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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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wissen wir wenigstens, daß sie eine volle Ladung an Bord hat«, sagte er.
    Fell war noch immer mit verbissenem Eifer bemüht, die Segeleigenschaften der Clorinda zu verbessern. »Mister Sefton, lassen Sie alle Geschosse nach Luv schaffen.«
    »Die Estrella ändert Kurs!« Ein halbes Dutzend Stimmen sang diese Nachricht gleichzeitig aus. »Belege den Befehl, Mister Sefton!«
    Fells Kieker richtete sich wie alle anderen auf die Estrella .
    Die hatte ihr Ruder ein wenig aufgelegt und fiel mit frecher Stirn ab, um der Clorinda vor dem Bug vorüber zu laufen.
    »Dieser unverschämte Hund!« schrie Fell. Jedermann verfolgte gespannt, wie die beiden Schiffe auf konvergierenden Kursen dahinjagten. »Sie schert uns noch außer Schußweite vor dem Bug vorbei«, prophezeite Gerard. Mit jeder Sekunde des Zögerns konnte man deutlicher sehen, daß es so kommen mußte.
    »An die Brassen!!« brüllte Fell. »Rudergänger! Backbordruder!
    Komm auf! Komm auf! Recht so, wie's jetzt geht!«
    »Wir sind zwei Strich abgefallen«, sagte Hornblower. »Damit haben sich unsere Aussichten gebessert.« Der Bug der Clorinda wies jetzt auf einen mehrere Meilen vorausliegenden Schnittpunkt mit dem Kurs der Estrella . Da jetzt beide Schiffe mit raumerem Kurs liefen, konnte man überdies annehmen, daß die Estrella aus ihren Schratsegeln und ihren scharfen Linien nicht mehr so viel Vorteil zog.
    »Nehmen Sie einmal eine Peilung, Gerard«, befahl Hornblower.
    Gerard trat an den Kompaß und las die Peilung sorgfältig ab.
    Spendlove ließ seinen Blick über das blitzblaue Wasser wandern und meinte: »Ich weiß nicht, aber mir scheint, sie läuft uns immer noch weg.«
    »Wenn das stimmt«, sagte Hornblower, »dann können wir nur noch hoffen, daß ihr etwas von oben kommt.«
    »Gewiß, Mylord, diese Hoffnung bleibt uns noch«, sagte Spendlove. Der Blick, den er dabei nach oben sandte, verriet seine Angst, daß die Takelage der Clorinda noch vor der des Sklavenschiffs zu Bruch gehen könnte. Die Clorinda hatte jetzt Wind und See nahezu querein. Sie führte jeden Fetzen Leinwand, den sie tragen konnte, und lag unter dem gewaltigen Druck ihrer Segel so weit auf der See, daß sie sich nur mit Widerstreben über die anrollenden Seen hinwegzuwälzen schien, die gurgelnd durch ihre offenen Geschützpforten rauschten. Hornblower merkte, daß er keinen trockenen Faden mehr am Leib hatte, aber unter diesen Umständen war wohl niemand an Bord besser daran. »Mylord haben immer noch nicht gefrühstückt«, sagte Gerard.
    Hornblower suchte zu verbergen, daß ihn diese Erinnerung irgendwie irritierte. Er hatte das Frühstück ganz vergessen, obwohl er sich noch vor kurzem so lebhaft darauf gefreut hatte.
    »Ganz recht, Mr. Gerard«, sagte er scherzend, aber nicht eben geistreich, weil ihm die Frage zu überraschend gekommen war.
    »Und was, meinen Sie, soll nun werden?«
    »Ich fühle mich verpflichtet, Sie daran zu erinnern, Mylord«, sagte Gerard, »Ihre Ladyschaft...«
    »Ihre Ladyschaft hat Ihnen ans Herz gelegt, mich zu geregelten Tischzeiten anzuhalten«, entgegnete Hornblower.
    »Das weiß ich wohl. Aber ihre Ladyschaft konnte auf Grund mangelnder Erfahrung natürlich nicht wissen, daß einem ausgerechnet zur Tischzeit ein schnellsegelnder Sklavenhändler in die Quere kommen kann.«
    »Darf ich Ihnen dennoch nahelegen, jetzt etwas zu sich zu nehmen, Mylord?«
    Da er nun wieder an das Frühstück erinnert worden war, lockte es ihn mehr als je zuvor, aber es fiel ihm doch allzu schwer, ausgerechnet während dieser spannenden Verfolgungsjagd unter Deck zu gehen.
    »Nehmen Sie noch eine Peilung, ehe ich mich entscheide«, sagte er, um noch etwas Aufschub zu gewinnen. Gerard trat wieder an den Kompaß.
    »Die Peilung wird stetig spitzer, Mylord«, meldete er. »Wir werden sie bald recht voraus haben.«
    »Das stimmt«, sagte Spendlove, der seinen Kieker dauernd auf die Estrella gerichtet hielt.
    »Es scheint - ja wirklich, es sieht so aus, als holten sie an ihren Schoten. Vielleicht...«
    Hornblower riß sofort sein Glas ans Auge. »Sie halst!« rief er.
    »Weiß Gott, sehen Sie nur, wie sie herumkommt!« Die Estrella hatte offenbar einen schneidigen Kapitän und eine gut ausgebildete Mannschaft. Sie hatte ihre Schoten dichtgeholt, und die Besatzung stand klar an den Marsbrassen. Das Ruder wurde hart aufgelegt, so daß sie in rascher Drehung herumkam. Jetzt zeigte sie sich vor Hornblowers bewaffnetem Auge in ihrer ganzen Schönheit von der Seite. Ihr neuer Kurs

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