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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Wenn keine Truppen an Bord waren, dann sollte der Versuch unternommen werden, festzustellen, wo sie an Land gesetzt worden waren, befanden sich Truppen an Bord, dann galt es, die Daring in Sicht zu halten, bis sie gelandet wurden. Zum Schluß wurde den Kommandanten nochmals nahegelegt, mit größter Umsicht und Besonnenheit zu handeln und insbesondere alle Maßnahmen zu vermeiden, die als unberechtigte Einmischung in die Operationen der Daring gedeutet werden konnten. Angesichts der Tatsache, daß dieser Befehl New Orleans nicht vor dem folgenden Morgen verlassen konnte und auch dann nur mit langsamen Kauffahrern reiste, durfte man kaum annehmen, daß er ein Schiff des Westindien-Geschwaders erreichte, ehe die Daring ihre Absichten, welche immer es waren, ausführen konnte. Und doch war es nötig, allen nur denkbaren Möglichkeiten Rechnung zu tragen. Mit schweißnasser Hand unterzeichnete Hornblower zwanzig Abschriften seines Befehls, überzeugte sich, daß sie richtig versiegelt wurden, und übergab sie Sharpe. An der Stelling schüttelten sie einander zum Abschied noch einmal die Hände.
    »Ich meine, Mylord«, sagte Sharpe, »Cambronne wird Port au Prince oder Havanna anlaufen.«
    Diese beiden Häfen waren rund tausend Meilen voneinander entfernt.
    »Könnte er nicht ebenso gut Cartagena oder La Guayra ansteuern?« fragte Hornblower ironisch. Diese Plätze lagen ebenfalls tausend Meilen auseinander und mehr als tausend Meilen von Havanna.
    »Das könnte ebenfalls möglich sein«, sagte Sharpe.
    Hornblowers Ironie hatte augenscheinlich ihre Wirkung ganz verfehlt. Dennoch konnte man nicht sagen, daß Sharpe kein Gefühl für Hornblowers schwierige Lage hatte, denn er fuhr alsbald fort: »Wie es auch kommen mag, meine besten Wünsche begleiten Sie, Mylord. Ich bin überzeugt, daß der Erfolg Eurer Lordschaft auch diesmal treu bleiben wird.«
    Die Crab warf die Leinen los, die Temeraire hatte sie im Schlepp und spuckte aus ihrem Schornstein so viel Rauch und Funken, daß Harcourt entsetzt die Hände rang. Er fürchtete nicht nur die Feuersgefahr, sondern auch die unvermeidlichen Rußflecken auf seinem makellosen Deck. Darum ließ er alle Mann Wasser von außenbords überpumpen und ohne Unterlaß Deck und Takelage benetzen.
    »Frühstück, Mylord?« fragte Gerard, der neben Hornblower stand.
    Frühstück? Es war jetzt ein Uhr nachmittags, er war seit gestern nicht in der Koje gewesen, er hatte gestern Abend viel zuviel getrunken, er hatte einen arbeitsreichen, einen aufregenden Vormittag hinter sich und war auch in diesem Augenblick noch voll nervöser Ungeduld. Für den Bruchteil einer Sekunde lag ihm ein barsches »Nein« auf der Zunge, aber dann fiel ihm ein, wie er sich gestern (erst gestern? War es nicht mindestens eine Woche her?) über die kurze Verspätung des Frühstücks beklagt hatte. Nein, er wollte sich seine Erregung nicht zu deutlich anmerken lassen. »Selbstverständlich. Es hätte längst serviert werden können, Mr. Gerard«, sagte er und hoffte, daß es ihm einigermaßen gelang, den immer noch nüchternen und darob gereizten Mann zu spielen.
    »Aye, aye, Mylord«, sagte Gerard. Er war nun schon seit mehreren Monaten Hornblowers Flaggleutnant und kannte sich fast so gut mit seinen Launen und Stimmungen aus wie eine gute Ehefrau. Vor allem wußte er um die unter einer rauhen Schale verborgene Herzensgüte dieses Mannes. Er selbst war der Sohn eines alten Freundes und hatte diesen Posten erhalten, obwohl sich die Söhne von Admiralen und Herzögen darum gerissen hätten, als Flaggleutnant unter dem sagenhaften Hornblower zu dienen.
    Hornblower zwang sich mit Gewalt, seine Früchte und seine weichen Eier aufzuessen und trotz der Hitze seinen Kaffee zu trinken. Es dauerte eine ganze Weile, ehe er wieder an Deck kam, und während dieser Zeit war es ihm weiß Gott gelungen, sein Problem ganz - oder sagen wir lieber fast ganz - zu vergessen. Kaum stand er aber wieder an Deck, da stürzte auch dieses Problem mit aller Wucht von neuem über ihn herein. Es quälte und beunruhigte ihn so, daß er weder der ungewöhnlichen neuen Art der Flußschiffahrt Interesse abgewann, noch einen Blick für die flachen Ufer übrig hatte, die so ungewöhnlich rasch vorüberglitten. War dieser überstürzte Aufbruch von New Orleans nicht nur ein Ausdruck seiner ohnmächtigen Wut? Er konnte ja nicht hoffen, die Daring jemals einzuholen. Was immer sie im Sinn hatte, sie landete ihren Streich sozusagen vor seiner Nase und machte

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