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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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und der Junge lernte unverdrossen noch zwei Jahre weiter, obwohl das jene Hungerzeit nach dem Friedensschluß war, in der es ihm besser angestanden hätte, vom Morgen bis zum Abend Vögel zu verscheuchen und Steine aus den Äckern zu klauben.
    Schließlich wurde das Regiment verlegt, und die Hungerjahre gingen unverändert weiter. Der junge Hudnutt ging nun hinter dem Pflug her und hegte immer noch seine hoffnungslose Sehnsucht nach der Musik - eine Trompete kostete ja mehr, als ein Mann in einem ganzen Jahr verdienen konnte. Es folgte ein Zwischenspiel voll Glück und Seligkeit - er zeigte wieder jenes entwaffnende Lächeln, während er davon erzählte -, als er sich einer wandernden Theatertruppe als ›Junge für alles‹ und Musiker anschloß. Hier lernte er auch die Noten lesen, ehe er noch ein gedrucktes Wort zu entziffern verstand. Der Magen knurrte ihm oft nicht minder als zuvor, ein Stall galt ihm als fürstliches Quartier, tags fielen die Mücken über ihn her, nachts schmerzten ihn die wundgelaufenen Füße, und das Ende des Abenteuers war, daß er eines Tages krank zurückblieb. Dies widerfuhr ihm in Portsmouth, und so kam es denn, wie es kommen mußte: krank und schwach wie er war, wurde er von einem Aushebungssergeanten aufgegriffen, der mit einer Musikkapelle durch die Straßen marschierte. Seine Dienstverpflichtung fiel genau mit der Einführung des Cornets a Piston bei der Militärmusik zusammen. Eines Tages kam er ganz ohne sein Zutun mit einem Transport nach Westindien und diente nun hier unter Tambourmajor Cobb in der Musikkapelle des Oberbefehlshabers.
    »Nun weiß ich Bescheid«, sagte Hornblower und griff damit nicht einmal weit daneben.
    Daß sechs Monate Arbeit bei einem Wandertheater als Vorbereitung auf die Disziplin bei den Royal Marines nicht viel taugen konnten, lag auf der Hand. Alles übrige konnte er erraten, vor allem die unglaubliche Feinfühligkeit dieses jungen Menschen für alles, was Musik hieß, die als eigentliche Ursache alles Bösen gelten konnte, das ihm jetzt widerfuhr. Er faßte den Jungen noch einmal ins Auge und suchte vergeblich nach einem Einfall, der ihm geholfen hätte, ihm in seiner Not beizustehen.
    »Mylord! Mylord!« Gerard kam gestreckten Laufs herbeigeeilt.
    »Das Postschiff ist in Sicht, Mylord. Vom Topp der Signalstation ist die Flagge schon zu erkennen.« Das Postschiff!
    Es brachte ihm Barbara. Vor drei Jahren hatte er sie zum letzten Mal gesehen, seit gut drei Wochen schon erwartete er sie gewissermaßen von einer Minute zur nächsten.
    »Lassen Sie mein Boot klarmachen, ich komme«, sagte er.
    Eine Woge der Erregung spülte alle Sorgen hinweg, die ihm der Fall Hudnutt immerhin schon bereitet hatte. Er war auf dem Sprung, hinter Gerard herzueilen, fand aber doch nicht den Entschluß dazu. Was sagte man in zwei Sekunden einem Mann, der einer Verhandlung auf Leben und Tod entgegenging? Was konnte er auch ausgerechnet in einem Zustand überschäumenden Glücks diesem armen Menschen gegenüber für Worte finden, der hier im Käfig saß wie ein Tier, das hilflos auf seinen Schlächter wartete?
    »Leben Sie wohl, Hudnutt«, mehr brachte er am Ende nicht heraus. Der Junge blickte ihm mit offenem Munde nach, Hornblower hörte nur noch das Klappern der Schlüssel am Vorhängeschloß, während er schon in größter Eile hinter Gerard dreinhastete.
    Acht Riemen peitschten die blaue See, aber keine Fahrt, die sie dem Admiralsboot gaben, hätte Hornblower heute genügt.
    Dort lag die Brigg, ihre Segel waren schon getrimmt, um die ersten zögernden Puffs der Seebrise einzufangen. An ihrer Reling sah man einen weißen Fleck, eine weiße Gestalt - Barbara, die ihm mit einem Taschentuch entgegenwinkte. Das Admiralsboot rauschte längsseit, Hornblower schwang sich in die Großrüsten und hielt Barbara in der nächsten Sekunde in seinen Armen. Ihre Lippen preßten sich auf die seinen, er blickte in ihre lächelnden grauen Augen und fühlte wieder den zarten Druck ihres Mundes, während die heiße Nachmittagssonne ihre Strahlen auf sie niedersandte. Dann, als sich der erste Sturm der Freude gelegt hatte, standen sie einander auf Armlänge gegenüber, und Barbara hob die Hände, um seine Halsbinde zurechtzuzupfen. Jetzt erst wußte er, daß sie wirklich wieder zusammen waren, denn Barbaras erste Handbewegung galt seit jeher dem Sitz seiner Halsbinde. »Du siehst gut aus, Liebling«, sagte sie. »Du aber auch.«
    Ihre Wangen hatten während der vierwöchigen Seereise eine

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