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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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anderen verzapft haben...«
    »Ja, aber ich finde mich eben doch nicht damit zurecht. Wann endet eigentlich dein Kommando?«
    »Von Rechtswegen war es gestern zu Ende. Aber ich habe so lange weiter Dienst zu tun, bis mich Ransome regelrecht ablöst.
    Die Triton hat eine ungewöhnlich lange Reise.«
    »Und wenn Ransome erst da ist?«
    »Dann wird er sofort das Kommando von mir übernehmen und natürlich dieses Haus beziehen. Seine Exzellenz hat uns eingeladen, im Regierungsgebäude bei ihm zu Gast zu sein, bis unser Schiff nach England ausläuft.«
    »Aha. Wenn aber Ransome so viel Verspätung hat, daß wir unser Postschiff verpassen?«
    »Dann warten wir eben auf das nächste. Ich will nicht hoffen, daß es dazu kommt, es wäre alles andere als angenehm.«
    »Wieso? Wohnt man denn im Regierungsgebäude so schlecht?«
    »Das nicht, Liebling. Wir wären dort leidlich untergebracht.
    Aber ich dachte jetzt an Ransome. Kein neuer Oberbefehlshaber kann darüber beglückt sein, daß sein Vorgänger weiter an Ort und Stelle herumsitzt...«
    »... und alles, was er unternimmt, mit einer nicht gerade freundlichen Kritik bedenkt. Sag, bringst du so etwas fertig, Schatz?«
    »Wäre ich ein Mensch, wenn ich mich anders verhielte?«
    »Ach Liebling, ich weiß ja nur zu genau, daß du der menschlichste aller Menschen bist«, sagte Barbara und streckte ihm beide Hände entgegen. Sie waren jetzt in ihrem Schlafzimmer, sicher vor neugierigen Blicken von Bediensteten und Soldaten und durften daher endlich für wenige kostbare Sekunden ganz Mensch sein - bis ein donnerndes Pochen an der Tür verkündete, daß Gerard mit dem Gepäck da war. Ihm auf dem Fuß folgte Spendlove mit einem Billett für Barbara.
    »Ein Willkommensgruß von Seiner Exzellenz, Liebling«, erklärte Barbara, als sie die Nachricht gelesen hatte. »Wir sind zum Dinner en famille befohlen.«
    »Genau das hatte ich erwartet«, sagte Hornblower. Dann sah er sich um, ob Spendlove noch in Hörweite war, und fügte hinzu: »... oder besser gesagt: befürchtet.« Barbara blickte ihm mit einem richtigen Verschwörerlächeln in die Augen und meinte nur: »Der Tag ist nicht mehr fern, Liebling...« Es gab so viel zu erzählen, so viele Neuigkeiten auszutauschen. Die langen, langen Briefe, die während ihres dreijährigen Getrenntseins hin und her gereist waren, bedurften der Erläuterung oder der Ergänzung, und zu allem war Barbara fünf Wochen ohne Nachricht auf See gewesen. Als sie am Abend des zweiten Tages allein miteinander dinierten, kam die Rede fast unversehens auf Hudnutt. Hornblower schilderte den Fall mit kurzen Worten.
    »Und du willst ihn vor ein Kriegsgericht stellen?« fragte Barbara.
    »Selbstverständlich. Sobald ich ein Gericht einberufen kann.«
    »Welches Urteil ist da zu erwarten?«
    »Ein Schuldspruch natürlich. Darüber gibt es gar keinen Zweifel.«
    »Ich meine jetzt nicht das Urteil, sondern das Strafmaß. Was bekommt der Mann?« Barbara hatte gewiß ein Recht, solche Fragen zu stellen und sogar ihre eigene Meinung zu seiner dienstlichen Einstellung zu bekunden, nachdem er ihr einmal von dem Fall erzählt hatte. Hornblower zitierte aus den Kriegsartikeln, die ihm fast dreißig Jahre lang Richtschnur für sein Soldatenleben gewesen waren. »Jeder Mann, der eine solche Tat begeht und ihrer durch den Spruch des Kriegsgerichts für schuldig befunden wird, soll mit dem Tode bestraft werden oder eine andere, geringere Strafe erleiden, die dem Gericht nach Art und Umfang der Verfehlung als angemessen erscheint.«
    »Ist das dein Ernst, Liebling?« Barbara riß ihre grauen Augen auf und starrte ihren Mann über den kleinen Tisch hinweg fassungslos an. »Dafür den Tod? Aber du sprachst doch auch von einer ›geringeren Strafe‹ . Was könnte das sein?«
    »Auspeitschung rund um die Flotte. Fünfhundert Hiebe...«
    »Fünfhundert Hiebe! Dafür, daß der Mann h statt b spielte?
    Das ist doch...«
    Natürlich, so, nur so konnte eine Frau den Fall sehen. »Aber Liebling, er ist ja nicht angeklagt, weil er eine falsche Note gespielt hat, sondern wegen vorsätzlichen Ungehorsams gegen einen dienstlichen Befehl.«
    »Aber es ging dabei doch nur um eine lächerliche Kleinigkeit.«
    »Nein, Liebling, Ungehorsam gegen einen Befehl kann nie eine Kleinigkeit sein.«
    »Hältst du es wirklich für recht und billig, einen Mann zu Tode zu peitschen, weil er kein b spielen will? Welche blutrünstige Art, diese Rechnung zu begleichen!«
    »Es geht hier nicht um das

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