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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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dringend nahelegen, sich unter Deck zu begeben und trockene Sachen anzuziehen.« Aus Gerards Worten sprach ehrliche Besorgnis um die Gesundheit seines Admirals. Das Prasseln des Regens auf Gerards Ölzeug hörte sich an wie ein Salpeter-Quetschwerk in einer Pulvermühle.
    »Also schön, wenn Sie meinen«, sagte Hornblower. Er kletterte den engen Niedergang hinunter. Gerard folgte ihm auf dem Fuß und rief sofort mit lauter Stimme: »Giles!«
    Hornblowers Bursche war im Augenblick zur Stelle. »Legen Sie trockene Sachen für Seine Lordschaft bereit.« Giles begann in der kleinen Kajüte herumzuhantieren und kniete zuletzt an Deck, um ein frisches Hemd aus der Seekiste zu fischen. Als Hornblower seinen Hut abnahm, klatschten ein paar Liter Wasser neben ihn an Deck. »Kümmern Sie sich darum, daß die Sachen Seiner Lordschaft sachgemäß getrocknet werden«, befahl Gerard. »Aye, aye, Sir«, sagte Giles mit so viel gespielter Geduld, daß Gerard auf jeden Fall merken mußte, wie überflüssig er diesen Befehl fand. Hornblower wußte, daß ihm diese beiden Männer ehrlich ergeben waren. Bis jetzt hatten ihre Gefühle für ihn sogar einen offenkundigen Mißerfolg überdauert - wie lange blieb es noch dabei? »Es ist gut«, sagte er, weil ihm die beiden plötzlich auf die Nerven gingen, »ich werde jetzt schon allein fertig.« Vornübergebeugt, daß er mit dem Kopf nicht an die Deckbalken stieß, stand er in seiner Kajüte und ging daran, den durchweichten Uniformrock aufzuknöpfen. Dabei merkte er, daß er immer noch das Ordensband und den Stern trug. Er zog das Band über den Kopf, es triefte wie alles andere vor Nässe. Ihm schien, als höhnten ihn Band und Stern gerade zur rechten Zeit ob seines dummen Versagens, denn just im gleichen Augenblick war er ohnedies voll Zorn über sich selbst, weil er wieder einmal mit dem Gedanken spielte, die Daring könnte auf ihrer Schleppfahrt zur Mündung vielleicht doch noch irgendwo auf Grund geraten sein.
    Es klopfte an der Tür, und Gerard trat wieder ein. »Ich habe doch gesagt, daß ich mich allein umziehen kann«, fuhr ihn Hornblower an.
    »Meldung von Mr. Harcourt, Mylord«, sagte Gerard mit unbeirrbarer Ruhe: »Der Schlepper wird bald loswerfen, der Wind ist günstig, es weht ziemlich kräftig aus Ost zu Nord.«
    »Danke.«
    Die kräftige Brise, die günstige Windrichtung, das alles kam der Daring zugute. Bei widrigen, unbeständigen Winden hätte die Crab vielleicht Aussicht gehabt, sie einzuholen. Das Schicksal spielte ihm diesmal wirklich jeden erdenklichen Streich.
    Giles hatte die Gelegenheit benutzt, um wieder in die Kajüte zu schlüpfen. Eben nahm er Hornblower den nassen Rock aus der Hand.
    »Habe ich dich nicht hinausgeschickt? Scher dich zum Teufel!« brüllte Hornblower erbarmungslos. »Aye, aye, Mylord«, antwortete Giles mit unerschütterlichem Gleichmut.
    »Da ist noch dieses Ding hier - diese Mütze. Was soll ich damit anfangen?« Er hatte die Bärenmütze der Kaiserlichen Garde in der Hand, die unten im Schrank gelegen hatte. »Weg damit!« schrie ihn Hornblower an. Er hatte gerade die Schuhe ausgezogen und schälte sich eben mühsam die nassen Socken von den Füßen, als ihm blitzartig die Erleuchtung kam. Ohne sich erst aufzurichten, dachte er fieberhaft nach.
    Eine Bärenmütze - Ballen über Ballen, alle vollgepackt mit Bärenmützen. Wozu sollten die gut sein? Musketen, Bajonette, ja, die konnte man sich erwarten, Uniformen vielleicht auch.
    Aber welcher vernünftige Mensch rüstet ein Regiment Soldaten für den Dienst im tropischen Amerika ausgerechnet mit Bärenmützen aus?
    Jetzt kam er langsam aus seiner gebückten Stellung hoch, rührte sich aber, immer noch tief in Gedanken, nicht von der Stelle, wo er stand. Schon die Uniformen mit ihren Messingknöpfen und ihrer Goldstickerei waren unter den zerlumpten Horden Bolivars fehl am Platze, die Bärenmützen waren in solcher Umgebung schlechterdings eine Narrheit.
    »Giles!« schrie er, und als Giles die Nase durch die Tür hereinsteckte: »Sofort die Mütze her!« Er drehte sie um und um und fühlte dabei immer deutlicher, daß er den Schlüssel zu Cambronnes Geheimnis in Händen hielt. Da war die schwere Kette aus poliertem Messing, da der bronzene Kaiserliche Adler.
    Cambronne war doch ein alter Feldsoldat mit zwanzig Jahren Kriegserfahrung. Undenkbar, daß er seinen Leuten zumuten würde, in dieser Aufmachung in den verseuchten Sümpfen Mittelamerikas oder in dem hitzeflimmernden Röhricht

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