeit der Besatzung glitt sie nur noch unter Marssegeln und Klüvern ihrem Ziel entgegen. Die Sonne verschwand hinter einer Wolkenbank und färbte sie mit brandroten Tinten.
    »An Deck! Es sind zwei Schiffe, Sir, beide vor Anker, eins davon ist eine Brigg, Sir!«
    Eine Brigg! Das konnte nur Ramsbottom sein. Jetzt, da sich die Sonne versteckt hatte, war es möglich, den Kieker auf die vom Ausguck bezeichnete Stelle zu richten. Da lagen sie beide, in der klaren Abendbeleuchtung hoben sie sich wie schwarze Silhouetten gegen die feuerrote Wolke ab. Man erkannte die Masten und Rahen eines Vollschiffs und einer Brigg, die beide vor Anker lagen. Sir Thomas sah Hornblower fragend an, um den nächsten Befehl entgegenzunehmen.
    »Bitte, laufen Sie so nahe heran, wie es Ihnen geraten scheint, Sir Thomas, und teilen Sie ein Prisenkommando ab, das zur Wegnahme beider Schiffe ausreicht.«
    »Soll das Enterkommando bewaffnet sein, Mylord?«
    »Das stelle ich Ihnen anheim. Ich glaube allerdings nicht, daß er es wagen wird, uns mit Gewalt entgegenzutreten.«
    Die Geschütze der Brigg waren nicht ausgerannt, sie hatte auch keine Enternetze ausgebracht. Das kleine Schiffchen hatte auf seinem ungeschützten Ankerplatz gegen eine Fregatte nichts zu bestellen.
    »Wenn Mylord einverstanden sind, möchte ich jetzt ankern.«
    »Bitte sehr.«
    Jetzt gab es keinen Zweifel mehr, daß dies die Bride of Abydos war. Ihr Rumpf und ihre Riggen schlossen jede Verwechslung aus. Und

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