Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
haben mußte, der für einen gewöhnlichen Handelsschiffskapitän nur gerade das Nötigste an guten Umgangsformen übrig hatte. Das tat ihm ehrlich leid, und darum machte er verzweifelte Anstrengungen, sich wieder in die Gewalt zu bekommen. Ein Blick auf Barbara verriet ihm, daß sie gerade angeregt mit dem jungen Bonner, jenem Fischerboots-Eigner und Handelsmann, plauderte, dessen Ruf durchaus nicht über jeden Zweifel erhaben war und vor dem er sie schon einmal gewarnt hatte. Diese Feststellung hätte ihn sicher noch unglücklicher gemacht, als er ohnedies war, wenn das überhaupt möglich gewesen wäre.
    Wieder nahm er einen Anlauf, sich besser zu beherrschen. Er wußte nur zu genau, daß er eine eisige, ausdruckslose Miene zur Schau trug, und bemühte sich, etwas freundlicher dreinzuschauen, als er sich dazu zwang, durch die Menge der Gäste zu schlendern.
    »Dürfen wir Sie in Versuchung führen, Lord Hornblower?« fragte ihn eine alte Dame, die in einem Alkoven an einem Kartentisch stand. Sie war Hornblower schon als besonders gute Whistspielerin bekannt.
    Endlich eine Ablenkung! Während der ersten paar Spiele fiel es ihm noch recht schwer, seine Gedanken beisammenzuhalten, zumal jetzt das Stimmengewirr der Gäste noch durch den Lärm eines geräuschvollen Orchesters unterstrichen und übertönt wurde. Aber die alte Gewohnheit setzte sich doch rasch wieder durch, als es zunächst einmal galt, zweiundfünfzig Karten im Kopf zu behalten. Mittels reiner Willenskraft brachte er es fertig, sich in eine gefühllose Denkmaschine zu verwandeln. Er spielte kalt und korrekt, aber erst als der Rubber schon verloren schien, ließ er sich ganz unwillkürlich von der Spielleidenschaft hinreißen. Gleich das nächste Spiel bot ihm eine schöne Gelegenheit, zu glänzen, jenen Einschuß von Erleuchtung in sein bis dahin rein mechanisches Spiel zu bringen, jene Wendigkeit und überraschende Klarsicht zu bewähren, die den ganzen Unterschied zwischen einem erstrangigen und einem zweitrangigen Spieler ausmacht. Als zum vierten Mal gegeben wurde, stand sein Urteil über seine Mitspieler fest. Dann bekam er eine Karte in die Hand, die ihn unter Umständen in den Stand setzen mochte, reinen Tisch zu machen, alle Stiche und damit den Rubber zu gewinnen. Hielt er sich bei diesem Spiel allerdings an die Regeln, dann machte er höchstens zwölf Stiche, und der Rubber war immer noch in Gefahr. Es lohnte sich, den Versuch zu wagen, aber es hieß dabei ›jetzt oder nie‹ .
    Ohne Zaudern spielte er die Herz-Dame aus, die seine Partnerin mit dem As stechen mußte. Der nächste Stich gehörte ihm, und damit war er Herr der Lage, jetzt klärte er zunächst die Trümpfe, spielte dann seine sicheren Stiche aus und sah mit Genugtuung, wie seine Gegner erst den Herzbuben, dann den Herzkönig wegwerfen mußten. Am Ende legte er die Herz-Drei auf den Tisch und machte mit dieser Karte zum Entsetzen seiner Gegner den letzten Stich. »Weiß der Himmel, Großschlemm!« sagte die alte Dame, die seine Partnerin war, voll Verwunderung. »Das begreife ich nicht - wie ging das nur zu? Jetzt haben wir gar noch den Rubber gewonnen.«
    Das war wirklich ein hübsches Meisterstück gewesen, und er spürte richtig, wie es ihn im Bewußtsein seines Könnens wohlig durchrieselte. Diese Spiele konnte er sich künftig Stich um Stich ins Gedächtnis rufen, wenn er im Bett lag und den Schlaf erwartete. Als das Spiel zu Ende war und die Gäste sich zu verabschieden begannen, konnte er Barbaras Blick schon wieder freier und unbefangener begegnen, und sie durfte mit einem Seufzer der Erleichterung feststellen, daß ihr Mann seine unerklärliche Verstimmung überwunden hatte.
    Das war insofern besonders zu begrüßen, als er während der nächsten paar Tage noch allerlei seelische Belastungen zu meistern hatte. Während die Pretty Jane seeklar machte, gab es für ihn praktisch fast nichts zu tun. Er mußte als hilfloser Zuschauer mitansehen, wie Ransome den Dienst übernahm, den er drei Jahre lang getan hatte. Die spanische Frage bot wahrscheinlich schon bald allerlei Schwierigkeiten, da Frankreich in Spanien eingefallen war, um Ferdinand VII. wieder auf den Thron zu erheben. In Verbindung damit gab es hier die mexikanische sowohl wie die venezolanische Frage, und er wurde die aufreibende Sorge nicht los, daß Ransome da in irgendeiner Weise falsch taktieren könnte. Einen schwachen Trost hatte er wenigstens: Hudnutt war es bis jetzt gelungen, sich den Häschern zu

Weitere Kostenlose Bücher