Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Aussicht für uns bestände, die Estrella zu kapern.«
    »Was Sie nicht sagen, Sir Thomas! Ich wäre glücklich, wenn das gelänge. Lassen Sie mich bitte hören, wie Sie sich die Sache denken.«
    »Die Estrella geht morgen in See, Mylord, wahrscheinlich schon in der Dämmerung mit der Landbrise. Wir könnten nun heute Abend noch eine - eine Art Schleppsack unter Wasser an ihr festmachen, am besten vielleicht hinten am Ruder. Sie läuft ja ohnedies höchstens eine oder zwei Meilen mehr als wir.
    Wenn wir dann gleich nach ihr auslaufen, können wir sie draußen auf See vielleicht einholen...«
    »Großartig, Sir Thomas! Das ist eine glänzende Idee, die - lassen Sie mich das ausdrücklich betonen - Ihrem Ruf als Seemann alle Ehre macht.«
    »Sie sind zu gütig, Mylord.« Man merkte Fell nur zu deutlich an, wie er innerlich mit sich rang. Er zögerte eine Weile, ehe er fortfuhr: «... Um es offen zu sagen, Mylord: Der Gedanke stammt von Ihrem Sekretär Spendlove.«
    »Was, von Spendlove? Das ist ja kaum zu glauben.«
    »Doch er getraute sich nicht, Ihnen den Vorschlag selbst zu unterbreiten, Mylord, darum kam er damit zu mir.«
    »Aber sicherlich hat er nur den ersten Anstoß gegeben, der dann das Räderwerk Ihrer eigenen Gedanken in Bewegung setzte. Jedenfalls tragen Sie die Verantwortung für das Unternehmen, darum gebührt Ihnen auch das Verdienst, wenn es zum Erfolg führt. Hoffen wir, daß Ihnen dieses Verdienst in reichem Maße zuteil wird.«
    »Gehorsamsten Dank, Mylord.«
    »Und nun zu dem Schleppsack. Wie stellen Sie sich dieses Ding vor, Sir Thomas?«
    »Ich denke an einen größeren Treibanker, Mylord, eine Rolle Segeltuch Stärke Null zu einer Röhre genäht, deren vordere Öffnung weiter ist als die hintere.«
    »Meinen Sie nicht, daß wir das Ganze doch noch verstärken müssen? Auch Null-Segeltuch hält nicht stand, wenn die Estrella mit zwölf Meilen losgeht.«
    »Jawohl, Mylord, darüber bin ich mir klar. Darum sollen in kleinen Abständen Liektaue eingenäht werden, was ja ganz einfach zu machen ist. Außerdem haben wir eine Wasserstagkette in Reserve an Bord. Die könnte man rings um die vordere Öffnung des Schleppsacks nähen »... und so an der Estrella befestigen, daß sie den Hauptzug aufnimmt.«
    »Gewiß, Mylord, so ungefähr hatte ich es mir gedacht.«
    »Die Kette würde zugleich dazu dienen, den Schleppsack unter Wasser und aus Sicht zu halten.«
    »Jawohl, Mylord.«
    Als Fell gewahr wurde, wie rasch Hornblower alle diese technischen Einzelheiten begriff, faßte er immer mehr Mut.
    Seine anfängliche Nervosität verwandelte sich allmählich in helle Begeisterung.
    »Ich dachte - Spendlove regte das an, Mylord - wir können die unteren Fingerlinge des Ruders dazu benutzen.«
    »Dann wird das Ruder wahrscheinlich glatt herausgerissen, wenn richtig Kraft auf den Schleppsack kommt.«
    »Das könnte uns doch nur recht sein, Mylord.«
    »Natürlich, das ist klar.«
    Fell ging durch die Kajüte und trat an das offene Heckfenster.
    »So wie wir im Augenblick liegen, können Sie die Estrella von hier aus nicht sehen, Mylord«, sagte er, »aber Sie können Sie hören.«
    »Und riechen auch«, sagte Hornblower, der neben ihn getreten war.
    »Jawohl, Mylord. Sie waschen gerade den Raum aus. Aber wie gesagt, man kann sie auch hören.« Zusammen mit den Wolken von Gestank drang ganz deutlich das ununterbrochene Gewimmer der armen Sklaven herüber, ja, Hornblower glaubte sogar, das Klirren der Fußfesseln zu hören.
    »Sir Thomas«, sagte Hornblower, »ich halte es für angebracht, daß Sie ein Boot aussetzen und von heute Abend an Wache ums Schiff rudern lassen.«
    »Ein Wachboot, Mylord?« Fell war nicht eben schnell von Begriff, und in Friedenszeiten waren diese scharfen Maßnahmen zum Abfangen von Deserteuren ja auch unnötig.
    »Aber natürlich! Sonst springt Ihnen gleich nach Dunkelwerden die halbe Besatzung über Bord und schwimmt an Land. Das ist Ihnen doch hoffentlich klar, Sir Thomas. Sie wissen ja, die Leute haben den unwiderstehlichen Drang, dem brutalen Borddienst den Rücken zu kehren. Dem müssen wir einen Riegel vorschieben. Zum mindesten wird das Wachboot den Verkauf von Schnaps durch die Geschützpforten unterbinden.«
    »Hm - gewiß Mylord, das wird es wohl.« Fell hatte offenbar immer noch nicht begriffen, was Hornblower mit seinem Wunsch bezweckte, darum mußte er noch deutlicher werden.
    »Setzen wir jetzt, bei Tageslicht, ein Wachboot aus, so ist es für mich eine Kleinigkeit, den

Weitere Kostenlose Bücher