Hornblower 10 - Hornblower in Westindien
Nähe die kleine Bride of Abydos . Und was man draußen an der Kimm sah, waren ohne Zweifel die Marssegel zweier Fregatten, die auf seine beiden Schiffe zuhielten. Er kletterte in höchster Eile das Fallreep hoch und hatte kaum einen Blick für die Ehrenbezeigungen, mit denen er empfangen wurde, weil die taktische Lage, der Verlauf der Küste, die augenblickliche Position der Bride of Abydos und die Annäherung der beiden fremden Schiffe seine Aufmerksamkeit voll in Anspruch nahmen.
»Setzen Sie meine Flagge«, befahl er barsch, dann bekam er sich sofort wieder in die Gewalt und fuhr mit der üblichen ausgesuchten Höflichkeit fort: »Sir Thomas, ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie von den Achterpforten aus Springs nach der Ankertroß ausbringen wollten.«
»Springs, Mylord? Aye, aye, Mylord.« Diese Springs waren Trossen, die man durch die Achterpforten am Schiff entlang nach vorn nahm und dort auf die Ankertroß steckte. Wenn man die eine oder die andere mit dem Spill einholte, konnte man das Schiff vor Anker drehen und seine Geschütze in jeder beliebigen Richtung zum Tragen bringen. Es war dies nur eins jener vielen Manöver, die Hornblower bei seiner letzten Übungsfahrt mit den Besatzungen durchexerziert hatte. Es verlangte von der ganzen Mannschaft kräftiges Zupacken und beste Zusammenarbeit.
Alsbald hallte das Schiff von lauten Befehlen wider, die Maate und Deckoffiziere eilten zu ihren Arbeitsgruppen, um die Trossen aus dem Raum und achteraus zu holen.
»Sir Thomas, bitte befehlen Sie der Brigg, sie solle weiter herein warpen. Ich möchte sie zwischen uns und dem Land liegen haben.«
»Aye, aye, Mylord.«
Jetzt stellte sich heraus, daß sie doch noch mehr Zeit hatten, als Hornblower zunächst einmal annahm. Die aufkommenden Fregatten, deren Rümpfe vom Achterdeck aus durch das Glas gesehen schon über die Kimm ragten, nahmen nämlich überraschend Segel weg. Während sie Hornblower weiter im Gesichtsfeld seines Kiekers hielt, konnte er erkennen, wie sich ihre Großmarssegel für den Blick des Beobachters plötzlich verbreiterten. Das bedeutete, daß die Großmarssegel soeben rund gebraßt wurden. Die Fregatten drehten also zunächst einmal bei, und einen Augenblick später konnte man sehen, wie das holländische Schiff ein Boot aussetzte, das zu dem Spanier hinüberpullte. Das bedeutete höchst wahrscheinlich, daß sich die beiden miteinander berieten. Wegen ihrer verschiedenen Sprachen konnten sie ja auch kaum darauf hoffen, ihre Maßnahmen durch Signale oder auch nur durch den Gebrauch von Megaphonen aufeinander abzustimmen. »Der Spanier führt den Breitwimpel eines Kommodore, Sir Thomas. Halten Sie sich bitte klar zum Salutieren, sobald er meine Flagge salutiert.«
»Aye, aye, Mylord.«
Die Beratung dauerte einige Zeit, sie nahm die zweite Hälfte eines Stundenglases und den Beginn des nächsten in Anspruch.
Ein gewaltiges Knarren und Knirschen unter Deck und das Klappern des Spills gaben Kunde, daß die Springs eben erprobt wurden. Die Clorinda schor zuerst ein wenig nach Steuerbord und dann ein wenig nach Backbord aus dem Wind. »Die Springs sind geprüft und klar, Mylord.«
»Danke, Sir Thomas. Möchten Sie jetzt die Güte haben, die Leute auf Gefechtsstationen zu schicken und Klarschiff anzuschlagen.«
»Klarschiff zum Gefecht? Aye, aye, Mylord.« Daß man um diese Vorsichtsmaßregel nicht herumkam, war schlimm genug.
Es bedeutete für Hornblower, daß sein Kojenzeug, seine Bücher und seine ganze persönliche Ausrüstung in einem heillosen Durcheinander untertauchten und daß es hinterher womöglich Tage dauerte, bis wieder einige Ordnung in den entstandenen Wirrwarr kam. Gesetzt jedoch den Fall, jene Fregatten waren entschlossen, den Kampf mit ihm aufzunehmen, so war es ein für alle Male um seinen Ruf geschehen, wenn er nicht darauf vorbereitet war, sie gebührend zu empfangen. Jeder Versuch, erst im feindlichen Feuer die Geschütze klarzumachen und die Munition an Deck zu mannen, hätte unweigerlich ein Chaos zur Folge gehabt, und das Gefecht - wenn es schon dazu kam - wäre verloren gewesen, ehe es noch begonnen hatte. Jetzt bewirkten diese ganzen Vorbereitungen um ihn her, das Trillern der Pfeifen, die heiseren Stimmen der Unteroffiziere, das sinnvolle Durcheinander der an die Geschütze eilenden Männer, der stampfende Gleichschritt der Seesoldaten auf dem Achterdeck und die scharfen Kommandos ihres Offiziers, daß ihn sogar wieder etwas von dem alten, halb vergessenen Kampffieber
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