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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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jeden unbekannten Schlupfwinkel sicher befahren zu können. Auf der raumen Strecke nach Corpus Christi gewann also die Daring bestimmt noch mehrere Stunden, vielleicht sogar einen Tag und mehr zusätzlich zu den dreizehn Stunden Vorsprung, deren sie sich ohnehin schon erfreute. Wie lange konnte es schon dauern, fünfhundert disziplinierte Soldaten, sei es an der Pier, sei es mit Leichtern, an Bord zu nehmen? Und dann ging sie natürlich gleich wieder in See. Aber wohin?
    Hornblower schwirrte der Kopf, wenn er sich die unvorstellbar verworrene politische Lage in all den Ländern vor Augen führte, die von Corpus Christi aus leicht zu erreichen waren. Erriet er, was Cambronne im Schild führte, dann bestand immerhin die Möglichkeit, die Daring vor ihrer Ankunft am eigentlichen Gefahrenpunkt abzufangen, begnügte er sich dagegen damit, sie nach Corpus Christi zu verfolgen, dann langte er mit aller Bestimmtheit erst dort an, wenn sie samt ihren Soldaten längst wieder ausgelaufen und in der weglosen Weite der See verschwunden war, um wer weiß wo wieder aufzutauchen und Unheil anzuzetteln. »Die Daring ist ein amerikanisches Schiff, Mylord«, sagte Sharpe und machte Hornblower damit das Herz noch schwerer, als es ohnedies schon war.
    Das war nämlich ein wichtiger, ein sehr wichtiger Umstand.
    Die Daring segelte dem Augenschein nach in durchaus rechtmäßigem Auftrag und führte das Sternenbanner als Flagge.
    Hornblower konnte sich keinen Grund oder Vorwand denken, der ihn berechtigt hätte, sie zur Untersuchung in einen Hafen zu beordern. Abgesehen davon hatte man ihn in England mit besonderem Nachdruck darüber belehrt, wie die amerikanische Flagge zu behandeln sei. Erst neun Jahre zuvor hatte Amerika wegen des Verhaltens der Royal Navy gegen amerikanische Kauffahrer der größten Seemacht der Welt tollkühn den Krieg erklärt. »Die Daring ist schwer bewaffnet und hat eine Unzahl Menschen an Bord, Mylord«, sagte Gerard. Das war ein zweiter, sehr wichtiger Umstand und noch dazu einer, an dem nicht zu deuteln war. Mit ihren Zwölfpfündern und ihren fünfhundert ausgebildeten Soldaten, ganz abgesehen von der starken amerikanischen Besatzung, konnte sie sich über jede Drohung der Crab mit ihren paar Sechspfündern und ihren ganzen sechzehn Mann lachend hinwegsetzen. Die Daring war durchaus im Recht, wenn sie Signalen der Crab den Gehorsam verweigerte, und die Crab besaß keine Möglichkeit, sich Achtung zu verschaffen. Sollte sie dem anderen Schiff etwa eine Spiere wegschießen?
    Das war mit einem Sechspfünder alles andere als einfach, und selbst wenn dabei niemand zu Schaden kam, gab es sofort einen schrecklichen diplomatischen Wirbel, weil er auf das geheiligte Sternenbanner geschossen hatte. Konnte er sie etwa so beschatten, daß er wenigstens zur Hand war, wenn ihre wahre Absicht ans Licht kam? Ausgeschlossen! Draußen auf See, wo immer es war, brauchte die Daring nur ihre weißen Schwingen zu breiten und mit raumem Wind abzulaufen, dann war sie für die arme Crab in ein paar kurzen Nachmittagsstunden hinter dem Horizont außer Sicht und konnte fortan wieder unbeobachtet und unverfolgt den Kurs steuern, der sie ihrem wirklichen Ziel näher brachte. Hornblower schwitzte in der erstickenden Hitze dieser Nacht am ganzen Körper, er fühlte sich wie ein von einem Lasso gefangenes Tier der Wildnis.
    Jeden Augenblick legte sich eine neue Schlinge um ihn und verschlimmerte seine ohnedies hilflose Lage. Wie ein Tier in der Wildnis war er schon drauf und dran, alle Selbstbeherrschung zu verlieren, in sinnlose Raserei zu verfallen und seine besten Kräfte in einem wilden Wutausbruch zu vergeuden. Während seiner langen Dienstzeit hatte er bei älteren Stabsoffizieren nicht selten solche Ausbrüche erlebt. Aber dieses törichte Getue hatte natürlich nicht den geringsten Wert. Er sah sich der Reihe nach die Gesichter an, auf die das Licht der beiden Deckenlampen fiel. Alle diese Gesichter zeigten den nüchternen, unbeteiligten Ausdruck von Männern, die unfreiwillig Zeugen eines Fehlschlags geworden sind, von Männern, die sehr genau wußten, daß sie hier einem Admiral gegenüberstanden, der seine erste wichtige Aufgabe gründlich verhauen hatte. Dieser Gedanke allein war geeignet, ihn vor Wut vollends wahnsinnig zu machen.
    Aber sein Stolz kam ihm zu Hilfe, er durfte diesen Leuten beileibe kein Schauspiel menschlicher Schwäche bieten. »Ich gehe auf jeden Fall in See«, sagte er kalt, »sobald die Besatzung an Bord ist

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