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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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und ein Schlepper zur Verfügung steht.«
    »Darf ich fragen, was Eure Lordschaft zu unternehmen gedenken?« fragte Sharpe.
    Hornblower mußte rasch überlegen, um eine vernünftige Antwort auf diese Frage zu finden - er hatte ja noch keine Ahnung, was nun werden sollte. Einstweilen wußte er nur, daß er seine Sache nicht ohne Kampf verloren gab. Hatte Zuwarten je dazu geholfen, eine Krise zu überwinden? »Ich werde die Zeit, die mir hier noch geblieben ist, zur Ausgabe von Befehlen an meinen Verband benutzen. Mein Flaggleutnant wird diese Befehle nach meinem Diktat niederschreiben, und Sie, Mr. Sharpe, möchte ich bitten, mit allen geeigneten Mitteln für ihre Verteilung an die Empfänger zu sorgen.«
    »Zu Diensten, Mylord.«
    Hornblower entsann sich in diesem Augenblick einer Aufgabe, die er längst hätte erledigen müssen. Aber noch war es dazu nicht zu spät, also galt es, das Versäumte schleunigst nachzuholen. Jedenfalls half ihm diese lebhafte Tätigkeit, seine Seelenqualen vor den anderen zu verheimlichen. »Mr. Harcourt«, sagte er, »Sie haben meinen Befehl in ausgezeichneter Weise ausgeführt, ich spreche Ihnen für diese Leistung meine volle Anerkennung aus. Die Aufgabe, die Daring zu beobachten, wurde von Ihnen in beispielhafter Art gelöst, verlassen Sie sich darauf, daß ich Ihr vorbildliches Verhalten den Herren Lords der Admiralität gegenüber gebührend hervorheben werde.«
    »Besten Dank, Mylord.«
    »Und was den Matrosen Jones betrifft«, fuhr Hornblower fort, »so kann man wohl sagen, daß er ausnehmend klug gehandelt hat. Sie, Mr. Harcourt, haben den richtigen Mann an den richtigen Platz gestellt, und Jones hat Ihr Vertrauen gerechtfertigt. Ich beabsichtige, den Mann für seine Leistung würdig zu belohnen. Das kann dadurch geschehen, daß ich ihm sofort einen Interimsdienstgrad verleihe und die Beförderung so bald wie möglich bestätige.«
    »Besten Dank, Mylord. Darf ich dazu melden, daß der Mann schon befördert war und wieder degradiert wurde.«
    »Trunkenheit außer Dienst? Hatten Sie ihm darum den Urlaub gestrichen?«
    »Leider war ich dazu gezwungen, Mylord.«
    »Was schlagen Sie mir also vor?« Harcourt war um eine passende Antwort verlegen. »Sie könnten ihm selbst sagen, Mylord, was Sie mir eben gesagt haben - und Sie könnten ihn dabei mit einem Händedruck belohnen.« Hornblower lachte.
    »Daß es in der ganzen Navy heißt, ich sei der filzigste Admiral, der je auf einem Schiff seine Flagge setzte? Nein, so geht das nicht. Eine goldene Guinee ist das mindeste, was der Mann haben muß - besser gleich zwei. Die drücke ich ihm persönlich in die Hand, und Sie geben ihm drei Tage Urlaub, sobald wir wieder in Kingston sind. Soll er sich einmal richtig austoben, das ist für einen Burschen wie ihn die einzig wahre Belohnung. Mir geht es bei solchen Dingen immer um die Stimmung im ganzen Geschwader.«
    »Aye, aye, Mylord.«
    »Mr. Gerard, ich möchte jetzt meinen Befehl aufsetzen.« Es wurde wirklich Mittag, bis die Crab loswarf und von der Temeraire in Schlepp genommen wurde. Daß dieser ruhmvolle Name Hornblower heute trotz aller damit verbundenen Erinnerungen so gar nichts sagen wollte, war bezeichnend für die Gemütsverfassung, in der er sich befand. Die Zeit bis zum Auslaufen, dieser ganze, lange, erstickend heiße Vormittag war durch das Diktieren des Befehls ausgefüllt, der an alle Schiffe des Geschwaders gelangen sollte. Dazu war eine unendliche Anzahl von Abschriften erforderlich. Sharpe sollte nämlich jedem britischen Schiff, das von New Orleans nach Westindien auslief, eine solche Kopie versiegelt mitgeben, weil man hoffen durfte, daß auf diese Art die eine oder andere Ausfertigung unmittelbar und ohne den langen, amtlichen Umweg über Kingston ans Ziel gelangte, wenn eines dieser Schiffe zufällig einem englischen Kriegsschiff begegnete. Alle Schiffe des Westindien-Geschwaders erhielten durch diesen Befehl den Auftrag, scharfen Ausguck nach dem amerikanischen Schiff Daring zu halten. Jedes Schiff sollte die Daring nach ihrem Woher und Wohin fragen und womöglich zu ermitteln suchen, ob sie Truppen an Bord hatte. Zugleich - Hornblower fühlte, wie ihm der Schweiß beim Diktieren dieses Satzes doppelt heftig aus den Poren brach - wurden die Kommandanten Seiner Majestät Schiffe jedoch mit allem Nachdruck auf den Absatz der allgemeinen Dienstanweisung des unterzeichneten Oberbefehlshabers hingewiesen, der das Verhalten gegen Schiffe unter amerikanischer Flagge betraf.

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