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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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vorbereitet gewesen, Ramsbottom festzunehmen, nun sah er sich diesem Infanterieleutnant gegenüber, der sich obendrein in den Hoheitsgewässern seines eigenen Landes befand. Konnte, durfte er diesen Mann seiner Freiheit berauben?
    »Wo befindet sich die Besatzung des Schiffes?«
    »Mit dem Admiral an Land. Bei der Armee.« Zweifellos kämpften diese Männer für Bolivar und bedienten wohl jetzt als Artilleristen die geraubten Geschütze. »Ich danke Ihnen, Sie sind frei.«
    Es reichte hin, wenn er sich der Bride of Abydos versicherte, man durfte nicht von ihm erwarten, daß er Soldaten Bolivars in Gewahrsam nahm, die nur die Befehle ihrer Vorgesetzten ausgeführt hatten.
    »Bringen Sie mich längsseit der Brigg«, befahl er dem Bootssteuerer.
    Soviel man in der Dämmerung ausmachen konnte, herrschte an Bord der Bride of Abydos keine nennenswerte Unordnung.
    Die Besatzung hatte offenbar alles aufs beste hinterlassen, und das Wachkommando der südamerikanischen Soldaten hatte an diesem Zustand wenig oder nichts geändert. Wie es unter Deck aussah, war natürlich eine andere Frage. Was sich allerdings abgespielt hätte, wenn ein richtiger Sturm über diese gefährliche Reede hingefegt wäre, daran wagte man nicht zu denken.
    Wahrscheinlich hatte sich Ramsbottom nicht mehr darum gekümmert, was aus seinem kleinen Schiff wurde, als sein Coup erst richtig gelandet war.
    »Ahoi! Ahoi!« rief es durch ein Megaphon vom anderen Schiff herüber. Hornblower nahm den Sprechtrichter aus seiner Halterung neben dem Ruder und rief zurück: »Ich bin Admiral Lord Hornblower im Dienst Seiner Britannischen Majestät. Ich komme an Bord.« Es war schon fast dunkel, als er das Deck der Helmond betrat, wo ihm ein paar Laternen den Weg wiesen. Der Kapitän, der ihn begrüßte, war ein großer, beleibter Mann, der ein ausgezeichnetes Englisch sprach, wenn man von einem auffallenden, wahrscheinlich holländischen Akzent absah.
    »Sie kommen reichlich spät, Sir«, polterte er gleich los. Es gehörte sich wirklich nicht, einen Offizier der Royal Navy in dieser ungehobelten Art anzulassen, am wenigsten, wenn der Angeredete ein Admiral und Peer von England war.
    Hornblower stieg denn auch gleich das Blut zu Kopf. »Ich bitte mir einen anständigen Ton aus«, herrschte er den Holländer an. Die beiden maßen einander im Flackerlicht der Laternen mit zornigen Blicken. Schließlich kam der Kapitän doch zu der Einsicht, daß es für ihn besser war, seine Gereiztheit im Zaum zu halten, wenn er mit einem Mann verhandelte, der hier an dieser einsamen Küste immerhin die Macht besaß, seinen Willen durchzusetzen.
    »Bitte, kommen Sie unter Deck, Sir«, sagte er einlenkend.
    »Darf ich Ihnen ein Gläschen Schnaps anbieten?« Die Kajüte war ein behaglicher, mit guten Möbeln ausgestatteter Raum. Der Kapitän bot Hornblower einen Sessel an und setzte ihm ein Glas Genever vor. »Ich war heilfroh, als ich Ihre Marssegel in Sicht bekam«, sagte er. »Sie ahnen nicht, was ich in den letzten zehn Tagen ausgestanden habe. Mein Schiff - meine Ladung - diese Küste...« Seine zusammenhanglosen Worte gaben einen Begriff von all den Schrecken, die er durchgemacht haben mußte, als er sich in den Händen der Aufständischen sah und gezwungen wurde, mit einer bewaffneten Wache an Bord vor dieser gefährlichen Leeküste zu ankern. »Wie ist das denn gekommen?« fragte Hornblower. »Diese verdammte kleine Brigg feuerte mir einen Schuß vor den Bug, ehe Bonaire noch aus Sicht gekommen war. Als ich daraufhin beidrehte, wurde ich von den Burschen geentert. Ich hielt die Brigg für ein Kriegsschiff - eins von den Ihren. Sie brachten mich hier zu Anker, dann kamen gleich die Soldaten zu uns herauf. Da merkte ich erst, daß diese Brigg überhaupt kein Kriegsschiff war, jedenfalls kein britisches.«
    »Und dann holten die Kerle wohl Ihre Ladung weg?«
    »Ja, zwölf Neunpfünder Feldgeschütze samt Protzen und Munitionswagen, einen Reparaturwagen samt Werkzeug, zweitausend Schuß Munition, eine Tonne Pulver in Fässern, kurz, alles, was da war.«
    Der Holländer zitierte offenbar wörtlich aus seinem Konossement.
    »Wie haben sie denn das alles an Land gebracht?«
    »Auf Flößen. Diese Engländer gingen wie die Wilden ins Zeug. Es waren auch gute Seeleute darunter, daß muß man den Brüdern lassen.«
    So etwas hörte man trotz allem gern, zumal wenn es so freimütig eingestanden wurde. Wahrscheinlich hatten sie Faßpontons dazu benutzt, und Hornblower gab sich darüber

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