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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Rechenschaft, daß er das Problem wahrscheinlich in ähnlicher Weise angepackt hätte. Sicherlich waren die Aufständischen an Land mit einer erklecklichen Zahl ungelernter Hilfskräfte beigesprungen, aber das konnte diesem seemännischen Meisterstück keinen Abbruch tun. »Und dann sind die Leute alle mit den Geschützen abgezogen?« fragte Hornblower.
    »Ja, alle bis auf den letzten Mann. Für zwölf Geschütze waren es nicht einmal allzuviele.«
    Nein, zu viele waren es bestimmt nicht. Die Bride of Abydos fuhr an die fünfundsiebzig Mann Besatzung, das reichte wirklich kaum aus, um zwei volle Batterien im Gefecht zu bedienen.
    »Sie ließen Ihnen eine venezolanische Wachmannschaft an Bord zurück, nicht wahr?«
    »Ja, Sie haben sie abfahren sehen, als Sie kamen. Die Kerle zwangen mich, hier auf Legerwall liegen zu bleiben.« Das war natürlich geschehen, damit der Holländer die Kunde von dem an ihm verübten Betrug nicht so rasch verbreiten konnte.
    »Diese - diese Räuberbande hat ja keine Ahnung von einem Schiff«, fuhr der Kapitän in seiner Leidensgeschichte fort.
    »Einmal geriet die Desperate ins Treiben, da mußte ich meine eigenen Leute hinüberschicken...«
    »Sie können immerhin froh sein, daß man Ihnen Ihr Schiff nicht angezündet hat«, sagte Hornblower. »Oder stellen Sie sich vor, Sie wären bis aufs Hemd ausgeplündert worden und säßen womöglich an Land in irgendeinem Gefängnis.«
    »Gewiß, das mag alles sein, und doch...«
    »So wie die Dinge liegen, Sir«, sagte Hornblower und erhob sich dabei von seinem Stuhl, »sind Sie jetzt frei. Sie können die Landbrise ausnutzen, um Seeraum zu gewinnen. Und morgen Abend können Sie schon in Willemstad ankern.«
    »Aber meine Ladung, Sir? Man hat mich mit Gewalt festgehalten. Man hat mich in Gefahr gebracht. Man hat die Flagge meines Landes...«
    »Ihre Reeder können alle Schritte unternehmen, die ihnen nützlich und richtig scheinen. Soviel ich weiß, ist Ramsbottom ein vermögender Mann. Es ist durchaus möglich, ihn für den Schaden haftbar zu machen.«
    »Aber... aber...« Der Holländer fand keine angemessenen Worte, um seiner Entrüstung über die Behandlung, die ihm widerfahren war, und über Hornblowers Mangel an Verständnis gebührend Luft zu machen. »Ihre Regierung kann natürlich Protest einlegen, sei es bei der Regierung von Groß-Columbien, sei es bei König Ferdinand.«
    Hornblower bemühte sich, möglichst ausdruckslos dreinzuschauen, als er diesen lächerlichen Vorschlag machte.
    »Jedenfalls möchte ich Sie beglückwünschen, Sir, daß Sie so ernsten Gefahren heil entronnen sind. Ich hoffe, daß nun Ihre Heimreise rasch und günstig vonstatten geht.« Er hatte die Helmond befreit und die Bride of Abydos beschlagnahmt.
    Insoweit, überlegte Hornblower, als ihn das Boot zur Clorinda zurückbrachte, war also sein Unternehmen von Erfolg gewesen.
    Nun konnten sich die Regierungen zu Hause über die Rechtslage unterhalten, wenn sie sich diese Last auftun wollten. Was das Kabinett und die Admiralität über sein Vorgehen dachte, ahnte er nicht. Er fühlte nur, daß ihn ein leichtes Frösteln überlief, wenn er in Gedanken länger bei diesem Aspekt des Falles verweilte. Aber als Admiral durfte er dieses Gefühl der Beklemmung beileibe niemand verraten, am wenigsten einem Kommandanten, der so beschränkt war wie Sir Thomas Fell.
    »Ich wäre Ihnen verbunden, Sir Thomas«, sagte er, als er das Deck der Clorinda betrat, »wenn Sie ohne Verzug ein Prisenkommando an Bord der Brigg schicken würden. Wollen Sie bitte ferner dem führenden Offizier die Anweisung geben, sich stets in unserer Nähe zu halten. Sobald es Ihnen gelegen ist, segeln wir nach Puerto Cabello zurück.« Fell mochte ein beschränkter Mensch sein, aber er war gewiß ein ausgezeichneter Seemann.
    Hornblower konnte ihm unbesorgt die kitzlige Aufgabe überlassen, das Schiff nachts an der Küste entlang zurückzuführen. Mochte die Landbrise auch launisch und unzuverlässig sein, so bot sie doch Gelegenheit, die leewärts vertanen kostbaren Meilen wiederzugewinnen, und diese Gelegenheit mußte man unbedingt nutzen. Hornblower konnte sich indessen getrost in seine erstickend heiße Kajüte begeben, um zu schlafen. Er war körperlich müde, denn der Tag war recht anstrengend für ihn gewesen. Nun lag er auf seiner Koje und spürte gereizt, wie ihm die Schweißtropfen über die Rippen rieselten. Es wollte ihm beim besten Willen nicht gelingen, sich die endlosen Erwägungen über

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