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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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das andere Schiff?
    Höchstwahrscheinlich war das die Helmond . Durch die Revolte von Maracaibo war dieser Küstenstrich den Aufständischen in die Hände gefallen. Die beiden Batterien Feldgeschütze, die der Holländer geladen hatte, konnten hier ungestört auf Flößen an Land geschafft werden - in einer kleinen Bucht gab es einen flachen Strand, der dies ermöglichte. Dann waren sie wahrscheinlich ohne Verzug der Armee der Aufständischen zugeführt worden, die sich zum Vormarsch auf Puerto Cabello sammelte. Ramsbottom hatte seine Aufgabe mit Glanz gelöst, jetzt ging es ihm wahrscheinlich darum, den Erfolg gehörig auszumünzen, indem er - wie Hornblower schon vermutet hatte - von Bolivar einen Kaperbrief erwirkte.
    »Ich schließe mich dem Prisenkommando an, Sir Thomas.«
    Fell quittierte mit einem verwunderten Blick. Ein Admiral gehörte nun einmal nicht in ein Boot, das den Auftrag hatte, ein fremdes Schiff zu entern. Auch wenn der Bootsbesatzung keine Kugeln entgegenpfiffen, war er dort fehl am Platz. Es genügte schon anzunehmen, daß einer jener ungezählten Zwischenfälle eintrat, denen kleine Boote nun einmal ausgesetzt waren. Wie leicht konnte es da geschehen, daß ein Stabsoffizier, der infolge seines Alters nicht mehr so flink und wendig war, über Bord fiel und nicht mehr zum Vorschein kam. Dann gab es hinterher endlose Scherereien für den betreffenden Kommandanten.
    Hornblower erriet, was Fell dachte, aber es fiel ihm nicht ein, ruhig auf dem Achterdeck der Clorinda zu warten, bis man ihm über die Bride of Abydos Meldung machte - nicht solange ein Wort von ihm genügte, ihm die Wahrheit um Minuten eher zu entschleiern.
    »Ich hole rasch Ihren Säbel und Ihre Pistolen, Mylord«, sagte Gerard.
    »Unsinn«, sagte Hornblower. »Schauen Sie doch hinüber.«
    Er hatte die vor Anker liegenden Schiffe eifrig durch das Glas beobachtet und in ihrer Nähe eine auffallende Betriebsamkeit festgestellt. Mehrere Boote pullten in aller Hast von den Schiffen weg und strebten der Küste zu. Ramsbottom schien sich aus dem Staub zu machen. »Los, kommen Sie mit!« sagte Hornblower. Er eilte zur Reling, sprang nach einer Bootstalje und rutschte ungeschickt daran hinunter, wobei sich ein paar Fetzen Haut von seinen weichen Händen schälten. »Absetzen!
    Ruder an!« befahl er, kaum daß Gerard auf allen vieren neben ihm gelandet war. Und dann ein zweites Mal: »Pull aus!« Das Boot schor von der Bordswand ab und taumelte wie trunken über den Kamm einer mächtigen Dünung und jenseits wieder zu Tal. Die Bootsgasten legten sich mit aller Kraft in die Riemen.
    Das Boot, das eben die Bride of Abydos verließ, wurde gewiß nicht nach Kriegsschiffsart gehandhabt, wie man es von Ramsbottom eigentlich erwartet hätte. Seine Riemen fanden sich nicht zu einem gleichmäßigen Schlag zusammen, es wurde von der Dünung herumgeworfen und drehte wieder zurück, als einer der Männer ›einen Krebs fing‹ . So gelangte Hornblower in kürzester Zeit längsseit des hilflosen Fahrzeugs. Die Männer an seinen Riemen waren keine sauberen Matrosen wie er sie an Bord der Bride of Abydos gesehen hatte, sondern samt und sonders dunkelhäutige, in elende Lumpen gehüllte Kerle. Und in der Achterplicht saß nicht etwa Ramsbottom, sondern ein Unbekannter mit einem mächtigen schwarzen Schnurrbart, der eine völlig zerfetzte blausilberne Uniform trug. Die Abendröte übergoß ihn mit ihrem unheimlichen Glanz.
    »Wer sind Sie?« fragte Hornblower und wiederholte dann seine Frage auf Spanisch.
    Das Boot hatte mit seinem Gezappel Schluß gemacht, es lag jetzt ›auf Riemen‹ und schwang in der Dünung ohne Fahrt auf und nieder.
    »Leutnant Perez, Erstes Infanterieregiment der Armee von Groß-Columbien.«
    Groß-Columbien nannte Bolivar die Republik, die er durch seine Rebellion gegen Spanien ins Leben rufen wollte. »Wo ist Mr. Ramsbottom?«
    »Der Admiral ist schon seit einer Woche an Land.«
    »Der Admiral?«
    »Gewiß, Don Carlos Ramsbottom y Santona, Admiral der Marine von Groß-Columbien.« Ein Admiral - alle Achtung.
    »Und was hatten Sie selbst an Bord dieses Schiffes zu tun?«
    »Ich hatte es in Obhut, bis Eure Exzellenz hier erschienen.«
    »Jetzt ist also niemand mehr an Bord?«
    »Nein, kein Mensch.«
    Beide Boote wurden von einer mächtigen Dünung gehoben und schwebten auf ihrer Rückseite wieder zu Tal. Hornblower stand hier vor einer höchst unerfreulichen Aufgabe, bei der ihm die Logik keinen Schritt weiterhalf. Er war darauf

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