Hornblower 10 - Hornblower in Westindien
Goldstickerei im Schein der untergehenden Sonne blitzte und funkelte.
»Aha, die hohe Behörde«, sagte Hornblower. Das Fallreep wurde gebührend besetzt, der Offizier kam unter dem Getriller der Bootsmannsmaatenpfeifen an Bord und hob die Hand zu einem sehr korrekten Gruß. Hornblower kam herzu, um ihn gemeinsam mit Fell zu begrüßen. Der Mann sprach Spanisch, und Hornblower merkte sogleich, daß Fell kein Wort davon verstand. »Major Mendez-Castillo«, stellte sich der Offizier vor, »Erster und persönlicher Adjutant Seiner Exzellenz des Generalkapitäns von Puerto Rico.«
Er war groß und schlank und trug ein winziges Bärtchen, das wie aufgeschminkt wirkte. Voller Vorsicht und Zurückhaltung faßte er die beiden Offiziere mit ihren roten Ordensbändern, Sternen und glitzernden Epauletten ins Auge, die zu seinem Empfang bereitstanden. »Willkommen, Herr Major«, sagte Hornblower. »Ich bin Konteradmiral Lord Hornblower, Oberbefehlshaber Seiner Britannischen Majestät Schiffe und Fahrzeuge in den Westindischen Gewässern. Darf ich mir erlauben, Ihnen Kapitän Sir Thomas Fell vorzustellen. Er ist Kommandant Seiner Britannischen Majestät Fregatte Clorinda .«
Mendez-Castillo verbeugte sich vor jedem der beiden Offiziere in formvollendeter Weise. Man merkte ihm ein wenig an, daß er froh war, jetzt zu wissen, wer von den beiden den höheren Rang einnahm.
»Willkommen in Puerto Rico, Eure Exzellenz«, sagte er. »Wir wissen natürlich bereits, daß der berühmte Lord Hornblower jetzt den Oberbefehl innehat und hofften schon lange, daß er uns mit seinem Besuch beehren würde.«
»Meinen besten Dank für Ihre freundlichen Worte«, sagte Hornblower.
»Auch Ihnen und Ihrem Schiff, Herr Kapitän, entbiete ich unseren Willkommensgruß«, fügte Mendez-Castillo eiligst hinzu, damit ja nicht der Eindruck entstand, er hätte einem gewöhnlichen Kommandanten nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt, weil ihn die Begegnung mit dem sagenhaften Hornblower alles andere vergessen ließ. Fell beantwortete den Gruß mit einer ungelenken Verbeugung - es war nicht nötig, ihm die Worte des Spaniers zu übersetzen.
»Seine Exzellenz hat mich beauftragt«, fuhr Mendez-Castillo fort, »an Eure Exzellenz die Frage zu richten, ob sich Seiner Exzellenz anläßlich dieses denkwürdigen Besuches die Möglichkeit bietet, Eurer Exzellenz in irgendeiner Form behilflich zu sein.«
Auf spanisch ließ sich dieser prunkvolle Satz sogar noch kunstvoller und komplizierter drechseln als in englischer Sprache. Während Mendez-Castillo sprach, huschte sein Blick für den Bruchteil einer Sekunde zur Estrella hinüber. Offenbar war der Versuch der Clorinda , den Sklavenhändler abzufangen, schon in allen seinen Einzelheiten bekannt geworden. Ein erhebliches Stück der vergeblichen Jagd hatte man sicherlich auch vom Morro aus genau verfolgt. Irgendwie konnte man aus dem Gebaren des Majors den Eindruck gewinnen, daß eine Erörterung des Falles Estrella überhaupt nicht in Frage kam.
»Unser Aufenthalt wird nur kurz bemessen sein«, sagte Hornblower. »Kapitän Fell muß dringend seinen Wasservorrat ergänzen.«
Als Mendez-Castillo das hörte, wurde er sofort zugänglicher.
»Wir stehen ihm selbstverständlich zu Diensten«, sagte er hastig. »Nichts könnte einfacher sein. Ich werde den Hafenkapitän anweisen, Kapitän Fell jede erdenkliche Unterstützung zu gewähren.«
»Sie sind zu gütig, Herr Major«, sagte Hornblower. Wieder wurden Verbeugungen ausgetauscht, an denen sich auch Fell lebhaft beteiligte, obwohl er kein Wort verstanden hatte.
»Seine Exzellenz wies mich ferner an«, sagte Mendez-Castillo, »seiner Hoffnung Ausdruck zu geben, daß ihn Eure Exzellenz mit Dero Besuch beehren möchten.«
»Ich hatte ebenso lebhaft gehofft, daß Seine Exzellenz die große Güte haben werde, mich dazu aufzufordern.«
»Seine Exzellenz wird entzückt sein, das zu hören. Würden Eure Exzellenz die große Güte haben, Seine Exzellenz heute Abend aufzusuchen? Seine Exzellenz wäre hocherfreut, Eure Exzellenz mit einigen Herren Ihres Stabes um acht Uhr in La Fortalesa, dem Palast von Santa Catalina, empfangen zu dürfen.«
»Seine Exzellenz ist zu gütig. Wir sind von seiner Einladung aufrichtig begeistert.«
»Ich werde Seiner Exzellenz von der Aufnahme seiner Einladung berichten. Vielleicht ist es Eurer Exzellenz angenehm, wenn ich rechtzeitig an Bord komme, um Eurer Exzellenz und dero Begleitung den Weg zu zeigen.«
»Dafür wären wir Ihnen
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